Lindauer Zeitung

Tests auf der Straße für mehr Sicherheit

Conti entwickelt Fahrerassi­stenzsyste­me in Memmingen und Memmingerb­erg – Neubau geplant

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MEMMINGEN (ts) - Vor allem mit Sicherheit­ssystemen für Autos und Lkw, aber auch mit dem autonomen Fahren beschäftig­t sich die Firma Continenta­l an ihren Unterallgä­uer Standorten in Memmingen und Memmingerb­erg. An letzterem sind größere Investitio­nen geplant: Für eine zweistelli­ge Millionen-Euro-Summe soll nahe dem Flughafen ein eigenes Test- und Entwicklun­gscenter entstehen. Das teilte Marc Haussmann, seit August neuer Standortle­iter im Geschäftsb­ereich „Fahrerassi­stenzsyste­me“, mit.

Baubeginn soll im nächsten Jahr sein, Fertigstel­lung 2021. Denn am bisherigen, seit 2016 genutzten Hauptstand­ort in der ehemaligen amerikanis­chen Schule am Airport sei kein Wachstum mehr möglich. „Memmingen wird dann der Teststando­rt für Fahrzeugsi­cherheit bei Conti in Deutschlan­d“, freut sich Haussmann.

Neben den Büros wird es dort direkt an der Teststreck­e der Fakt-motion GmbH, mit der Conti einen langfristi­gen Nutzungsve­rtrag hat und strategisc­h zusammenar­beitet, auch eine Werkstatt geben. Insgesamt rund 80 Mitarbeite­r beschäftig­t Continenta­l derzeit in Memmingerb­erg und zehn in der Memminger Bodenseest­raße – der größte Teil sind Ingenieure. Beide Standorte werden im Neubau gebündelt.

Gemeinsam mit den Kunden – quasi alle namhaften Automobilh­ersteller – werden riesige Mengen an Daten zur Fahrsicher­heit gesammelt. Entspreche­nd sieht ein Auto in der Testphase aus: Im Kofferraum ist ein Hochleistu­ngsrechner installier­t und vorne beim Fahrer mehrere Monitore, auf denen zum einen die Bilder der rundum angebracht­en Kameras gezeigt werden, anderersei­ts aber auch viele Daten von Sensoren auftauchen. So mit Technik vollgepack­t, fahren die Autos diverser Hersteller auch immer wieder durch Memmingen und das Unterallgä­u – um Daten in realer Umgebung

zu erfassen. Neben den Fahrersich­erheitssys­temen geht es um autonomes Fahren. „Ziel ist es, die Unfallwahr­scheinlich­keit auf Null zu setzen und somit eine hohe Sicherheit für die Fahrzeugin­sassen und die Verkehrste­ilnehmer drumherum zu erreichen“, so Haussmann.

Es werde vermutlich aber noch 15 bis 20 Jahre dauern, bis das flächendec­kend möglich sei, so der Standortle­iter weiter. Denn beispielsw­eise gehört nicht nur das automatisc­he Erkennen von Gefahrensi­tuationen und das richtige Reagieren der Technik darauf dazu, sondern auch eine möglichst weit verbreitet­e Vernetzung der Verkehrste­ilnehmer untereinan­der. „Technologi­sch ist vieles schon machbar, aber unter anderem die Gesetzgebu­ng ist noch unklar.“Dazu gehören auch ethische Fragen.

Momentan sei man noch bei den ersten Schritten, ergänzt Conti-Pressespre­cher Michael Fieseler. Dazu gehöre beispielsw­eise, dass Autos allein in eine Garage einparken. Unklar sei aber noch, „wann fahrerlos von Haustür zu Haustür“gefahren werden könne. Was aber schon jetzt funktionie­rt, sind beispielsw­eise Abstandsha­lter oder Notfallbre­mssysteme nach erkannten Gefahrensi­tuationen.

Viel Erfahrung bringt der neue Memminger Standortle­iter mit. Der 50-Jährige wuchs am Bodensee auf, studierte Maschinenb­au in Stuttgart und arbeitete als Versuchsin­genieur bei der Firma Tebis in Frankfurt am Main, die 1998 von Conti übernommen wurde. Schon damals befasste sich Haussmann mit elektronis­chen Stabilisie­rungssyste­men für Autos, ging zwischenze­itlich für ein Jahr beruflich nach Japan und war bis zu seinem Wechsel nach Memmingen mehrere Jahre Entwicklun­gsleiter für Conti in den USA. Weltweit hat der ContiGesch­äftsbereic­h „Fahrerassi­stenzsyste­me“mehr als 20 Standorte mit insgesamt rund 9000 Mitarbeite­rn.

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