Viel Freude und ein großes Aber
Nach dem ersten Sechs-Punkte-Wochenende und dem Sprung auf Rang zehn mahnt der EVL-Vorsitzende Bernd Wucher zur Vorsicht
LINDAU - So ganz weiß Bernd Wucher die Situation auch nicht einzuschätzen. Dass die EV Lindau Islanders nach ihrem katastrophalen Saisonstart in der Eishockey-Oberliga so schnell zurück in die Spur finden und nach den zwei Siegen gegen Riessersee (1:0) und Höchstadt (7:2) am Wochenende schon vor der Halbzeit der Saison die Abstiegsränge verlassen haben, überrascht auch den Vorsitzenden des EV Lindau ein wenig. „Vor fünf Wochen wäre es undenkbar gewesen, dass die Jungs so ein enges Spiel wie gegen Riessersee über die Zeit bringen“, sagt Wucher und ergänzt: „Wir sind einfach glückselig, dass wir die Wochenenden wieder genießen können und jetzt sogar zwei Siege eingefahren haben.“
Für die Verantwortlichen des EVL ist die vierte Saison in der dritthöchsten deutschen Eishockeyliga bislang eine emotionale Achterbahnfahrt – mit klarer Tendenz nach oben. Nach nur einem Sieg in den ersten acht Saisonspielen standen die Lindauer früh weit abgeschlagen im Tabellenkeller. Doch dann folgten sechs Siege in acht Spielen und der Sprung auf Tabellenplatz zehn, der zur Meisterschaftsrunde berechtigen und den direkten Klassenerhalt bedeuten würde. Selbst die Play-off-Plätze sind nur noch drei Punkte entfernt. Davon möchte Bernd Wucher aber nichts wissen: „Es wäre vermessen, jetzt nach oben zu schielen. Platz zehn ist für uns das Nonplusultra und wir müssen alles dafür tun, diesen zu verteidigen.“Der Vorsitzende warnt nach den jüngsten Erfolgserlebnissen daher auch vor zu viel Euphorie: „Das ist ganz gefährlich. Wir wissen selbst und sehen es jetzt auch an anderen Mannschaften, wie schnell es auch wieder in die andere Richtung gehen kann.“
Wucher ist bekannt für seinen Realismus. Dabei hätte der Rekordspieler des EV Lindaus derzeit allen Grund, die Bodenhaftung zu verlieren. Schließlich greifen alle Maßnahmen, die er gemeinsam mit dem Vorstandsteam getroffen hat, so gut, dass es ihm selbst schon unheimlich ist. Franz Sturm, der Chris Stanley nach sechs Saisonspielen als Trainer abgelöst hat, hat der Mannschaft neues Selbstbewusstsein eingeimpft und das Team zu einer verschworenen Gemeinschaft geformt, in der jeder für den anderen kämpft. Und auch die Veränderungen am Kader haben sofort gegriffen. Am Wochenende feierten mit Sofiene Bräuner, vor zweieinhalb Wochen von den Moskitos Essen gekommen, und Ales Kranjc, in der letzten Woche aus Ljubljana verpflichtet, ihre Torpremieren für Lindau. „Die beiden tun uns richtig gut“, sagt Wucher, der vor allem im erfahrenen Defensivspieler Kranjc einen wichtigen Pfeiler für den Rest der Saison sieht: „Seine Pässe in die Spitze können ein Spiel entscheiden. Und gerade im Powerplay ist er enorm wichtig für uns“, sagt der Vorsitzende, der hofft, dass der aktuellen Erfolgslauf der Islanders nicht nur ein Strohfeuer ist: „Momentan kann man wohl sagen, wir haben alles richtig gemacht. Ich hoffe nur, die Mannschaft ist stabil genug, dass wir das am Ende der Saison auch noch sagen können.“