Zum Abschluss ein Sturmlauf
Serge Gnabry und Leon Goretzka führen die DFB-Elf mit vielen Toren zum Gruppensieg
FRANKFURT (SID/dpa) - Angeführt von den glänzend aufgelegten Mehrfachtorschützen Serge Gnabry und Leon Goretzka haben sich die deutschen Nationalspieler mit einer kleinen Fußball-Gala in die Winterpause verabschiedet. Im letzten EM-Qualifikationsspiel schoss der unaufhaltsame Bayern-Offensivakteur Gnabry drei Tore beim 6:1 (2:1) gegen Nordirland, sein Clubkollege Leon Goretzka traf zweimal, den Schlusspunkt eines unterhaltsamen Spiels setzte Leverkusens Julian Brandt. Der frühe Rückstand nach einem Tor von Michael Smith (7.) und einem verhaltenen Start wurde dank des anschließenden Sturmlaufs deutlich wettgemacht.
„Es hat sehr viel Spaß gemacht, weil wir das Spiel heute konsequent weitergezogen haben“, sagte Bundestrainer Joachim Löw bei RTL.
Die DFB-Elf beendete somit die EM-Qualifikationsgruppe C als Sieger vor den Niederlanden. Trotz des Sprungs in den Auslosungstopf eins drohen in der EM-Vorrunde, die die DFB-Elf komplett in München absolvieren wird.
„Das wird für uns wie eine HeimEM in der Gruppenphase“, sagte Goretzka zufrieden. Trotz des Sprungs in den Auslosungstopf eins drohen allerdings Gegner schweren Kalibers wie Frankreich oder Portugal. „Wir zeigen sehr, sehr guten Fußball“, sagte Gnabry jedoch bei RTL: „Wir gehen selbstbewusst und mit einem guten Lauf ins Turnier. Die Mannschaft ist jung, aber wir haben alle riesigen Spaß.“
Mit dem EM-Ticket in der Tasche nutzte Bundestrainer Joachim Löw den Jahresabschluss mit fünf Änderungen als Experimentierfeld. MarcAndre ter Stegen bekam gemäß Absprache im Tor eine weitere Chance, hinten links kam Jonas Hector zu seinem ersten Einsatz seit mehr als einem Jahr und machte viel Druck.
„Ich will sehen, dass wir unbedingt gewinnen wollen! 100 Prozent Konzentration und Konsequenz“, forderte der Bundestrainer vor dem Anpfiff energisch. Das Duell sei geeignet, „um den Charakter zu schärfen“. Auch für Emre Can und Jonathan Tah, die eine neue und anfangs unsichere Innenverteidigung bildeten, und Brandt, der in der Offensive an der Seite des zentralen Gnabrys spielte. Später gab der Berliner Niklas
Stark sein so lange ersehntes Debüt.
Scharf aber war zunächst nur Smiths traumhafter Rechtsschuss nach missglückter Kopfball-Abwehr von Toni Kroos. Der Ball schlug flach rechts ein, unhaltbar für ter Stegen. Löw baute seine Mannschaft sofort auf und schickte sie nach vorne – die Prämisse, aus defensiver Stabilität heraus offensiv kreativ zu werden, war erst einmal dahin.
Es folgten stürmische deutsche Minuten, in denen Gnabry (11.), Ilkay Gündogan (12.), der an den Pfosten köpfte, und Brandt (15.) beinahe umgehend den Ausgleich erzielt hätten. Nordirland verbarrikadierte sich vor dem Strafraum, wirkte überfordert. Deutschland wirbelte die Abwehrreihen gehörig durcheinander. Gnabry knallte den Ball schließlich aus der Drehung in den Winkel. Fast jeder Angriff lief über den omnipräsenten Kapitän Toni Kroos.
Nach 25 Minuten löste die deutsche Mannschaft ihren eisernen Griff ein wenig und lud Nordirland zum Mitspielen ein, um dadurch selbst mehr Raum zu haben. Vier mehr als kontern aber wollten die Gäste nicht, bis zur Pause herrschte wieder der alte Belagerungszustand. Es waren gute 45 Minuten: Nur das Gegentor störte. Auch nach Gnabrys 12. und 13. Tor im 13. Länderspiel – nur Gerd Müller hat eine bessere Quote – war die Gier nach Toren nicht gestillt.
Für die EM-Auslosung am 30. November in Bukarest hat Löw, der das Jahr 2019 mit „zwei bis drei“bewertet, keine Vorlieben. Am Montag hatte er mit seinem Stab in der Villa Kennedy über den schier unzähligen Wenns und Abers gebrütet, dann jedoch festgestellt: „Es ist wurscht.
Leon Goretzka über den Umstand, dasss alle drei EM-Vorrundenspiele in München stattfinden werden.
Wir können so oder so gegen starke Mannschaften kommen.“
Eines wird im Sommer 2020 definitiv neu sein – die EM wird beim DFB als Übergangsturnier beim Aufbau einer neuen, starken Mannschaft gesehen. Als Favoriten, betonte Löw, sehe er Deutschland nicht. Zunächst folgen erst mal drei Monate ohne Länderspiel: für den Bundestrainer ist es „immer die schrecklichste Zeit“.
„Das wird für uns wie eine Heim-EM in der Gruppenphase“