Wider den Gigantismus
Zum Bürgerentscheid:
Das in dieser Höhe eindeutige Votum der Lindauer beim Bürgerbegehren ist meiner Meinung nach weniger als ein Ignorieren der berechtigten Sorgen der Insel-Kaufmannschaft zu interpretieren, sondern vielmehr Ausdruck der Überforderung der Bürger mit immer noch mehr Gigantismus und immer noch mehr Beton.
Vielleicht waren die letzten Jahre einfach zu viel, mit einem Parkhaus mit Seesicht, einem Thermenkoloss statt historischem Seebad, einem Therese-von-Bayern-Aufmarschplatz, einer Tsunami-Schutzmauer am Kleinen See und einem als Unterführung getarnten Autobahnkreuz, um nur ein paar zu nennen. Jede Baumaßnahme ist für sich betrachtet wahrscheinlich noch vertretbar, in Summe aber der Tod des kleinstädtischen, historischen, gemütlichen, bisweilen auch etwas verschlafenen Lindau. Und damit ja noch nicht genug, oder glaubt ernsthaft jemand, dass der Schützingerweg zwischen Eilguthalle und Karlsbastion, bislang einer der malerischsten und idyllischsten Orte auf der gesamten Insel, noch derselbe sein wird, nachdem die Gartenschau über ihn hinweggerollt ist?
Vielleicht sollte es einfach einmal gut sein, und es muss wieder Vernunft und Augenmaß in die Lindauer Stadtpolitik Einzug halten. Augenmaß auch und gerade in Bezug auf die enorme Schuldenlast, die mittlerweile auf dieser Stadt lastet.
Stefan Rösler,
Lindau