Lindauer Zeitung

Viel Freude und ein großes Aber

Nach dem ersten Sechs-Punkte-Wochenende und dem Sprung auf Rang zehn mahnt der EVL-Vorsitzend­e Bernd Wucher zur Vorsicht

- Von Martin Deck

LINDAU - So ganz weiß Bernd Wucher die Situation auch nicht einzuschät­zen. Dass die EV Lindau Islanders nach ihrem katastroph­alen Saisonstar­t in der Eishockey-Oberliga so schnell zurück in die Spur finden und nach den zwei Siegen gegen Riessersee (1:0) und Höchstadt (7:2) am Wochenende schon vor der Halbzeit der Saison die Abstiegsrä­nge verlassen haben, überrascht auch den Vorsitzend­en des EV Lindau ein wenig. „Vor fünf Wochen wäre es undenkbar gewesen, dass die Jungs so ein enges Spiel wie gegen Riessersee über die Zeit bringen“, sagt Wucher und ergänzt: „Wir sind einfach glückselig, dass wir die Wochenende­n wieder genießen können und jetzt sogar zwei Siege eingefahre­n haben.“

Für die Verantwort­lichen des EVL ist die vierte Saison in der dritthöchs­ten deutschen Eishockeyl­iga bislang eine emotionale Achterbahn­fahrt – mit klarer Tendenz nach oben. Nach nur einem Sieg in den ersten acht Saisonspie­len standen die Lindauer früh weit abgeschlag­en im Tabellenke­ller. Doch dann folgten sechs Siege in acht Spielen und der Sprung auf Tabellenpl­atz zehn, der zur Meistersch­aftsrunde berechtige­n und den direkten Klassenerh­alt bedeuten würde. Selbst die Play-off-Plätze sind nur noch drei Punkte entfernt. Davon möchte Bernd Wucher aber nichts wissen: „Es wäre vermessen, jetzt nach oben zu schielen. Platz zehn ist für uns das Nonplusult­ra und wir müssen alles dafür tun, diesen zu verteidige­n.“Der Vorsitzend­e warnt nach den jüngsten Erfolgserl­ebnissen daher auch vor zu viel Euphorie: „Das ist ganz gefährlich. Wir wissen selbst und sehen es jetzt auch an anderen Mannschaft­en, wie schnell es auch wieder in die andere Richtung gehen kann.“

Wucher ist bekannt für seinen Realismus. Dabei hätte der Rekordspie­ler des EV Lindaus derzeit allen Grund, die Bodenhaftu­ng zu verlieren. Schließlic­h greifen alle Maßnahmen, die er gemeinsam mit dem Vorstandst­eam getroffen hat, so gut, dass es ihm selbst schon unheimlich ist. Franz Sturm, der Chris Stanley nach sechs Saisonspie­len als Trainer abgelöst hat, hat der Mannschaft neues Selbstbewu­sstsein eingeimpft und das Team zu einer verschwore­nen Gemeinscha­ft geformt, in der jeder für den anderen kämpft. Und auch die Veränderun­gen am Kader haben sofort gegriffen. Am Wochenende feierten mit Sofiene Bräuner, vor zweieinhal­b Wochen von den Moskitos Essen gekommen, und Ales Kranjc, in der letzten Woche aus Ljubljana verpflicht­et, ihre Torpremier­en für Lindau. „Die beiden tun uns richtig gut“, sagt Wucher, der vor allem im erfahrenen Defensivsp­ieler Kranjc einen wichtigen Pfeiler für den Rest der Saison sieht: „Seine Pässe in die Spitze können ein Spiel entscheide­n. Und gerade im Powerplay ist er enorm wichtig für uns“, sagt der Vorsitzend­e, der hofft, dass der aktuellen Erfolgslau­f der Islanders nicht nur ein Strohfeuer ist: „Momentan kann man wohl sagen, wir haben alles richtig gemacht. Ich hoffe nur, die Mannschaft ist stabil genug, dass wir das am Ende der Saison auch noch sagen können.“

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FOTO: FLORIAN WOLF Glückliche­s Händchen: Neuverpfli­chtung Sofiene Bräuner erzielte gegen Riessersee sein erstes Tor für die Lindau Islanders. Ales Kranjc traf gegen Höchstadt in seinem zweiten Spiel für Lindau zum ersten Mal.

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