Lindauer Zeitung

Bäume für Flugmeilen

Airline easyJet will CO2-Ausstoß ihrer Flugzeuge ausgleiche­n und dafür viel Geld in die Hand nehmen

- Von Mischa Ehrhardt

FRANKFURT - Billigflie­ger wie easyJet sind im Zuge der Klimadisku­ssionen stark in die Kritik geraten. Das Unternehme­n hat nun als erstes reagiert. Mit Vorlage seiner Jahresbila­nz hat der Billigflie­ger aus Großbritan­nien angekündig­t, in Zukunft jeden Flug weltweit kompensier­en zu wollen. „Wir tun dies, indem wir die durch Treibstoff­verbrennun­g verursacht­en CO2-Emissionen aller easyJet-Flüge ausgleiche­n", sagte Konzernche­f Johan Lundgren am Dienstag. Zugleich hat die Fluglinie ihre Bilanz für das Ende September abgelaufen­e Geschäftsj­ahr 2019 vorgelegt.

Den CO2-Ausstoß ausgleiche­n will die Airline durch die Finanzieru­ng von Klimaschut­zprojekten etwa in Indien oder in Afrika. Lundgren betonte aber, dass es sich um eine Übergangsm­aßnahme handele, bis neue Technologi­en gefunden und für den Flugverkeh­r einsatzber­eit sind, die weniger Treibhausg­ase emittieren. Dazu passend hat die Fluglinie eine Kooperatio­n mit Airbus vereinbart, um Hybrid-Flugzeuge für kurze Strecken zu entwickeln.

Die verstärkte­n Diskussion­en rund um den Klimawande­l haben die Flugindust­rie in den Fokus gerückt. Und mittlerwei­le bläst den Airlines auch politische­r Wind entgegen. So hat die Bundesregi­erung in ihrem Klimapaket auch eine quasi Sondersteu­er

auf Flugticket­s beschlosse­n. Deswegen werten einige Beobachter den Vorstoß von easyJet als geschickte­n Schachzug. „Ich könnte mir vorstellen, dass easyJet die Diskussion aktiv auf sich lenken will“, sagte etwa der Luftfahrte­xperte Cord Schellenbe­rg im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „So werden sie nicht mehr getrieben von den Diskussion­en, sondern bieten selbst eine Lösung an, indem sie die Kompensati­on bezahlen“.

Denn durch den harten Konkurrenz­kampf in der Branche und dem Preisdruck, der auf Flugticket­s lastet, könnten Fluglinien solche Kosten nur schwer an die Kunden weitergebe­n. „Wenn die easyJet-Aktionäre das mitmachen, könnte das Unternehme­n langfristi­g an Wert gewinnen“, glaubt Schellenbe­rg. Um den CO2-Ausgleich zu finanziere­n will easyJet im kommenden Jahr 25 Millionen Pfund – umgerechne­t knapp 30 Millionen Euro – in die Hand nehmen. Den in Deutschlan­d im Rahmen des Klimapaket­es beschlosse­nen zusätzlich­en Aufschlag auf Flugticket­s hält das easyJet-Management dagegen standesgem­äß für den falschen Anreiz. Die Zusatzkost­en verhindert­en Investitio­nen in saubere Flugzeuge.

Im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr hat easyJet unter Brexit-Unsicherhe­it und hohen Kerosinkos­ten gelitten. Deswegen ist das operative Vorsteuere­rgebnis um gut ein Viertel eingebroch­en. Unter dem Strich hat die Fluglinie aber noch einen Gewinn von umgerechne­t 408 Millionen Euro ausgewiese­n. Am deutschen Markt aber hat die Billigairl­ine ihre Position vor allem durch Zukäufe verbessern können. 2018 hatte easyJet Teile der insolvente­n Air-Berlin übernommen und sich damit zur Nummer eins in der Hauptstadt gemausert, der Marktantei­l in Berlin liegt bei rund 35 Prozent. „Im vergangene­n Jahr konnten wir über 14,8 Millionen Passagiere begrüßen. Wir sind damit einer der größten lokalen Arbeitgebe­r in der Region Berlin“, sagte easyJetDeu­tschlandch­ef Stephan Erler. Auch die Thomas-Cook-Pleite spielt der Airline in die Karten.

 ?? FOTO: DPA ?? Ein Airbus der Fluggesell­schaft easyJet startet in Berlin: Die Klimawande­l-Debatte hat die Flugindust­rie in den Fokus gerückt.
FOTO: DPA Ein Airbus der Fluggesell­schaft easyJet startet in Berlin: Die Klimawande­l-Debatte hat die Flugindust­rie in den Fokus gerückt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany