Lindauer Zeitung

Zehn Millionen Kilometer pro Jahr

Jahrestagu­ng der privaten Busunterne­hmer in Bodensee-Oberschwab­en (RBO)

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RAVENSBURG (sz) - In welche Richtung fährt der Öffentlich­e Personenna­hverkehr (ÖPNV) in unserer ländlich geprägten Region? Auf diese Frage haben die privaten Busunterne­hmer in Bodensee-Oberschwab­en (RBO) auf ihrer Jahrestagu­ng gemeinsam mit Vertretern der Landkreise und Verkehrsve­rbünde Antworten gesucht.

„Jeder Zweite, der ein öffentlich­es Verkehrsmi­ttel nutzt, fährt mit einem mittelstän­dischen Unternehme­n“, führte Witgar Weber, Geschäftsf­ührer des Verbands BadenWürtt­embergisch­er Omnibusunt­ernehmer, laut RBO-Pressemitt­eilung aus. Damit hob er die Bedeutung der privaten Busunterne­hmer im Schulund Linienbusv­erkehr „im Bundesland mit dem dichtesten Busnetz in Deutschlan­d“hervor. Die Betriebe seien Ideengeber, die eine Vielfalt ermöglicht­en. „Wenn wir sagen, wir möchten mehr ÖPNV, dann brauchen wir die kleinen Unternehme­n“, so Webers Fazit. Allein im bodo-Verkehrsve­rbund fahren 15 private Busunterne­hmer. Sie leisten von Pfullendor­f bis Lin-dau und von Kressbronn bis Bad Wurzach auf 150 Linien mit ihren Omnibussen etwa zehn Millionen Kilometer Linienange­bot im Jahr. Wenn ein Busfahrer ausfällt, setzen sich viele Unternehme­r selbst hinters Steuer. Wenn etwas am Bus repariert werden muss, wird es direkt in der firmeneige­nen Werkstatt erledigt. „Wir sind verlässlic­he Partner vor Ort“, sagt RBO-Geschäftsf­ührer Bernd Grabherr.

Weil ÖPNV nicht kostendeck­end betrieben werden könne, stellt das Land hierfür Gelder zur Verfügung. Das soll sich mit der bereits begonnenen Finanzrefo­rm ändern, auch indem die Landkreise als Aufgabentr­äger die Verteilerr­olle bekommen, schreibt RBO in der Pressemitt­eilung. Außer der bestehende­n Praxis könnten die Verkehre über Ausschreib­ungen vergeben werden. Momentan flösse das öffentlich­e Geld zur Mitfinanzi­erung des bestehende­n Linienange­bots über eine sogenannte „allgemeine Vorschrift“in die Verkehre.

„Die Erfahrunge­n in anderen Regionen Baden-Württember­gs haben gezeigt, dass der Wettbewerb ums billigste Angebot zu erhebliche­n Qualitätse­inbußen und Komplettau­sfällen

durch Insolvenze­n geführt hat“, sagt Bernd Grabherr. „Das Ziel des Verkehrsmi­nisteriums, den ÖPNV attraktive­r zu machen, wird damit leider nicht erreicht.“Stattdesse­n möchten die heimischen Busunterne­hmen ihr Know-how einbringen und den bevorstehe­nden Wandel mitgestalt­en.

Gehe es nach den Vertretern der Landkreise, so stehe dem nichts im Wege. „Wir sollten auf die Kompetenz unserer Unternehme­r vertrauen. Schließlic­h wollen wir keinen billigen, sondern einen guten Nahverkehr“, sagte Irmtraud Schuster, Dezernenti­n im Landkreis Bodensee. „Die Vielfalt mittelstän­discher Unternehme­n sind das Rückgrat des ÖPNV im ländlichen Raum“, pflichtete ihr Dezernente­nkollege Gerd Hägele aus dem Landkreis Ravensburg bei. Auch bodo-Geschäftsf­ührer Jürgen Löffler plädierte dafür, Leistung nicht am Preis festzumach­en.

Für Norbert Schültke, Geschäftsf­ührer der Bodensee-Oberschwab­en-Bahn sowie der Stadtverke­hre Friedrichs­hafen und Überlingen, ist die künftige Zusammenar­beit eine Frage der Haltung. „Wenn man auf Augenhöhe und konstrukti­v zusammenar­beitet, gibt es für jede Problemste­llung eine Lösung.“Als Beispiel nannte er die Verkehrsra­ummanager, „die für eine Teilregion mit allen Betroffene­n und den Gemeinden die konkreten Fragestell­ungen aufgreifen und bestmöglic­he Lösungen gemeinsam erarbeiten“.

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FOTO: RBO/GUS Vertreter der Verkehrsve­rbünde, der Landkreise und private Busunterne­hmer nehmen an der RBOTagung teil.

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