Verwaltung will neue Mittelschule bauen
Für den Neubau auf Limare-Grundstück soll Zecher Schule geschlossen werden.
LINDAU - Dass die Stadtverwaltung auf dem Limare-Grundstück eine neue Mittelschule bauen will, trifft auf Zustimmung. Dass sie gleichzeitig vorschlägt, die Grundschule Zech zu schließen, ruft Protest hervor.
Die Zukunft der Schulen in Lindau ist seit Jahren Thema. Aber so richtig vorwärts kommt die Verwaltung bisher nicht bei den Gesprächen über einen Ausbau der Reutiner Schule, um dort die Mittelschule in einem Gebäude unterzubringen. Auch die Planungen für eine sanierte und erweiterte Grundschule Zech kommen kaum voran. Deshalb wagt Hauptamtsleiter Thomas Nuber nun einen Vorstoß mit einer ganz neuen Idee, für die er Lob und Tadel zugleich erhält.
Einverstanden scheinen die Stadträte mit der Idee, auf dem LimareGrundstück eine neue Mittelschule zu bauen. Damit wären alle Mittelschüler in einem Gebäude. 18 Klassenzimmer mitsamt Turnhalle sowie Mensa für den Ganztagsbetrieb sind dort laut ersten Untersuchungen möglich. Damit hätte Lindau eine moderne Mittelschule,
deren Schülerzahl nicht so stark zurückgeht wie vor einigen Jahren vorhergesagt.
Schulleitung und Staatliches Schulamt unterstützen diese Pläne, wie Nuber mitteilt. Auch im Stadtrat gibt es Rückenwind: Schulbeauftragter Günther Brombeiß (FB) freut sich und ist deshalb auch froh, dass im Haushaltsplan des Regiebetriebs Gebäudeund Energiemanagement Geld bereitsteht, um aus der Idee möglichst bald eine Planung zu machen. Das Hallenbad soll bald nach Neueröffnung der Therme abgerissen werden, somit wäre ein Baubeginn im Herbst 2021 oder spätestens im Frühjahr 2022 denkbar. Nuber will sich auf Anfrage der LZ nicht zu einem Zeitplan äußern: „Zunächst muss der Stadtrat die Verwaltung mit vertiefenden Planungen beauftragen.“Ein Neubau hätte für Lindau zudem den Vorteil, dass staatliche Zuschüsse meist höher ausfallen als für An- oder Umbauten.
Deshalb schlägt Nuber vor, die frei werdenden Räume in Reutin für die Grundschule zu nutzen. Dafür will er die Schule in Zech auflösen. Dort besuchen derzeit 81 Kinder die vier Klassen,
darunter sind 23 Mädchen und Jungen, die nicht in Zech wohnen. Sie alle hätten laut Nuber in der Reutiner Grundschule Platz, deren Außenstelle Zech derzeit ist. Zudem würde der Platz in Reutin reichen für Kinder aus den neuen Baugebieten auf dem Cofely-Grundstück, im Rothenmoos, auf dem Coca-Cola-Gebiet oder auf den heutigen Bahnflächen.
Nuber berichtet, dass auch ein Anbau in Zech den Raumbedarf nicht decken würde, vor allem weil man eine moderne Schule für Ganztagsbetreuung ausstatten muss. In Zech würde laut Nuber Platz fehlen für Gruppenund Inklusionsräume, die es in Reutin ausreichend gäbe. Die Stadt würde den Zecher Kindern zudem die Belastung eines Umbaus im Schulbetrieb ersparen. Beim Umbau der Reutiner Schule haben die Beteiligten die Erfahrung gemacht, wie belastend Unterricht in Containern und unter Baulärm ist. Stattdessen müssten die Kinder nur nach Reutin umziehen.
Nuber erwartet außerdem, dass der Freistaat keine Zuschüsse für den
Umbau der Zecher Schule zahlt, weil er diese Schule „nicht für notwendig und unwirtschaftlich hält“. Die Stadt müsste laut Nuber diesen Umbau also aus eigener Kraft stemmen.
Nuber räumt ein, dass diese Idee gegen den Grundsatzbeschluss des Stadtrats verstößt, der alle Schulstandorte erhalten will. Zudem wäre das eine Abkehr vom Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“, der vor allem für Grundschüler eine wohnortnahe Schule vorsieht. Entsprechend hatten sich vor einer Woche auch alle OBKandidaten für den Erhalt der Grundschule Zech ausgesprochen.
Auch im Finanzausschuss am Montag erklärte die Mehrheit der Räte, dass sie weiter Geld für den Umbau der Zecher Schule einplanen wollen, weil sie den Schulstandort erhalten wollen. Brombeiß geht sogar einen Schritt weiter und fordert, dass die Schule Zech wieder einen eigenen Schulsprengel erhalten soll, damit würde sie wieder selbstständige Schule mit eigener Rektorin. „Zum Stadtteil Zech gehört die eigene Schule
einfach dazu“, bekräftigt Brombeiß. Öffentlich diskutieren wird der Stadtrat das Thema erstmals in der kommenden Woche.
Das wird Bürger in Zech erfreuen, denn dort diskutieren vor allem Eltern aufgeregt, seitdem die Pläne einer Schulschließung am Wochenende bekannt wurden. Für Zecher ist die Grundschule nämlich noch aus anderen Gründen wichtig: Ohne eigene Schule hätte der Stadtteil wohl auch kein eigenes Kinderfest mehr, vermutet Knut Waldow, Geschäftsführer des Kinderfestausschusses Zech, im Gespräch mit der LZ. Zwar wäre ein Festplatz in Zech denkbar, doch die Kinder würden mit ihren Klassen der Reutiner Schule vor das Alte Rathaus ziehen und nachmittags wohl auch mit den Kameraden auf dem Reutiner Festplatz feiern wollen.