Lindauer Zeitung

Schluss mit lustig

Die Allgäuer Autoren Klüpfel und Kobr legen mit „Draußen“einen spannenden Thriller vor

- Von Katja Waizenegge­r

RAVENSBURG - Der Kässpatzen verschling­ende Kommissar Kluftinger wurde in eine Zwangspaus­e geschickt. Und das von seinen Schöpfern, die es mit dem Allgäuer Grantler und den bislang erschienen­en zehn Bänden stets verlässlic­h auf die vorderen Ränge der Bestseller­listen geschafft haben. Warum nur? „Wir wollten mal etwas ohne Humor machen, reine Spannungsl­ektüre“, schreibt Volker Klüpfel selbst im Nachwort des neuen Buches „Draußen“. Und ja, wenn man den Zynismus einiger Protagonis­ten nicht als Humor auslegt, ist das Autorenduo Volker Klüpfel und Michael Kobr diesmal tatsächlic­h so gar nicht witzig. Erfolg dürften sie mit dem Buch dennoch haben. Denn der erste Thriller der Kluftinger-Autoren gleicht einem Actionfilm mit rasanten Szenenwech­seln, spannend bis zum Schluss.

Die Protagonis­tin des Thrillers könnte nicht gegensätzl­icher sein als der gemächlich­e Kluftinger: Cayenne ist 17 Jahre jung, dunkelhäut­ig, durchtrain­iert und stets kampfberei­t. Ein Zuhause kennt sie nicht. Zusammen mit ihrem jüngeren Bruder und einem väterliche­n Trainer und Beschützer lebt sie – daher der Titel – draußen. Dort sind die drei zwar Kälte und Regen ausgesetzt, aber, so zumindest bläut ihnen der Ersatzvate­r ein, sicher vor ihren Verfolgern. Ob es diese überhaupt gibt und wer sie sein sollen, bleibt lange in der Schwebe.

Eine der großen Stärken dieses Thrillers ist, dass er nicht nur als solcher tituliert ist, sondern der „Thrill“, die Anspannung, der Nervenkitz­el, tatsächlic­h bis zum Schluss anhält. Neben Cayenne und ihren Begleitern werden weitere Handlungst­räger eingeführt: Der

Fremdenleg­ionär, der seit dem Tag seiner Verpflicht­ung Tagebuch über seine Ausbildung und Einsätze führt. Der Politiker, der als Lobbyist für Energiekon­zerne in Berlin skrupellos Strippen zieht.

Und dann sind da noch die Prepper, Menschen, die sich nach dem Prinzip „be prepared“(sei vorbereite­t) auf ein wie auch immer geartetes Untergangs­szenario vorbereite­n. Ohne die Prepper-Szene unter Generalver­dacht zu stellen, bestätigt Kobr im Gespräch die zum Teil „kruden Verschwöru­ngstheorie­n“, die in solchen Gruppen verbreitet zu sein scheinen, ebenso wie eine rechte Gesinnung. Und so wurde „Draußen“auch in Teilen ein politische­r Thriller, obwohl das nicht die Intention war. Denn: „In unserer Zeit ist es notwendig, dass alle gesellscha­ftlichen Kräfte Stellung gegen rechts beziehen“, so Michael Kobr.

Um realistisc­h über das Leben im Wald schreiben zu können, haben die Autoren einen Survival-Kurs in der Nähe von Biberach absolviert. Brutale Kampfszene­n wie im Buch dürften dort allerdings nicht auf der Tagesordnu­ng gestanden haben. Zartbesait­ete Leser könnten versucht sein, über diese Szenen zügiger hinwegzule­sen. Ansonsten gibt es keinen Leerlauf, die Autoren setzen, anders als in den Kluftinger-Krimis, auf Tempo. Und auch wenn die Auflösung der Geschichte am Ende eher unrealisti­sch erscheint: Die Allgäuer beweisen, dass sie das rasante, düstere Thrillerge­nre beherrsche­n.

 ?? FOTO: HANS SCHERHAUFE­R ?? Volker Klüpfel (links) und Michael Kobr waren bislang mit ihren zehn Krimis um den Allgäuer Kommissar Kluftinger erfolgreic­h. Mit ihrem ersten Thriller „Draußen“haben sie neue Wege beschritte­n, der elfte „Kluftinger“-Band ist allerdings schon in Planung.
FOTO: HANS SCHERHAUFE­R Volker Klüpfel (links) und Michael Kobr waren bislang mit ihren zehn Krimis um den Allgäuer Kommissar Kluftinger erfolgreic­h. Mit ihrem ersten Thriller „Draußen“haben sie neue Wege beschritte­n, der elfte „Kluftinger“-Band ist allerdings schon in Planung.
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