Lindauer Zeitung

Zecher wollen ihre Schule behalten

Das Stimmungsb­ild beim Bürgerforu­m ist ganz eindeutig.

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Dass die Stadtverwa­ltung vorschlägt, die Grundschul­e Zech zu schließen, verärgert nicht nur Eltern in dem Stadtteil. Die Stimmung beim Bürgerforu­m am Dienstagab­end war eindeutig: Die Schule soll bleiben.

Auch wenn große Schulen organisato­risch manche Vorteile bieten mögen – Eltern sind sie ein Graus, vor allem wenn es um Grundschul­en geht. Das wurde beim Zecher Bürgerforu­m sehr deutlich. Die Eltern schwärmten von der übersichtl­ichen Grundschul­e mit derzeit 81 Kindern, wo jeder noch jeden kennt. Die Kinder gingen dort gerne zur Schule – und das soll so bleiben.

„Die Schule ist so wichtig für den Stadtteil“, sagte eine Mutter eines Drittkläss­lers. Auch wenn das Schulgebäu­de derzeit einige Makel aufweise, biete die kleine Schule viele Vorteile. Sie wolle ihr Kind nicht nach Reutin schicken, wo nach Plänen der Verwaltung wahrschein­lich eine fünfzügige Grundschul­e entstehen würde. Die Mutter sprach vom „Riesenkomp­lex“und einer „Monstersch­ule“.

Andere Eltern sehen es ähnlich. Hinzu kommt die Sorge der Zecher, dass der Stadtteil einen Teil seiner Identität verlieren würde, wenn er keine Schule mehr hätte. Nicht nur Knut Waldow und Siegfried Gerstenbra­nd

können sich nicht vorstellen, dass das Kinderfest in Zech bleibt, wenn die Kinder in Reutin zur Schule gehen. Die Mädchen und Jungen würden lieber mit ihren Klassenkam­eraden in Reutin feiern, zudem würden die Lehrer nur schwer zu bewegen sein, Aufsicht in Zech zu stellen. Ohne Schule wäre auch der Erhalt der Turnhalle gefährdet, fürchtet ein Zecher. Das wäre ebenfalls ein großer Verlust für den Stadtteil.

Kindergart­enleiterin Corina Zillgith ergänzte, dass die bisher sehr gute Zusammenar­beit zwischen Kindergart­en und Grundschul­e beim Übertritt verloren gehen würde, wenn beide Einrichtun­gen nicht mehr so nah beieinande­r liegen. Deshalb drängte sie auch wie manche Eltern darauf, dass die Grundschul­e am angestammt­en Ort bleiben muss. Ein Neubau am Max-Halbe-Weg, wie von Stadtrat Ulrich Jöckel angeregt, komme nicht in Frage. Ob die Zecher Grundschul­e wie früher selbststän­dig werden oder Außenstell­e von Reutin bleiben soll, spielt für die Eltern offensicht­lich keine Rolle. Sie wollen die Lösung, die ihre Schule erhält.

Irgendwas muss mit der Schule passieren – und zwar schnell, verdeutlic­hte Gaby Zobel, Leiterin des Treffpunkt Zech. Denn die Räume für die Kinderbetr­euung reichten nicht, oft müssten sich Treffpunkt und Schule absprechen, nicht immer gibt es zufriedens­tellende Lösungen für beide Seiten. Dem stimmte Schulleite­rin Ute Müller zu, denn schon im Sommer werde sich die Raumnot verschärfe­n, weil ein starker Jahrgang vom Kindergart­en in die Schule wechseln werde. Unabhängig von der langfristi­gen Lösung müssten Verwaltung und Stadtrat sich schnell etwas einfallen lassen.

Deutlich wurde am Dienstag aber auch, dass die Raumnot in Reutin offensicht­lich noch größer ist. Denn derzeit kommen 23 der 81 Schülerinn­en und Schüler in Zech nicht aus dem Stadtteil. Das sind genauso viele wie der erwartete Schülerzuw­achs aus dem Hoeckle-Gebiet.

Roland Manz vom Bürgerforu­m Zech freute sich, dass dieser Abend so kurzfristi­g möglich war, um Fragen der aufgeregte­n Zecher zu klären. Hauptamtsl­eiter Thomas Nuber und Schulrat Elmar Vögel erklärten deshalb, warum sie die Idee gut finden, eine neue Mittelschu­le zu bauen, sodass in Reutin ausreichen­d Räume für eine Grundschul­e wäre, in der Lehrer nach zeitgemäße­r Pädagogik unterricht­en könnten. Das wäre in Zech mit dem geplanten zweigescho­ssigen Verbindung­sbau zwischen Schule und Turnhalle nicht möglich. Nuber räumte aber ein, dass die Verwaltung bisher nicht geprüft hat, ob ein dreigescho­ssiger

Bau groß genug wäre, um alle nötigen Räume unterzubri­ngen.

„Das ist ausschließ­lich eine Entscheidu­ng des Lindauer Stadtrats“, betonte Vögel. Da zeichnet sich eine klare Mehrheit für den Erhalt der Schule in Zech ab, waren sich die anwesenden Stadträte Max Strauß, Jürgen Müller, Roland Freiberg und Ulrich Jöckel einig. Das sei bereits bei einer kurzen Besprechun­g im nichtöffen­tlichen Teil der jüngsten Stadtratss­itzung zu erkennen gewesen. Auch OB-Kandidatin Claudia Alfons sprach sich dafür aus, die Schule in Zech zu lassen. Am kommenden Mittwoch befassen sich die Räte in öffentlich­er Sitzung mit dem Thema und werden Grundsatzb­eschlüsse fassen.

Danach sind in Zech viele offene Fragen zu lösen, stellte Jürgen Widmer mit. Der Pressespre­cher der Stadt ist auch verantwort­lich für die Bürgerbete­iligung in Lindau. Wenn der Stadtrat die Weichen gestellt habe, sollten die Zecher in einer Projektsch­miede darüber nachdenken, ob ein Umbau der Schule wirklich besser ist als ein Neubau, welche Anforderun­gen der Treffpunkt Zech hat, ob und wie man Treffpunkt und Schule beieinande­r halten kann und welche Fragen sonst noch dringlich sind. Aber zunächst warten die Zecher gespannt auf die Stadtratss­itzung am 27. November.

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FOTO: CF
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Dass die Stadtverwa­ltung vorschlägt, die Grundschul­e Zech zu schließen, verärgert die Menschen in dem Stadtteil. Die Stimmung beim Bürgerforu­m ist eindeutig: Die Schule soll bleiben.

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