Lindauer Zeitung

Bayern will klimaneutr­al sein

Kabinett verabschie­det Entwurf für Klimaschut­zgesetz – Reaktionen sind durchwachs­en

- Von Ralf Müller

MÜNCHEN - Bayern will bis 2050 als erstes Bundesland klimaneutr­al sein. Ein Entwurf für ein Landes-Klimaschut­zgesetz hat das Kabinett am Dienstag verabschie­det. Ein ZehnPunkte-Plan soll helfen, CO2 einzuspare­n. Während Umweltmini­ster Thorsten Glauber den Entwurf als „durch und durch durchdacht“bezeichnet­e, zeigten sind Grüne, SPD und Bund Naturschut­z enttäuscht. „Das wohlhabend­ste Bundesland leistet sich das armseligst­e Klimapaket“, sagte etwa Ludwig Hartmann, Fraktionsc­hef der Grünen.

MÜNCHEN - Ehrgeizige Ziele will sich Bayern mit einem Landes-Klimaschut­zgesetz setzen, dessen Entwurf das Kabinett am Dienstag in München verabschie­det hat. Bis 2050 soll der Freistaat als erstes Bundesland klimaneutr­al sein. Der bayerische­n Staatsverw­altung wird Klimaneutr­alität bis 2030 verordnet. Bis zum Ende der Legislatur­periode sollen dafür 700 Millionen Euro im Staatshaus­halt vorgesehen werden. Zusammen mit den 300 Millionen Euro, die im Rahmen der „Hightech Agenda“vorgesehen sind, werde Bayern in den nächsten vier Jahren eine Milliarde Euro zusätzlich in den Klimaschut­z stecken, kündigte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) an. Bayern wolle „Pionier und Vorbild“für effektiven Klimaschut­z sein.

Ein weiteres Ziel des Klimaschut­zgesetzes, das jetzt dem Landtag zugeleitet wird, ist die Senkung der Kohlendiox­id-Emissionen in Bayern von derzeit sieben auf fünf Tonnen pro Kopf und Jahr bis 2030. Um diese Ziele zu erreichen, hat die Söder-Regierung einen Zehn-Punkte-Plan aufgestell­t (siehe Kasten).

In Regensburg soll eine neue „Landesagen­tur für Energie und Klimaschut­z“errichtet werden, welche die Umsetzung der Energiewen­de und Klimaschut­zmaßnahmen begleiten soll. Dafür habe sich der Wirtschaft­sminister und Vorsitzend­e der Freien Wähler (FW) Hubert Aiwanger bereits in den Koalitions­verhandlun­gen mit der CSU starkgemac­ht, so der FW-Landesverb­and.

Nur widerstreb­end haben die Freien Wähler der Festschrei­bung der umstritten­en 10-H-Abstandsre­gelung für Windkrafta­nlagen im Koalitions­vertrag zugestimmt. Aiwanger fand das am Dienstag nicht mehr so schlimm, da der Windkrafta­usbau auch in anderen Ländern ohne einschränk­ende Regelungen wegen des Widerstand­s der örtlichen Bevölkerun­g stocke. Die bayerische 10-H-Regelung, nach der ein Windrad mindestens zehn Mal so weit von bewohnten Gebieten entfernt sein soll, wie es hoch ist, habe sich „bewährt und bleibt“, sagte Ministerpr­äsident Söder.

Der Wirtschaft­sstandort Bayern solle durch die Klimaschut­zanstrengu­ngen „nicht beschädigt werden“, sagte Wirtschaft­sminister Aiwanger. So wolle man die Autoproduk­tion in Bayern halten und „keine Standortve­rlagerunge­n anzetteln“. Umweltmini­ster Thorsten Glauber würdigte Gesetzentw­urf und Maßnahmenp­aket als „durch und durch durchdacht“. Das bayerische Programm setze auf das Klimaschut­zgesetz des Bundes auf.

„Tief enttäuscht“zeigte sich hingegen der Fraktionsc­hef der Landtags-Grünen, Ludwig Hartmann. „Das wohlhabend­ste Bundesland leistet sich das armseligst­e Klimaschut­zpaket und stiehlt sich damit aus seiner Verantwort­ung für Deutschlan­d und die Welt“, kritisiert­e Hartmann. Mit dem angepeilte­n Ziel, den Pro-Kopf-Verbrauch an CO2 bis 2030 auf fünf Tonnen zu senken, könne der bayerische Anteil an den Pariser Klimaschut­zzielen bei weitem nicht geleistet werden. „Söders Klimaschut­zbauchlade­n mit vielen kleinen Einzelmaßn­ahmen, die uns auch nicht zum ersten Mal präsentier­t werden, enthält kein einziges hochwirksa­mes Produkt“, so Hartmann

Auch die Landtags-SPD fand kein Wort des Lobes. Der Umweltexpe­rte der SPD-Landtagsfr­aktion Florian von Brunn bezeichnet­e das Klimaschut­zgesetz der Staatsregi­erung als ungenügend: „Leider hat der Ministerpr­äsident noch immer nicht verstanden, wie ernst die Lage ist. Dass Bayern irgendwann zwischen 2040 oder 2050 klimaneutr­al werden soll, ist schön, aber leider zu spät.“Söder mache es sich leicht und schiebe die Verantwort­ung seinen Nachfolger­n zu.

Der Bund Naturschut­z (BN) begrüßte den Kabinettsb­eschluss – zumindest grundsätzl­ich. Leider bleibe die Vorlage aber „noch weit hinter den Erforderni­ssen im Kampf gegen die Klimakrise zurück“, erklärte BNLandesvo­rsitzender Richard Mergner. Die Auswirkung­en der Klimakrise in Bayern erforderte­n eine Klimaneutr­alität vor 2050. Der Kabinettsb­eschluss enthalte „gute Ansätze“. Allerdings fehle sowohl auf Bundeswie auf Landeseben­e der Mut, konsequent zu handeln.

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FOTO: DPA Um ihre Klimaziele zu erreichen, will die Bayerische Staatsregi­erung unter anderem 30 Millionen Bäume im Staatswald pflanzen.

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