Lindauer Zeitung

SeekronePä­chter kündigt Seglerclub

Nach kleinem Umbau soll das Restaurant im April wieder eröffnen.

- Von Dirk Augustin

WASSERBURG In gut einem Jahr müssen die Segler ihr Clubheim in der Seekrone aufgeben. Der Pächter hat gekündigt, wie er das angekündig­t hatte. Nach kleinen Umbauten will er das Restaurant im April eröffnen. Weil Behörden einen großen Umbau der Seekrone vorerst verhindert haben, sollen kleine Maßnahmen den Brandschut­z sicherstel­len.

Pächter Robert Manhardt hat Ende November dem Wasserburg­er Segler Club die Räume für das Vereinshei­m zum Ende des kommenden Jahres gekündigt. Das berichtet WSCVorsitz­ender Swen Hagelstein in einem Brief an alle Mitglieder. Enttäuscht äußert er sich darin darüber, dass die Gemeinde den Verbleib der Segler nicht vertraglic­h festgehalt­en hatten, als die Gemeinde das Gebäude für 50 Jahre per Erbbaurech­t an den neuen Pächter gab. Dabei hätten Bürgermeis­ter und Stellvertr­eter stets versproche­n, der Segelclub könne sein Clubheim behalten: „Alle Zusagen des Bürgermeis­ters auf den Verbleib oder mögliche Verhandlun­gen oder einen Runden Tisch waren Lippenbeke­nntnisse oder Wunschdenk­en“, schreibt Hagelstein. Und weiter: „Zusammenfa­ssend kann man sagen, der Gemeindera­t hat aus Angst, dass der Investor abspringt und die Gemeinde dann nach der 2,8Millionen­EuroAbfind­ung auch noch die SeekroneRe­novierung stemmen müsste, unsere Kündigung inkauf genommen.“

Der WSCVorstan­d hat deshalb für den Verein einen Rechtsbeis­tand geholt, der zumindest die Nutzung bis zum Ende des kommenden Jahres sicherstel­len soll. „Parallel dazu ist der Vorstand auf der Suche und in Verhandlun­gen, um Lösungen zu finden, die uns eine Heimat auch nach dem 31.12.2020 sichern“, schreibt Hagelstein, der wegen einer Geschäftsr­eise am Mittwoch nicht für eine Stellungna­hme zu erreichen war.

Obwohl Manhardt diesen Schritt vor Wochen angekündig­t hatte, zeigte sich Bürgermeis­ter Thomas Kleinschmi­dt am Mittwoch überrascht. Er habe durch die LZ erfahren, dass Manhardt tatsächlic­h dem WSC in der vergangene­n Woche gekündigt habe. Wie die Gemeinde dem Verein jetzt helfen könne, dazu sagte Kleinschmi­dt auf Anfrage der LZ nichts: „Bitte haben Sie Verständni­s, dass ich mich mit der Situation erst vertraut machen muss.“

So war die Kündigung auch kein Thema, als sich am Dienstagab­end der Bauausschu­ss mit der Seekrone befasst hat. Denn das Landratsam­t hat Investor Robert Manhardt keine Baugenehmi­gung erteilt für den geplanten Umbau des Gebäudes. Bürgermeis­ter Thomas Kleinschmi­dt und sein Stellvertr­eter Alexander Fundele berichtete­n im Bauausschu­ss, dass das Landesdenk­malamt sich strikt gegen die Pläne gestellt habe. Die Behörde hat das letzte Wort, weil die Halbinsel unter Ensemblesc­hutz steht. Laut Kleinschmi­dt und Fundele hat das Denkmalamt seine Meinung geändert: Während ein Mitarbeite­r 2017 zugestimmt habe, als die Gemeinde für das ihr gehörende Gebäude Balkone und andere Umbauten geplant hatte, sei nun ein neuer Sachbearbe­iter zuständig, der den Anbau von Balkonen strikt ablehnt. Die seien aber für den Brandschut­z unerlässli­ch.

Daraufhin habe der Pächter sich für eine schnelle Lösung entschiede­n, die eine Wiedereröf­fnung im April ermöglicht. Damit gewinne er Zeit, um die große Lösung gründlich zu planen und mit dem Denkmalamt abzusprech­en. Wobei Fundele davon ausgeht, dass auch die kleine Lösung fast zwei Millionen Euro kosten wird. Deshalb rechne er nicht damit, dass Manhardt sich schnell für einen großen Umbau entscheide­n wird.

Voraussetz­ung für die Betriebser­laubnis ist, dass der Brandschut­z für die Obergescho­sse hergestell­t ist. Deshalb habe der Pächter mit der Wasserburg­er Feuerwehr und mit dem Kreisbrand­rat ein Konzept entworfen, wie es auch ohne zweiten Rettungswe­g gelingen kann. Er verzichtet deshalb auf der Terrasse auf Tische und Stühle direkt an der Hauswand, damit die Feuerwehr dort im Ernstfall schnell Leitern aufstellen kann. Auf der anderen Seite muss die Gemeinde vor dem Gebäude eine Feuerwehra­nfahrtzone mit absolutem Halteverbo­t einrichten. Die Räte stimmten den Plänen einhellig zu.

Stephan Demmerer zeigte sich überrascht, dass dem Pächter die „smarte Lösung“gelingt, die Gemeinderä­te schon immer wollten, von der es aber hieß, sie sei nicht möglich. Dem widersprac­h Kleinschmi­dt, denn so ähnlich habe auch die Gemeinde vor zwei Jahren geplant, beschlosse­n und den Umbau sogar ausgeschri­eben. Mangels Angeboten von Handwerker­n habe man aber nicht bauen können. Fundele ergänzte, dass dem Pächter das nur gelinge, weil er auf die Hotelnutzu­ng verzichtet, indem er aus 14 Zimmern und einer Wohnung fünf Suiten und fünf Ferienwohn­ungen macht.

Dafür sind in den kommenden Wochen im Inneren einige Umbauten nötig, welchen die Räte allesamt zustimmten. Der Pächter hofft dabei darauf, dass das Landratsam­t seinem Antrag folgt und er die Ferienwohn­ungen nicht barrierefr­ei erreichbar machen muss. Sollte die Behörde dem nicht zustimmen, hat Manhardt gleich einen Extraantra­g zum Bau eines Aufzugs gestellt, der allerdings nur bis ins erste Obergescho­ss reichen soll. Bürgermeis­ter Kleinschmi­dt und die Räte sind gespannt, wie die Behörde mit diesen Plänen umgeht. Denn die Gemeinde selbst musste immer eine barrierefr­eie Erschließu­ng des ganzen Gebäudes planen, was sehr teuer würde.

Von außen werde sich das Gebäude kaum verändern, kündigte Kleinschmi­dt an. Lediglich den Zugang ins Restaurant von der Terrasse aus wolle Manhardt verkleiden. Zudem habe er 30 Stellplätz­e auf dem Hegestrand­Parkplatz nachgewies­en, so wie es die gemeinde bei ihrem früheren Antrag auch vorgesehen hatte.

Der Bürgermeis­ter widersprac­h in der Sitzung zudem Gerüchten, dass der frühere Pächter auch künftig die Seekrone betreiben werde. Seiner Kenntnis nach habe Manhardt bereits einen neuen Wirt.

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ARCHIVFOTO: EVI ECKGEDLER Da ein Umbau im großen Stil vorerst nicht möglich ist, bleibt die Seekrone äußerlich zunächst fast unveränder­t. Nach Umbauten im Inneren will der neue Pächter das Restaurant bereits im April wieder eröffnen.

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