Lindauer Zeitung

Flughafen: Frohe Botschafte­n mit Fragezeich­en

Kosten für Flugsicher­ung sollen entfallen – Land stellt Investitio­nsmittel in Aussicht

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Den Flughafen Friedrichs­hafen belasten nicht nur jährliche Verluste, sondern auch dringend erforderli­che Millioneni­nvestition­en in die Sicherheit in den kommenden fünf Jahren. Zwei aktuelle Botschafte­n aus Stuttgart und Berlin könnten für gewisse Entlastung sorgen. Allerdings sind dazu noch nicht alle offenen Fragen geklärt. Zum einen geht es um einen Investitio­nszuschuss des Landes in Höhe von zwei Millionen Euro, zum anderen um die Übernahme der Flugsicher­ungskosten durch die DLF Deutsche Flugsicher­ung GmbH.

Wenn er die Verluste der Flughafen Friedrichs­hafen GmbH erklären muss, hebt Geschäftsf­ührer ClausDiete­r Wehr regelmäßig zwei Positionen hervor: zum einen die „Altlasten“aus dem Bau des neuen Terminals (Zinsen und Abschreibu­ngen), zum anderen die Kosten für die Flugsicher­ung. Im Gegensatz zu 16 anderen Flughäfen in Deutschlan­d muss der Bodensee Airport letztere bislang selbst tragen. Künftig könnten diese rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr wegfallen beziehungs­weise wie an den größeren Flughäfen von der DFS Deutsche Flugsicher­ung GmbH übernommen werden.

Wie der Kaufbeurer Bundestags­abgeordnet­e Stephan Stracke (CSU) auf seiner Homepage verkündet hat, soll die DFS im kommenden Jahr 20 Millionen Euro und ab dem Folgejahr 50 Millionen Euro zusätzlich vom Bund erhalten. Darauf habe man sich im Haushaltsa­usschuss geeinigt.

Lothar Riebsamen (CDU), der Bundestags­abgeordnet­e für den Bodenseekr­eis, bestätigt dies: Auch für Friedrichs­hafen sei künftig die Übernahme der Flugsicher­ungskosten durch die Deutsche Flugsicher­ung vorgesehen.

In Jubel verfallen mag man auch am Häfler Flughafen noch nicht: „Die geplante Beteiligun­g an den Flugsicher­ungskosten und damit die Gleichstel­lung von Regionalfl­ughäfen mit den DFS-kontrollie­rten Flughäfen haben wir vernommen und begrüßen dies. Wir kennen allerdings noch nicht die genauen Rahmenbedi­ngungen, sodass wir den wirtschaft­lichen Effekt für uns noch nicht konkretisi­eren können“, heißt es dazu in einer Stellungna­hme. Außerdem seien seitens des Bundesverk­ehrsminist­eriums noch verschiede­ne Details für eine Umsetzung zu klären.

Investitio­nen in die Sicherheit

Auch die Zusage des Landes für einen Zuschuss zu sicherheit­srelevante­n Investitio­nen ist noch so frisch, dass nicht alle Details bekannt sind. Der Biberacher CDU-Landtagsab­geordnete Thomas Dörflinger hat der „Schwäbisch­en Zeitung“am Montag zwar generell bestätigt, dass einmalig zwei Millionen Euro in den Bodensee Airport fließen sollen. Nach SZ-Informatio­nen ist das aber an verschiede­ne Bedingunge­n geküpft. Wie genau diese lauten, ließ sich am Dienstag nicht final klären.

Die Grünen wollten eigentlich gar kein Geld mehr in den Regionalfl­ughafen stecken. Weil Verkehrsmi­nister Winfried Hermann für den Doppelhaus­halt 2020/21 keinerlei Investitio­nsmittel für den Flughafen Friedrichs­hafen angemeldet hatte, schrieben Thomas Dörflinger und vier weitere CDU-Abgeordnet­e aus der Region ihm Mitte Oktober einen Brief, in dem sie sich irritiert darüber zeigten.

Dass am Häfler Flughafen dringende sicherheit­srelevante Investitio­nen anstehen, ist seit Jahren bekannt. Als erforderli­ch und angemessen hielte die CDU-Landtagsfr­aktion eine Kostenbete­iligung des Landes in Höhe von 7,5 Millionen Euro – auch im Hinblick auf einen möglichen Umstieg auf ein „Remote Tower Control“-System (siehe Infokasten) als Ersatz für den bisherigen Tower.

Beschlosse­ne Sache ist dieser Umstieg laut Auskunft der Flughafen Friedrichs­hafen GmbH allerdings noch nicht. Sicherheit­srelevante Investitio­nen mit einem Umfang von mehreren Millionen Euro stehen in den kommenden fünf Jahren aber auch unabhängig davon an. Diese betreffen laut Flughafen „primär die flugbetrie­blichen Einrichtun­gen“, zum Beispiel die Erneuerung der Anflugbefe­uerung.

Die in Aussicht gestellten zwei Millionen Euro aus Stuttgart wertet man am Häfler Airport als „klare Anerkennun­g der Wichtigkei­t des Flughafens für die Region“. Der Betrag helfe natürlich, decke aber nur einen Teil der notwendige­n Investitio­nen.

Und was ist mit dem anderen Teil? Werden erneut die großen Gesellscha­fter, die Stadt Friedrichs­hafen und der Bodenseekr­eis, in die Bresche springen müssen? Die Antwort der Flughafen Friedrichs­hafen GmbH dazu: „Wir haben stets betont, dass aus dem laufenden operativen Geschäft die Summe der sicherheit­srelevante­n Maßnahmen nicht zu finanziere­n ist.“

Stadt und Landratsam­t halten sich im Hinblick auf weitere Zuschüsse derzeit noch bedeckt. „Über die Gesamtfina­nzierung der anstehende­n Investitio­nen wird zu gegebener Zeit die Flughafenf­ührung einen Vorschlag vorlegen, mit dem sich dann die Gremien befassen werden“, heißt es in einer gemeinsame­n Stellungna­hme dazu.

 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE ?? Geld aus Stuttgart für Investitio­nen, Geld aus Berlin für die Flugsicher­ung. Für den Bodensee Airport klingt das erstmal sehr gut, im Hinblick auf die konkreten Rahmenbedi­ngungen und Auswirkung­en gibt’s aber noch ein paar Unklarheit­en.
FOTO: FELIX KÄSTLE Geld aus Stuttgart für Investitio­nen, Geld aus Berlin für die Flugsicher­ung. Für den Bodensee Airport klingt das erstmal sehr gut, im Hinblick auf die konkreten Rahmenbedi­ngungen und Auswirkung­en gibt’s aber noch ein paar Unklarheit­en.

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