Manchen Club-Mitgliedern sind die Bands zu rechts
Im Club Vaudeville gibt es Diskussionen um einzelne Bands und ihre Anhänger
ist auch Florian wichtig: Die Bands selbst müssen nicht unbedingt der extremen rechten Szene zugeordnet werden. Oder gar selbst Nazis sein. Sie würden allerdings rechtes Gedankengut tolerieren, erklärt er. Und zu Lammkotze konkret führt er aus: Die hätten unter anderem im Skinhouse Menfis im thüringischen Neustadt an der Orla gespielt. Einem Nazitreffpunkt,
erklärt Florian. Jan neben ihm pflichtet ihm bei: „Ich bin geschockt, dass solche Bands hier spielen.“
Spielen also wirklich rechte Bands – oder Bands mit rechten Anhängern – im selbst erklärten antifaschistischen Club in Lindau? Schon während der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien zeigte ein Besucher beim
Public Viewing des Clubs hinter der Jahnturnhalle beim Spiel Deutschland gegen Ghana den Hitlergruß. Bei einem Konzert im Club konnte sich ein Besucher denselben Gruß nicht verkneifen. Er wurde sofort vor die Türe gesetzt.
Wie passt das alles mit dem erklärten antifaschistischen Selbstverständnis zusammen?
„Gar nicht“, ruft ein Anwesender. „Keinen Fußbreit den Faschisten“ruft er. „Ist Björn Höcke ein Fascho?“, fragt jemand in die Runde. Diese nickt eifrig. Darauf können sich alle einigen. Aber sind Lammkotze oder Kärbholz rechte Bands oder Grauzone? Da beginnen die Diskussionen. Denn im Raum liegt die Furcht: Das Stammpublikum könne vergrault werden, wenn man solchen Bands – und ihren Fans – die Tore öffne.
Diejenigen, die für das Booking der Bands verantwortlich sind, lassen die Vorwürfe nicht auf sich sitzen. „Einmal richtig recherchieren“oder „mit den Bands selbst mal diskutieren“sind ihre Ratschläge. Als Lammkotze im Skinhouse Menfis spielte, sei es nämlich noch kein Nazitreff gewesen, so das Argument.
Es wird nachgefragt
Nachprüfen lässt sich das an diesem Abend nicht. Und es sei auch nicht so, dass Bands wahllos und unüberlegt gebucht werden würden. Bei den Montagssitzungen werde über potentielle Bands diskutiert. Und die Booker würden sich sehr wohl Gedanken über die Bands machen. „Wir fragen selbstverständlich bei anderen Läden nach den Bands nach“, erklärt Marc Jahnes, der seit gut einem Vierteljahrhundert das Booking macht. Lammkotze spielt im nächsten Jahr in der Großen Freiheit 36 in Hamburg. Dieser Club stehe nun wahrlich nicht im Verdacht, offen für Grauzone zu sein, erklärt Jahnes.
Das ist in Lindau aber manchen egal. „Mit solchen Bands diskutiere ich nicht“, kommt als Reaktion.
Es zeigt sich: Die Fronten bei dem Thema sind verhärtet. Und so wird diese Diskussion bei den nächsten Montagssitzungen weitergehen. Einig sind sich die Mitglieder, dass der Club in Zukunft weiterhin Haltung zeigen müsse.