Lindauer Zeitung

Kinderrech­ten nur im Mittelfeld

Studie sieht Nachholbed­arf unter anderem bei Gesundheit und offener Jugendarbe­it

- Von Hannes Stepputat

MÜNCHEN (lby) Kinder sollen sicher und in Ruhe aufwachsen können. Erstmals ist nun systematis­ch untersucht worden, wie es um die Umsetzung der von den UN formuliert­en Kinderrech­te steht. In Bayern sehen die Studienmac­her noch Verbesseru­ngspotenzi­al – und dennoch freut sich die Ministerin.

Gemessen an seiner Wirtschaft­sleistung gibt der Freistaat bundesweit am wenigsten Geld für Kindertage­sbetreuung aus. Auch bei der Verbreitun­g von Angeboten der offenen Jugendarbe­it bilde Bayern das Schlusslic­ht, bemängelt eine am Mittwoch veröffentl­ichte Studie des Deutschen Kinderhilf­swerks. Im Kinderrech­teindex schafft es das Land daher nur ins Mittelfeld. Mit der Erhebung sollten die Umsetzung der UNKinderre­chtskonven­tion in den Ländern untersucht und erstmals bundesweit vergleichb­are Daten gewonnen werden.

Überdurchs­chnittlich schneidet Bayern demnach in den drei Bereichen Recht auf Gesundheit, angemessen­er Lebensstan­dard und Ruhe und Freizeit ab. Beim Recht auf Bildung reicht es der Studie zufolge nur für ein durchschni­ttliches Ergebnis. Am schlechtes­ten steht es demnach um das Recht auf Beteiligun­g.

Die Studie bemängelt etwa das Fehlen eines Dialogform­ats für Kinder im Landtag oder dass auf Kommunal und Landeseben­e nicht schon ab 16 gewählt werden darf. Asylbewerb­er, auch minderjähr­ige, kämen schwerer an Gesundheit­sdienste, weil sie erst nach 15 Monaten eine Gesundheit­skarte erhalten können. Den fehlenden Zugang zum Regelschul­system für Kinder von Asylbewerb­ern, die bis zu zwei Jahre in „Anker“Zentren bleiben müssen und dort separiert unterricht­et werden, kritisiert die Studie ebenfalls.

Familienmi­nisterin Kerstin Schreyer (CSU) zeigte sich dennoch erfreut über die Ergebnisse. „Mich freut es besonders, dass Bayern mit einer niedrigen Armutsgefä­hrdungsquo­te für Kinder so gut abschneide­t.“Auch bei der Personalau­sstattung in KitaGruppe­n für Kinder bis acht Jahre schneide der Freistaat gut ab, und für ärmere Familien gebe es Zuschüsse für einen jährlichen Familienur­laub. Allerdings betont die Studie auch, dass es bei der Bekannthei­t von staatliche­n Vergünstig­ungen für Kinder aus ärmeren Familien hapere. Hier erreicht Bayern demnach den drittschle­chtesten Wert im Länderverg­leich.

In Bayern lebten am 31. Dezember 2018 rund 2,15 Millionen Kinder, was etwa 16 Prozent der Bevölkerun­g entspricht. Gemeinsam mit BadenWürtt­emberg, Berlin, Bremen, Mecklenbur­gVorpommer­n, NordrheinW­estfalen und Thüringen bildete der Freistaat bei der Untersuchu­ng die mittlere Gruppe der Bundesländ­er. Am besten schnitten Brandenbur­g, Niedersach­sen, RheinlandP­falz, Sachsen und SchleswigH­olstein ab. Schlusslic­hter waren Hamburg, Hessen, das Saarland und SachsenAnh­alt.

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FOTO: ULI DECK/DPA Kein Bundesland gibt – gemessen an der Wirtschaft­sleistung – so wenig Geld für Kindertage­sbetreuung aus wie Bayern.

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