Feuerwerk sorgt für Freude, aber auch Verdruss
Anwohner kritisieren geplante Knallerei zum Abschluss der „Langen Einkaufsnacht“in Memmingen
MEMMINGEN - Bunt wird es am Memminger Nachthimmel am 29. November. Als Abschluss der „Langen Einkaufsnacht“gibt es ab 22.30 Uhr vom Karstadt-Parkhaus aus ein siebenminütiges Feuerwerk. Doch darauf freut sich nicht jeder Bürger.
„Diese sinn- und geistlose Ballerei mit Schwaden von Feinstaub und Rauch zu Beginn der Adventszeit ist nicht nur eine gesundheitsschädigende inakzeptable Belästigung, sondern eine Stil- und Geschmacklosigkeit sondersgleichen“, schreiben unmittelbare Anwohner in einem Brief an die Stadtverwaltung, die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats und die Memminger Zeitung. Die Bewohner aus der benachbarten Sedanstraße sprechen auch von einem „unsäglichen Lärmspektakel“. Gegen „ein reines Lichtfeuerwerk“sei jedoch nichts einzuwenden.
Um ein solches handelt es sich aber am 29. November – zumindest überwiegend, halten Hermann Oßwald und Edgar Rohr dagegen. Oßwald ist Vorsitzender des Veranstalters, des Vereins Stadtmarketing Memmingen, Rohr ist mit seiner Dettinger Firma für die Pyrotechnik zuständig.
Wie sieht es mit dem Lärm aus? Erlaubt wären bis zu 120 Dezibel – also etwa die Lautstärke eines Rockkonzerts oder eines Druckluftmeißels. „Das machen wir aber nicht“, betont Rohr. Er werde im Gegenteil bewusst ruhige und vor allem visuelle Effekte einsetzen. Was aber nicht bedeute, dass es nicht auch mal knalle. „Zum Beispiel eine Blitzstrahl-Bombe erzeugt 110 Dezibel – aber das ist nur beim Zünden.“Untermalt wird das Feuerwerk von drei noch geheim gehaltenen weihnachtlichen Musikstücken. Die geplante Lautstärke dafür liege im Durchschnitt bei 80 Dezibel – „damit die Musik auch am Westertorplatz zu hören ist, wo die meisten Leute sein werden.“
Wie sieht es mit den Schadstoffemissionen aus? Rohr rechnet vor, dass mit den geplanten 50 Kilo an Pyro-Masse 18 Kilo CO in die Luft 2 kommt: „Das entspricht einer Fahrt von 150 Kilometern mit einem DieselGolf.“Allein bei der Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch würden 14 Kilo CO2 anfallen. Die in Memmingen am 29. November anfallende Menge sei also relativ gering.
Auch der zu erwartende Feinstaub liege deutlich unter dem zulässigen Richtwert. Selbst die als kritisch bekannte Deutsche Umwelthilfe empfiehlt für belastete Städte lieber ein professionelles Zentralfeuerwerk als viele kleine – was allerdings vor allem auf Silvester gemünzt ist.
Zudem sei Pyro-Feinstaub anders als der von Autos, erklärt Rohr, der auch als Sachverständiger in diesem Bereich arbeitet: „Das Pyro-Material ist mineralischer Natur und bindet sich mit Wasser“, werde also schnell ausgespült – allein schon durch die höhere Luftfeuchtigkeit in Herbst und Winter. Aus Umweltschutzgründen verwendet Rohr ausschließlich Pappe als Verpackung seiner Pyrotechnik
und kein Plastik. Alternativ zum Feuerwerk habe man sich Gedanken über eine Lasershow gemacht, erzählt Oßwald.
Die Idee habe man allerdings wieder verworfen, weil sie schädlicher als die Pyrotechnik sei. Denn um die Lichtstreifen sichtbar zu machen, bedarf es einer großen Menge künstlichen Nebels, der wiederum von Generatoren mittels Chemikalien erzeugt werden müsste. „Auch wegen des hier oft herrschenden Windes macht eine Lasershow keinen Sinn“, ergänzt Rohr.
Es sei traurig, dass sich die Stadt aus der Verantwortung stehle „und nicht in der Lage ist klar zu sagen, was in der Adventszeit geht und was nicht“, kritisieren die Nachbarn in ihrem Schreiben. Sie kündigen „gewaltigen Ärger der Anwohner“an, wenn die Stadt „diesen Unfug“nicht beendet.
Das sieht die Stadtverwaltung anders. Ein professionell organisiertes Feuerwerk sei „ein besonderes und nicht selbstverständliches ,Zuckerle’ des Vereins Stadtmarketing Memmingen an die Besucher und Besucherinnen der Innenstadt“, erklärt Alexandra Hartge. „Diesem steht laut der Stellungnahme der Pyrotechnischen Betriebe Rohr aus Belangen des Umweltschutzes nichts entgegen.“
Mit Blick auf die Silvesternacht stellt sie klar: „Im Innenstadtbereich werden seitens der Stadtverwaltung weiterhin unkontrollierte, das heißt auch unprofessionelle Feuerwerke untersagt sein, da von ihnen eine große Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ausgeht.“
Hermann Oßwald freut sich jedenfalls schon auf das Feuerwerk am Freitag, 29. November: „Das ist der krönende Abschluss von vielen Aktionen an diesem Abend und ein Geschenk des Einzelhandels für die Bevölkerung.“Er rechnet beim feurigen Finale mit mehreren tausend Besuchern auf dem Westertorplatz. Im vergangenen Jahr waren es trotz schlechtem Wetter geschätzte 1000.
Und Pyrotechniker Edgar Rohr will das Feuerwerk so steuern, dass die Anwohner der Memminger Sedanstraße aus der Schussrichtung sind.