Zecher wollen ihre Schule behalten
Das Stimmungsbild beim Bürgerforum ist ganz eindeutig.
LINDAU - Dass die Stadtverwaltung vorschlägt, die Grundschule Zech zu schließen, verärgert nicht nur Eltern in dem Stadtteil. Die Stimmung beim Bürgerforum am Dienstagabend war eindeutig: Die Schule soll bleiben.
Auch wenn große Schulen organisatorisch manche Vorteile bieten mögen – Eltern sind sie ein Graus, vor allem wenn es um Grundschulen geht. Das wurde beim Zecher Bürgerforum sehr deutlich. Die Eltern schwärmten von der übersichtlichen Grundschule mit derzeit 81 Kindern, wo jeder noch jeden kennt. Die Kinder gingen dort gerne zur Schule – und das soll so bleiben.
„Die Schule ist so wichtig für den Stadtteil“, sagte eine Mutter eines Drittklässlers. Auch wenn das Schulgebäude derzeit einige Makel aufweise, biete die kleine Schule viele Vorteile. Sie wolle ihr Kind nicht nach Reutin schicken, wo nach Plänen der Verwaltung wahrscheinlich eine fünfzügige Grundschule entstehen würde. Die Mutter sprach vom „Riesenkomplex“und einer „Monsterschule“.
Andere Eltern sehen es ähnlich. Hinzu kommt die Sorge der Zecher, dass der Stadtteil einen Teil seiner Identität verlieren würde, wenn er keine Schule mehr hätte. Nicht nur Knut Waldow und Siegfried Gerstenbrand
können sich nicht vorstellen, dass das Kinderfest in Zech bleibt, wenn die Kinder in Reutin zur Schule gehen. Die Mädchen und Jungen würden lieber mit ihren Klassenkameraden in Reutin feiern, zudem würden die Lehrer nur schwer zu bewegen sein, Aufsicht in Zech zu stellen. Ohne Schule wäre auch der Erhalt der Turnhalle gefährdet, fürchtet ein Zecher. Das wäre ebenfalls ein großer Verlust für den Stadtteil.
Kindergartenleiterin Corina Zillgith ergänzte, dass die bisher sehr gute Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule beim Übertritt verloren gehen würde, wenn beide Einrichtungen nicht mehr so nah beieinander liegen. Deshalb drängte sie auch wie manche Eltern darauf, dass die Grundschule am angestammten Ort bleiben muss. Ein Neubau am Max-Halbe-Weg, wie von Stadtrat Ulrich Jöckel angeregt, komme nicht in Frage. Ob die Zecher Grundschule wie früher selbstständig werden oder Außenstelle von Reutin bleiben soll, spielt für die Eltern offensichtlich keine Rolle. Sie wollen die Lösung, die ihre Schule erhält.
Irgendwas muss mit der Schule passieren – und zwar schnell, verdeutlichte Gaby Zobel, Leiterin des Treffpunkt Zech. Denn die Räume für die Kinderbetreuung reichten nicht, oft müssten sich Treffpunkt und Schule absprechen, nicht immer gibt es zufriedenstellende Lösungen für beide Seiten. Dem stimmte Schulleiterin Ute Müller zu, denn schon im Sommer werde sich die Raumnot verschärfen, weil ein starker Jahrgang vom Kindergarten in die Schule wechseln werde. Unabhängig von der langfristigen Lösung müssten Verwaltung und Stadtrat sich schnell etwas einfallen lassen.
Deutlich wurde am Dienstag aber auch, dass die Raumnot in Reutin offensichtlich noch größer ist. Denn derzeit kommen 23 der 81 Schülerinnen und Schüler in Zech nicht aus dem Stadtteil. Das sind genauso viele wie der erwartete Schülerzuwachs aus dem Hoeckle-Gebiet.
Roland Manz vom Bürgerforum Zech freute sich, dass dieser Abend so kurzfristig möglich war, um Fragen der aufgeregten Zecher zu klären. Hauptamtsleiter Thomas Nuber und Schulrat Elmar Vögel erklärten deshalb, warum sie die Idee gut finden, eine neue Mittelschule zu bauen, sodass in Reutin ausreichend Räume für eine Grundschule wäre, in der Lehrer nach zeitgemäßer Pädagogik unterrichten könnten. Das wäre in Zech mit dem geplanten zweigeschossigen Verbindungsbau zwischen Schule und Turnhalle nicht möglich. Nuber räumte aber ein, dass die Verwaltung bisher nicht geprüft hat, ob ein dreigeschossiger
Bau groß genug wäre, um alle nötigen Räume unterzubringen.
„Das ist ausschließlich eine Entscheidung des Lindauer Stadtrats“, betonte Vögel. Da zeichnet sich eine klare Mehrheit für den Erhalt der Schule in Zech ab, waren sich die anwesenden Stadträte Max Strauß, Jürgen Müller, Roland Freiberg und Ulrich Jöckel einig. Das sei bereits bei einer kurzen Besprechung im nichtöffentlichen Teil der jüngsten Stadtratssitzung zu erkennen gewesen. Auch OB-Kandidatin Claudia Alfons sprach sich dafür aus, die Schule in Zech zu lassen. Am kommenden Mittwoch befassen sich die Räte in öffentlicher Sitzung mit dem Thema und werden Grundsatzbeschlüsse fassen.
Danach sind in Zech viele offene Fragen zu lösen, stellte Jürgen Widmer mit. Der Pressesprecher der Stadt ist auch verantwortlich für die Bürgerbeteiligung in Lindau. Wenn der Stadtrat die Weichen gestellt habe, sollten die Zecher in einer Projektschmiede darüber nachdenken, ob ein Umbau der Schule wirklich besser ist als ein Neubau, welche Anforderungen der Treffpunkt Zech hat, ob und wie man Treffpunkt und Schule beieinander halten kann und welche Fragen sonst noch dringlich sind. Aber zunächst warten die Zecher gespannt auf die Stadtratssitzung am 27. November.