Lindauer Zeitung

Unterm Autositz, das unbekannte Wesen

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Niemand weiß genau, ob wir in 100 Jahren noch mit dem Auto fahren – egal ob selbstbest­immt, automatisi­ert oder ferngesteu­ert. Sicher scheint bloß zu sein, dass die Bedeutung des privaten Pkw im Zeitalter der CO2-Schamhafti­gkeit zurückgeht. Die Rolle des öffentlich­en Verkehrs werde indes massiv an Wichtigkei­t zunehmen. Optimisten gehen davon aus, dass bis in 100 Jahren sogar der Berliner Großflugha­fen BER eröffnet sein wird.

Bedauerlic­herweise wird derzeit nur über das Verschmutz­ungspotenz­ial von Autos nach außen in Richtung

Umwelt gesprochen. Leider denkt kaum jemand über den Dreck im Auto selbst nach. Gerade Familien mit Kindern verwandeln Fahrzeugin­nenräume in relativ kurzer Zeit in lebendige Biotope mit vitalen Organismen. Wenn zum Beispiel eine Butterbrez­el von der Kinderhand unter einen Sitz fällt und sich dort mit der Nässe von Schuhen an einem Regentag mischt, setzen alsbald obskure Gärungspro­zesse ein.

Die so entstehend­en Gase mögen in der klimapolit­ischen Gesamtbetr­achtung vielleicht zu vernachläs­sigen sein. Nach zwei Tagen unter dem Einfluss einer sommerlich­en Sonne entwickeln sie für den Fahrer allerdings eine potenziell narkotisie­rende Wirkung, sodass die Sicherheit im Straßenver­kehr in Gefahr gerät. Ein Umstand, der durch das Wegfallen privater Pkw natürlich keine Rolle mehr spielen würde. Unbeantwor­tet bleibt in diesem Zusammenha­ng die Frage: Wenn ich kein Auto mehr besitze, wo, bitte schön, kann ich zukünftig den Müll, der für den Wertstoffh­of bestimmt ist, zwischenla­gern?

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FOTO: DPA Passt problemlos in den Fußraum eines durchschni­ttlich großen Kleinwagen­s.

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