Kinderrechten nur im Mittelfeld
Studie sieht Nachholbedarf unter anderem bei Gesundheit und offener Jugendarbeit
MÜNCHEN (lby) Kinder sollen sicher und in Ruhe aufwachsen können. Erstmals ist nun systematisch untersucht worden, wie es um die Umsetzung der von den UN formulierten Kinderrechte steht. In Bayern sehen die Studienmacher noch Verbesserungspotenzial – und dennoch freut sich die Ministerin.
Gemessen an seiner Wirtschaftsleistung gibt der Freistaat bundesweit am wenigsten Geld für Kindertagesbetreuung aus. Auch bei der Verbreitung von Angeboten der offenen Jugendarbeit bilde Bayern das Schlusslicht, bemängelt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Deutschen Kinderhilfswerks. Im Kinderrechteindex schafft es das Land daher nur ins Mittelfeld. Mit der Erhebung sollten die Umsetzung der UNKinderrechtskonvention in den Ländern untersucht und erstmals bundesweit vergleichbare Daten gewonnen werden.
Überdurchschnittlich schneidet Bayern demnach in den drei Bereichen Recht auf Gesundheit, angemessener Lebensstandard und Ruhe und Freizeit ab. Beim Recht auf Bildung reicht es der Studie zufolge nur für ein durchschnittliches Ergebnis. Am schlechtesten steht es demnach um das Recht auf Beteiligung.
Die Studie bemängelt etwa das Fehlen eines Dialogformats für Kinder im Landtag oder dass auf Kommunal und Landesebene nicht schon ab 16 gewählt werden darf. Asylbewerber, auch minderjährige, kämen schwerer an Gesundheitsdienste, weil sie erst nach 15 Monaten eine Gesundheitskarte erhalten können. Den fehlenden Zugang zum Regelschulsystem für Kinder von Asylbewerbern, die bis zu zwei Jahre in „Anker“Zentren bleiben müssen und dort separiert unterrichtet werden, kritisiert die Studie ebenfalls.
Familienministerin Kerstin Schreyer (CSU) zeigte sich dennoch erfreut über die Ergebnisse. „Mich freut es besonders, dass Bayern mit einer niedrigen Armutsgefährdungsquote für Kinder so gut abschneidet.“Auch bei der Personalausstattung in KitaGruppen für Kinder bis acht Jahre schneide der Freistaat gut ab, und für ärmere Familien gebe es Zuschüsse für einen jährlichen Familienurlaub. Allerdings betont die Studie auch, dass es bei der Bekanntheit von staatlichen Vergünstigungen für Kinder aus ärmeren Familien hapere. Hier erreicht Bayern demnach den drittschlechtesten Wert im Ländervergleich.
In Bayern lebten am 31. Dezember 2018 rund 2,15 Millionen Kinder, was etwa 16 Prozent der Bevölkerung entspricht. Gemeinsam mit BadenWürttemberg, Berlin, Bremen, MecklenburgVorpommern, NordrheinWestfalen und Thüringen bildete der Freistaat bei der Untersuchung die mittlere Gruppe der Bundesländer. Am besten schnitten Brandenburg, Niedersachsen, RheinlandPfalz, Sachsen und SchleswigHolstein ab. Schlusslichter waren Hamburg, Hessen, das Saarland und SachsenAnhalt.