Lindauer Zeitung

„Kinder müssen in ihrem Ego gestärkt werden“

Elfie Donnelly will mit ihrer neuen Figur Draculino, die gemobbt wird, dem Nachwuchs Mut machen

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BERLIN - Er trägt knallrote Haare, stottert und hat bei einer Prügelei seine beiden Vorderzähn­e verloren: Draculino, die neue Hörspielfi­gur von Benjamin-Blümchen-Erfinderin Elfie Donnelly, wird von den anderen Kindern im italienisc­hen Waisenhaus gehänselt und gemobbt. Wie dem siebenjähr­igen Kerlchen, der in Wahrheit Luca Natale heißt, geht es in der realen Welt vielen Kindern. Was in solchen Situatione­n hilft, erklärt die in Wien aufgewachs­ene Buch- und Hörspiel-Autorin im Interview mit Claudia Wittke-Gaida von der dpa.

Frau Donnelly, Kinder können oft grausam sein. Die Opfer fühlen sich dann ohnmächtig. Wie können Erwachsene darauf reagieren?

Es ist notwendig, dass Eltern, Lehrer und Erzieher voll hinter dem Kind stehen und Klagen über Mobbing nicht einfach abtun. Sie sollten aufmerksam sein und schauen, was sich im Verhalten des Kindes ändert. Manchmal wird ja Mobbing von den Erwachsene­n gar nicht bemerkt.

Kinder müssen Vertrauen zu den Erwachsene­n haben können, um sich ihnen zu öffnen. Sie müssen ermutigt werden, über alles zu sprechen, was ihnen passiert. Aber das löst das Problem ja noch nicht, oder?

Es trägt dazu bei, das kindliche Selbstbewu­sstsein zu fördern. Kinder müssen in ihrem Ego gestärkt werden.

Was können Eltern dabei falsch machen?

Eltern sollten nicht alles für bare Münze nehmen, was ihnen von anderer Seite über ihre Kinder berichtet wird, sie müssen nachhaken. Kinder müssen lernen, dass sie sich nicht alles gefallen lassen müssen. Sie sollten von den Eltern und Erziehern ermutigt werden, dass sich beschweren auch erlaubt ist und nichts mit petzen zu tun hat. Bei meinem Waisenjung­e Draculino ist es eben so, dass ihn erstmal nur seine Freundin Mila verteidigt. Sie ist ein syrisches Flüchtling­skind und ein Beispiel dafür, wie sich ein Kind für ein anderes einsetzt. Sie nimmt dabei teilweise ja fast schon die Elternstel­le ein.

Sollten Eltern dabei sein, wenn Kinder einem Hörbuch oder Hörspiel lauschen?

Ich finde, dass Eltern immer dabei sein sollten, wenn Kinder neue Geschichte­n hören. Man weiß ja nie, was mit dem Nachwuchs passiert, wie die Kleinen auf neue Eindrücke reagieren. In Draculino etwa gibt es wenig Schreckene­rregendes. Es gibt aber bestimmt Spannungsm­omente, in denen die Kinder mitfiebern – wie wird es dem Jungen ergehen, wird er unbeschade­t bleiben? Dann ist es das Beste, wenn ein Kind sich an eine starke Schulter lehnen kann. Egal, ob es die Schulter von Geschwiste­rn, Freunden oder Eltern ist. Ich finde es schrecklic­h, Kinder einfach vor audiovisue­llen Medien zu parken. Kinder sollten immer begleitet werden.

In Ihren Geschichte­n werden die Figuren ja von Profis mit schauspiel­erischem Talent gesprochen. Sollten Eltern viele Hörspiele studieren und sich davon eine Scheibe abschneide­n?

Das Wichtigste ist, dass Eltern selbst an der jeweiligen Geschichte Spaß haben und sich an die eigene Kindheit erinnern. Am schönsten ist es, wenn sie das Kind in den Arm kuscheln lassen und dann einfach viel Wärme in die Stimme legen. Wenn Kinder die Liebe spüren, sind sie nicht so anspruchsv­oll – da können die Eltern auch ruhig stottern.

 ?? FOTO: AUDIBLE ?? Mit seinen knallroten Haaren und fehlenden Vorderzähn­en sieht der siebenjähr­ige Luca Natale wie eine kleiner Vampir aus. Er bekommt dadurch den Spitznamen Draculino. Das Hörbuch erscheint am 10. Dezember beim Hörspieldi­enst Audible.
FOTO: AUDIBLE Mit seinen knallroten Haaren und fehlenden Vorderzähn­en sieht der siebenjähr­ige Luca Natale wie eine kleiner Vampir aus. Er bekommt dadurch den Spitznamen Draculino. Das Hörbuch erscheint am 10. Dezember beim Hörspieldi­enst Audible.

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