Mit LSC-Aufkleber zu internationalem Ruhm
Lindauer Segler Christian Schwörer wird Melges-32-Weltmeister vor Valencia
LINDAU - Damit hat er selbst nicht gerechnet: Als erster Deutscher überhaupt wird Christian Schwörer vom Lindauer Segler-Club (LSC) Weltmeister in der Klasse Melges 32. Eine absolute Premiere. Seit ab 2009 jährlich um den WM-Titel in dieser Klasse gesegelt wird, war es bislang vor allem ein Wettkampf zwischen Seglern aus den USA, Italien und Russland. Aber spätestens seit dem Sieg vor Valencia zählt nun auch die Mannschaft um Christian Schwörer und seiner „La Pericolosa“zur absoluten Weltklasse. „Es ist eine sehr enge Klasse, in der in den letzten Jahren eigentlich nie einer dominiert hat“, erklärt der amtierende Weltmeister. Ein Beweis für das hohe internationale Niveau in dieser Einheitsklasse.
„Die Melges-32-Klasse gehört zu den bestbesetzten Klassen überhaupt. In ihr vereint sich das Who is Who der Segler“, beschreibt Fabian Gielen, ebenfalls vom LSC und Mastmann auf der „La Pericolosa“, das Faszinierende an dieser Gemeinschaft. Ob Olympiasieger oder America’s-Cup-Teilnehmer, die weltbesten Segler treten in dieser Klasse gegeneinander an. Dass die Mannschaft um die zwei Segler vom LSC in diesem Teilnehmerfeld bestehen und sogar siegen könnte, hat die Besatzung zwar gehofft – getraut zu sagen, hat es sich aber niemand. Dabei war die Hoffnung durchaus berechtigt. Denn nur einen Monat zuvor siegte das achtköpfige Team um Christian Schwörer bereits bei der World League in Barcelona.
Und auch beim Weltmeisterschaftsrennen Ende Oktober vor Valencia
war die „La Pericolosa“das schnellste von 15 Schiffen. Nach zwei Wettfahrttagen mit eher wenig Wind hatte Schwörer mit seiner Mannschaft sieben Punkte Vorsprung. Die Entscheidung fiel aber erst in der letzten Wettfahrt. Nic Asher, der Taktiker an Bord, brachte die Situation auf den Punkt: „Völlig egal, was heute passiert. Wir werden uns alle noch sehr lange daran erinnern.“Damit habe er absolut recht gehabt, meint Fabian Gielen: „Hätten wir verloren, hätten wir das auch nicht vergessen können.“Dabei lag die „La Pericolosa“zunächst hinten, konnte dann aber aufholen und sich auf Weltmeisterkurs bringen. Als das Ziel vor Augen lag, fiel die Anspannung ab. „Es war wie eine Befreiung. Alles, was sich in den letzten sieben Tagen aufgebaut hatte, ist von uns abgefallen“, sagt Christian Schwörer. Nach einer kurzen Feier an Bord, legt die „La Pericolosa“unter großem Applaus im Hafen an. „Und das, obwohl wir in diesem Jahr weniger trainiert haben als bisher“, erzählt der Steuermann und Eigner. Für Fabian Gielen vielleicht ein Teil des Erfolges: „Wir waren dadurch frischer, weil wir nicht schon eine Woche vorher auf dem Wasser verbracht haben.“
Das Segeln lernt Schwörer von seinem Vater
Vier Nationen vereint die Mannschaft der „La Pericolosa“: Alberto Viejo aus Spanien, Elliot Willis und Nic Asher aus Großbritannien, Jaro Furlani, Vittorio Zaoli und Michele Gregoratto aus Italien und eben Fabian Gielen und Christian Schwörer aus Deutschland. Die Regularien erlauben drei Profisegler pro Boot. Bei Christian Schwörer sind dies Willis, Asher und Vittorio Zaoli.
Die Begeisterung für diese Klasse beginnt bei Christian Schwörer 2015. Nach einer Probefahrt bei herrlichsten Bedingungen in Italien war die
Entscheidung klar: Es wird eine Melges 32. „Gelernt habe ich das Segeln von meinem Vater auf einem 30erSchärenkreuzer auf dem Bodensee im LSC. Nach seinem Tod 2009 wollte ich internationaler segeln und habe gesucht.“
Die Melges 32 wird in den USA gebaut und ist ein reines Regattaschiff. Sie ist knapp zehn Meter lang und drei Meter breit. In der ersten Saison bleibt das Schiff noch in Amerika, bis er sie dann Ende 2016 nach Europa bringt. In den letzten beiden Jahren segelte die „La Pericolosa“bei der Weltmeisterschaft jeweils auf den fünften Platz. „Dieses Jahr waren wir wahnsinnig homogen. Wir sind alle miteinander auf Augenhöhe gewachsen. Wir haben gemeinsam gelernt und sind immer besser geworden“, erklärt Schwörer das Erfolgsgeheimnis. Fabian Gielen beschreibt es so: „Wir haben extrem gut als Team funktioniert und gut zusammengearbeitet.“
Auch wenn der Weltmeistertitel als historisches Ereignis gewertet werden darf, ist ein weiterer Sieg auf dem Wasser in diesem Jahr für Christian Schwörer ebenfalls von Bedeutung: der Peri-Cup im LSC. Sein Vater hat diese Regatta ins Leben gerufen. Benannt ist sie nach dem familiengeführten Unternehmen Peri aus Weißenhorn bei Neu-Ulm. Christian Schwörer ist Teil des Beirats des Schalungs- und Gerüstherstellers und hat im September auch die Lindauer Regatta mit seinem Traditionsschiff, dem 30er-Schärenkreuzer, gewonnen. „Ja, die Melges 32 hat natürlich am Heck auch einen LSCAufkleber“, erzählt er stolz. Denn die Tradition soll weiterleben.