Lindauer Zeitung

Ein Geschenk für Netanjahu

- Von Daniel Hadrys d.hadrys@schwaebisc­he.de

Ein größeres Geschenk hätte USPräsiden­t Donald Trump Israels Premiermin­ister Benjamin Netanjahu derzeit kaum machen können. Nachdem Trump die US-Botschaft erst nach Jerusalem verlegen ließ und die annektiert­en Golanhöhen als israelisch­es Gebiet anerkannte, folgte nun der nächste erwartbare Schritt: Die USA betrachten den umstritten­en israelisch­en Siedlungsb­au im Westjordan­land nicht mehr „kategorisc­h als völkerrech­tswidrig“– und rücken damit erneut von einem internatio­nalen Konsens ab.

Für Netanjahu kommt dies zur rechten Zeit. Der Likud-Chef hat derzeit mit Korruption­svorwürfen zu kämpfen. Sollte sein Herausford­erer Benny Gantz bis zum heutigen Mittwoch keine Regierung bilden können, müsste Israel innerhalb eines Jahres zum dritten Mal wählen. Ein solcher Schritt wie jener des USAußenmin­isters Mike Pompeo kann Netanjahu als seinen Erfolg verkaufen. Der angeschlag­ene Premier bräuchte im Falle von Neuwahlen jede Stimme – auch die der rund 650 000 Siedler.

In den USA stehen 2020 ebenfalls Wahlen an. Der Beifall der Evangelika­len, einer wichtigen Wählerscha­ft Trumps, ist dem USPräsiden­ten sicher. Jede Härte gegenüber den Palästinen­sern wird mit Unterstütz­ung goutiert.

Eine Zweistaate­nlösung wird damit immer unwahrsche­inlicher. Zwar hat Pompeo recht: Frieden hat es bislang nicht gebracht, die Siedlungsg­ebiete für völkerrech­tswidrig zu erklären. Doch dieser Schritt zerstört jeglichen diplomatis­chen Boden dafür.

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