Chancen nicht entgehen lassen
Warum sollte jemand ein Unternehmen aufbauen in einem Staat, der nicht einmal eine durchgängige Stromversorgung sicherstellen kann? In dem die Einarbeitung junger Arbeitskräfte ohne jede Vorbildung buchstäblich bei null anfangen muss? Hindernisse für Investitionen in Afrika gibt es wahrlich genug, die größte aber ist die Korruption. Sie ist in vielen – nicht allen – Staaten Afrikas Teil des täglichen Lebens und hemmt die wirtschaftliche Entwicklung immens.
Es gibt positive Gegenbeispiele wie Ruanda, dort wird Investoren der rote Teppich ausgerollt. Die weniger gute Nachricht ist, dass wirtschaftlicher Fortschritt nicht notwendigerweise mit einer Demokratisierung der Gesellschaft einhergeht. Ruandas Führung nimmt sich China oder Singapur zum Vorbild, nicht die westlichen Demokratien. Beim von Deutschland angestoßenen „Compact with Africa“macht Ruanda mit; Präsident Paul Kagame, dessen politische Gegner in der Heimat schon mal bei dubiosen Verkehrsunfällen ums Leben kommen, ist bei Angela Merkel ein gern gesehener Gast. Investitionen deutscher Unternehmen im autoritär regierten China werden schließlich als wünschenswert angesehen – warum sollte also bei einem Land wie Ruanda mit anderem Maßstab gemessen werden?
Die Patenschaften, die Deutschland mit interessierten afrikanischen Regierungen eingeht, können ein Anreiz für Reformen sein. Der eigentliche Antrieb muss aber aus den Staaten selber kommen. Ohnehin ist Deutschland in Afrika ein zwar nicht unwesentlicher Akteur, aber doch von untergeordneter Bedeutung. Gerade im Vergleich mit China, das ganz andere Beträge in den Kontinent pumpt – und zwar sicher nicht aus Nächstenliebe, sondern weil es sich Gewinn verspricht. Die Chinesen haben längst verstanden, was in Deutschland Entwicklungsminister Gerd Müller als Erkenntnis mühsam an den Mann zu bringen versucht: Dass es allen Hindernissen zum Trotz sträflich für die deutsche Wirtschaft wäre, sich die Chancen eines Kontinents mit wachsender Bevölkerung und hohem Investitionsbedarf entgehen zu lassen.