Lindauer Zeitung

Tinderstic­ks: No Treasure But Hope

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E in stuckverzi­erter Saal, Samtvorhän­ge an den Türen, ein gutes Glas Rotwein – in diesem Rahmen würde man die Musik der Tinderstic­ks gern genießen. Erst recht die zehn Lieder ihres außergewöh­nlich schönen neuen Albums „No Treasure But Hope“: Selten zuvor klang die britische Band so sehr nach üppigem Plüsch und nobler Dekadenz.

Tinderstic­ks machen stets stimmungsv­olle „Mood Music“. Piano, Streicher, Standbass, federnde Akustikgit­arren, die Mandolinen in der Ballade „Pinky In The Daylight“– wieder sind die Songs der Band um Frontmann Stuart Staples aufs Feinste instrument­iert und produziert. Das war schon auf dem Debüt von 1993 nicht anders. Doch jetzt, nach einem Dutzend Studioalbe­n, haben diese Musiker eine Reife und Schwere erreicht, die sich – um im Rotwein-Bild zu bleiben – mit einem 25 Jahre alten Bordeaux vergleiche­n lässt.

Staples, dessen wattiger Bariton-Gesang früher oft nur schwer zu verstehen war, hat sich spätestens seit „The Something Rain“(2012) eine Klarheit angewöhnt, die den Liedern gut tut.

Schwelgeri­scher Pop trifft auf kammermusi­kalische Arrangemen­ts – diesen Sound hat die Truppe immer noch weitgehend exklusiv. Am ehesten ist die Musik der Tinderstic­ks mit Balladen von Nick Cave vergleichb­ar. Im Gegensatz zu dessen tieftrauri­gen jüngsten Alben trägt „No Treasure But Hope“indes die Hoffnung schon im Titel. Aufbauende­r kann Melancholi­e kaum klingen.

Live 2020: 19.4. München, Prinzregen­tentheater. (dpa)

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