Neues Konzept fürs Skigebiet am Riedberger Horn
Nach dem Ende des Streits ums Riedberger Horn stellt sich das Skigebiet Grasgehren neu auf
OBERMAISELSTEIN (lz) Mit einem neuen Konzept startet das Skigebiet Grasgehren im Oberallgäu in die Wintersaison. Es gehe um ein Miteinander von Pistenfahrern, Schneeschuhgehern, Winterwanderern und Tourengehern „im Einklang mit der Natur und dem Bewahren der Lebensverhältnisse am Riedberger Horn“, sagte der Geschäftsführer der GrasgehrenLife, Tobias Lienemann. Das Skigebiet bei Obermaiselstein war lange Gegenstand heftiger Debatten. Hintergrund waren die Pläne für eine Liftverbindung mit dem benachbarten Skigebiet Balderschwang – obwohl dadurch streng geschützte Naturschutzgebiete berührt worden wären. Die CSU im bayerischen Landtag hatte sich lange für die Verbindung der Skigebiete stark gemacht, war dann aber umgeschwenkt. Nun setzt das Skigebiet Grasgehren vor allem auf Familien.
OBERMAISELSTEIN Jahrelang haben sich Liftbetreiber und Naturschützer wegen der geplanten Skischaukel am Riedberger Horn im Oberallgäu gestritten. Jetzt sollen Tradition und Entschleunigung im Vordergrund stehen.
„Wir haben uns neu ausgerichtet“, sagt Tobias Lienemann, seit gut einem Jahr Geschäftsführer der GrasgehrenLifte unterhalb des Riedberger Horns bei Obermaiselstein. Er zeigt auf das neue Logo: „Berg und Naturerlebnis“steht darauf und Lienemann versichert, die neue Philosophie sei „mehr als nur eine Marketingbotschaft“. Der 42Jährige arbeitete vorher viele Jahre lang beim Deutschen Skiverband als Referent für Nachhaltigkeit bei sportlichen Großveranstaltungen.
Skisport und Nachhaltigkeit: Funktioniert das überhaupt? Und was will Lienemann im Skigebiet Grasgehren konkret anpacken? Ihm gehe es vor allem um ein Miteinander von Pistenfahrern, Schneeschuhgehern, Winterwanderern und Tourengehern, sagt er. Und das alles solle „im Einklang mit der Natur und dem Bewahren der Lebensverhältnisse am Riedberger Horn“möglich sein.
Die Vorgeschichte ist lang: Viele Jahre war am Riedberger Horn um die Liftverbindung mit Balderschwang gerungen worden. Die CSU hatte versprochen, sich dafür einzusetzen. Die Bürgermeister und viele Einwohner waren dafür, die Naturschutzverbände dagegen. Sogar der Alpenplan wurde geändert, bis die CSU den Rückzug antrat und Knall auf Fall die Reißlinie zog. Schließlich wurde sogar noch die Änderung der Schutzzonen im Alpenplan rückgängig gemacht.
Gleichwohl planten die GrasgehrenLifte weiter eine neue Bahn und einen größeren Schneiteich. Beide Projekte wurden vom Landratsamt genehmigt, doch der Bund Naturschutz klagte. Dann die Überraschung Ende vergangenen Jahres: Nur mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde konnte eine Insolvenz der GrasgehrenLifte abgewendet werden.
Es begann die Ära des neuen Geschäftsführers. An einem „Runden Tisch“trafen sich alle Beteiligten: Die 28 Gesellschafter der GrasgehrenLifte, Naturschützer und Vertreter des Naturparks Nagelfluhkette sowie der Gemeinde. Lienemann nennt das heute einen „Friedensgipfel“. Die Naturschützer hatten erklärt, auf die Klagen gegen die erteilten Baugenehmigungen zu verzichten. Andererseits sicherte die Liftgesellschaft zu, die Modernisierung und den Ausbau des Skigebiets im vorgesehenen Maße nicht weiter zu verfolgen. Inzwischen hätten mehrere weitere „Runde Tische“stattgefunden, sagt Lienemann. Vor allem mit dem Naturpark Nagelfluhkette wolle er die Zusammenarbeit noch intensivieren. Von einer „grundsätzlich positiven Entwicklung“spricht auch Thomas Frey, Regionalreferent des Bundes Naturschutz: „Man kann vernünftig miteinander reden.“Gestern präparierten Pistenraupen die Abfahrten auf Grasgehren, am Samstag beginnt der Skibetrieb. Wie geht es in dem kleinen Wintersportgebiet weiter, das als eines der schneesichersten Bayerns gilt? „Den Trend zu immer höher, immer schneller, immer weiter machen wir nicht mit“, sagt Lienemann.
Nach dem „Moratorium mit Gemeinden, Grundstückseigentümern, Naturschutzverbänden und dem Naturpark“arbeite man jetzt weiter am Gesamtkonzept für ein „etwas anderes Skigebiet“. Zuvor hätten im Sommer 28 Gesellschafter 4000 freiwillige Arbeitsstunden geleistet, um das Unternehmen finanziell wieder auf Kurs zu bringen.
Im Skigebiet deutet der Geschäftsführer auf die neuen Hinweistafeln, die hier aufgestellt wurden. Darauf werden Schneesportler über die Schutzgebiete informiert. Weil Familien eine wichtige Zielgruppe des kleinen Wintersportgebiets sind, soll ein neues buntes Kinderland entstehen. Die Preise sollen erschwinglich bleiben, Kinder bis sechs Jahre fahren in Begleitung der Eltern umsonst. Lienemann sagt, ihm sei besonders daran gelegen, Kinder zur Bewegung im Schnee zu animieren. Neue Bahnen, so heißt es, wird es vorerst nicht geben. Stattdessen richte man den Fokus auf Tradition, regionale Wertschöpfung und einen Ausbau des öffentlichen PersonenNahverkehrs über den Riedbergpass. „Erste Gespräche mit Gemeinden und Landkreis zur Verbesserung der Mobilität laufen bereits“, sagt Lienemann. Früher oder später müsse auch ein neuer Wasserspeicher gebaut werden. Der Geschäftsführer ist zuversichtlich, dass am „Runden Tisch“gemeinsam ein geeigneter Standort gefunden wird.