Brücke Heimholz: Jetzt ist sie zu schmal
Bürgermeister misst die Breite eigenhändig nach – Deutsche Bahn reagiert bissig
SIGMARSZELL - Seit Februar diesen Jahres wird die Brücke von Heimholz nach Schlachters im Rahmen der Elektrifizierung der Bahnstrecke München - Lindau angehoben. 68 Zentimer Höhe werden so gewonnen, damit die Oberleitung darunter hindurchgeführt werden kann. Doch die Arbeiten verzögern sich nicht nur, plötzlich ist die Straße auch zu schmal.
Ursprünglich sollten die Arbeiten bereits im August abgeschlossen sein. Auf Nachfrage versicherte die Deutsche Bahn Sigmarszells Bürgermeister Jörg Agthe jetzt immerhin, dass die Baustelle noch im Dezember erledigt sein wird. Doch mit der Verzögerung von mindestens drei Monaten ist es nicht getan. Wie sich bei der Gemeinderatssitzung am Dienstag zeigte, droht weiterer Ärger. Denn die Fahrbahn ist im Rahmen der Anhebung geschrumpft. Statt wie bislang fünf Meter, misst sie nach der Anhebung nur noch 4,62 Meter in der Breite. „Ich habe mir zusammen mit dem zweiten Bürgermeister Paul Breyer die Baustelle angeschaut und an verschiedenen Stellen nachgemessen. Sie hat an der schmalsten Stelle tatsächlich nur eine Breite von 4,62 Metern. Wir haben es sowohl digital, als auch mit einem herkömmlichen Meterstab ausgemessen“, so der Bürgermeister. Zwar könne die Breite durchaus noch auf 4,70 Meter anwachsen, wenn der finale Belag aufgetragen ist, jedoch lägen die Zahlen dann noch immer „deutlich unter den fünf Metern, die in den Plänen festgehalten sind“, so Agthe. Er habe die Deutsche Bahn daraufhin dringlich um Stellungnahme gebeten und mitgeteilt, dass er sich selbst vor Ort von der Richtigkeit der falschen Breite überzeugt habe. Eine Antwort blieb ihm das Unternehmen daraufhin bislang schuldig.
Agthe hatte bereits zuvor, nachdem er von Bürgern auf den möglichen Missstand hingewiesen wurde, bei der Bahn angefragt, warum der „Straßenkörper auf der Brücke und im Bereich der Auffahrtstrecke vom Ortsteil Schlachters herkommend (...) von dem Bauunternehmen schmäler ausgeführt“werde. Die Antwort der Bahn fiel bissig aus: „...in Beantwortung Ihrer Frage, ob die Straße schmäler wird, kann ich Ihnen versichern, dass das nicht der Fall ist. Wer Ihnen solchen Schwachsinn berichtet, sollte besser genauer schauen oder vor Ort fragen, denn wie Sie schon ausgeführt haben, wurde mit den Straßenbau begonnen, doch da noch nicht völlig aufgefüllt und verdichtet wurde, ist dann die volle Breite der Straße auch noch nicht erreicht.“In Rücksprache mit ortsansässigen Bauunternehmen wurde dem Bürgermeister jedoch bestätigt, dass durch das Auftragen des Belags mitnichten eine Verbreiterung der Fahrbahn um fast 40 Zentimeter erreicht werde. Vor allem, da die seitliche Begrenzung in Form der Randsteine bereits zementiert ist. Auf eine weitere Nachfrage nach der Planmäßigkeit der Bauausführung versicherte das Unternehmen, dass man „nur nach freigegebener Ausführungsplanung“baue. Erst auf Anfrage der „Lindauer Zeitung“erklärte die Bahn, dass es „daraufhin deutet, dass bei der Bauausführung ein Fehler unterlaufen ist.“
Durch diesen Fehler ist die Anfahrt durch die Anhebung nicht nur steiler geworden, sie ist jetzt auch noch schmaler. Unter anderem könnte die 90-Grad-Kurve am Fuß der Brücke so für große Fahrzeuge zu einem Hindernis werden. „Die Brücke wird sehr viel von landwirtschaftlichen Fahrzeugen genutzt“, erklärte Gemeinderätin Theresia Gsell. „Die werden große Probleme bekommen, wenn es gerade in der Kurve kein Spielraum mehr zum Ausholen gibt.“
In den 1990er-Jahren hatte sich die Gemeinde für eine große Brücke mit einer Fahrbahnbreite von fünf Metern entschieden und diese auch mit einem hohen sechsstelligen DMark-Betrag aus der eigenen Tasche finanziert. Da der Gemeinde die Wiederherstellung der Brücke mit den gleichen Maßen wie vor Beginn der Anhebung in der Eisenbahnkreuzungsvereinbarung vertraglich zugesichert wurde, liegt es jetzt an der Bahn, auf die vom Bürgermeister gemessenen Werte zu reagieren.