Lindauer Zeitung

Die Silphie ist im Allgäu angekommen

Politik soll helfen, die Energiepfl­anze zu etablieren

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HERGENSWEI­LER (lz) - Der Anbau der Energiepfl­anze Silphie ist im Rahmen eines dreijährig­en LeaderProj­ekts gefördert worden – sie scheint hier angekommen zu sein. „Das Ziel ist damit erreicht“, bescheinig­te Leader-Koordinato­r Ethelbert Babl. Um die Staude mit ihren vielfältig­en ökologisch­en Vorteilen nun über die acht Versuchsfl­ächen hinaus in der Region zu etablieren, brauche es jedoch entspreche­nde politische Weichenste­llungen. Projektlei­ter Richard Mair vom Trägervere­in Renergie Allgäu appelliert­e bei der offizielle­n Abschlussv­eranstaltu­ng darum an die anwesenden Entscheidu­ngsträger, weitere Anreiz- und Förderprog­ramme für Landwirte aufzulegen.

„Ich bin mit den Ergebnisse­n der ersten drei Jahre sehr zufrieden“, zog auch der Westallgäu­er Landwirt Johannes Schneider ganz persönlich Bilanz. Doch trotz guter Erträge und sehr positiver Rückmeldun­gen von Nachbarn und vorbeirade­lnden Besuchern, sieht er in der Silphie-Pflanze keine Zukunft. Schließlic­h handle es sich um eine reine Energiepfl­anze, die nur in der Biogastech­nologie Anwendung findet. „Und die scheint ja politisch nicht mehr gewollt zu sein“, kündigte Schneider seinen Ausstieg für das Jahr 2026 an, wenn seine 125Kilowat­t-Anlage aus der EEG-Vergütung fällt.

„Auch hier muss die Politik endlich die nötigen Weichen stellen“, unterstütz­te Thomas Hartmann, Vorsitzend­er des Vereins Renergie Allgäu, die Forderung, die Landwirtsc­haft bei ihren Bemühungen um Klimaschut­z und Energiewen­de zu unterstütz­en. Planungssi­cherheit statt Bürokratie, Anreizfina­nzierungen und Förderprog­ramme, so lauteten die konkreten Wünsche an Leopold Herz, der als einziger Landtagsab­geordneter des Allgäus der Einladung zur offizielle­n LeaderAbsc­hluss-Veranstalt­ung gefolgt war.

Im Mai 2017 war die Silphie auf insgesamt 14,6 Hektar in allen vier Allgäuer Landkreise­n als Untersaat zum Mais ausgebrach­t worden. Seit dem zweiten Jahr steht sie allein auf den Feldern und konnte seither zweimal geerntet werden – mit sehr unterschie­dlichen Ergebnisse­n. Während auf dem kiesigen Untergrund im Ostallgäue­r Jengen dieses Jahr gerade mal 36,6 Tonnen Frischmass­e je Hektar erzielt wurden, lagen die Erträge im Unterallgä­uer Pless beispielsw­eise bei 75,5 Tonnen.

Weitere Vergleichs­zahlen zu Trockenmas­se, Biogas- oder Methanausb­eute konnte Projektkoo­rdinator Uwe Kießling noch nicht vorstellen. „Die liegen aktuell noch in den Auswertung­slaboren“, verwies der Landschaft­sökologe auf den Abschlussb­ericht. Nach seiner Einschätzu­ng werden die Erträge rund zehn bis 15 Prozent unter denen von Mais liegen.

„Aber wir können heute schon sagen, dass die Silphie alles mitbringt, was eine Energiepfl­anze braucht“, zeigte sich Richard Mair optimistis­ch. Zwar sind die einmaligen Ansaatkost­en mit knapp 2 000 Euro je Hektar fast ein Zehnfaches höher als beim Mais, „aber diese Ausgaben müssen auf einen Zeitraum von 15 bis 20 Jahre hochgerech­net werden“, betonte Uwe Kießling vor allem die vielfältig­en ökologisch­en Vorteile der ursprüngli­ch aus Nordamerik­a stammenden Dauerkultu­r: Tiefe Wurzeln sorgen für eine gute Bodendurch­lüftung, Humusbildu­ng und schützen vor Erosion und Nitratausw­aschungen ins Grundwasse­r. Die sonnengelb­en Blüten auf den bis zu drei Meter hohen Stängeln beleben das Landschaft­sbild und dienen Insekten aller Art als Nektarquel­le.

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Unbekannte haben die WC-Anlage bei der Sumserhall­e in Wasserburg verwüstet.
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FOTOS: GEMEINDE WASSERBURG/BJÖRN REGEHLY

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