Lindauer Zeitung

Abriss? Kamin beschäftig­t den Landtag

Die Stadt Lindenberg will einen denkmalges­chützten Schornstei­n abreißen lassen

- Von Peter Mittermeie­r

LINDENBERG Die Lindenberg­er Kulturfabr­ik ist heute Thema im Ausschuss für Wissenscha­ft und Kunst des Bayerische­n Landtages. Die Stadt hat einen Antrag gestellt, den Kamin des Denkmals abreißen zu dürfen. Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t hofft auf eine Zustimmung. „Es wäre zwar schade um den Kamin, aber es ist ein Fass ohne Boden“, sagt er mit Blick auf befürchtet­e Sanierungs­kosten.

Der 28 Meter hohe Backsteins­chlot hat den Stadtrat mehrfach beschäftig­t. Im Jahr 1923 errichtet, blieb er erhalten, als die Stadt in Gebäuden der früheren Hutfabrik Reich das Deutsche Hutmuseum gebaut hat. Zuvor mussten einzelne Steine saniert oder ausgetausc­ht werden. Das hat rund 125 000 Euro gekostet. Allerdings waren die Arbeiten nicht von Dauer. 2018 fielen einzelne Teile der Klinkerste­ine nach unten. Eine Fachfirma musste schadhafte Teile abklopfen. Seitdem steht aus Sicherheit­sgründen ein Bauzaun am Fuß des Kamins.

Warum die Schäden entstehen, weiß niemand so genau, obwohl die Stadt Fachleute und das Denkmalamt eingeschal­tet hat. Vermutlich spielen Frost und Feuchtigke­it eine Rolle. Klar ist: Soll der Kamin stehen bleiben, muss er saniert werden. Dafür hatte die Stadt bereits 150 000 Euro, verteilt auf zwei Jahre in ihrem Haushalt eingeplant. Allerdings zweifeln viele Räte am Sinn einer neuerliche­n Sanierung. Grund: Nach Auskunft von Fachleuten müsste die Stadt die Arbeiten wohl alle paar Jahre wiederhole­n – mit entspreche­nd hohen Kosten. „Der Aufwand lässt sich niemandem vermitteln“, sagt der Bürgermeis­ter. Er verweist zudem auf das Risiko, das herunterfa­llende Teile für Fußgänger bilden können. „Dafür will niemand seinen Kopf hinhalten.“

Deshalb trägt sich die Stadt mit dem Gedanken, den Kamin abbrechen zu lassen. Allerdings steht er mit dem gesamten Gebäude unter Denkmalsch­utz. Und die Denkmalbeh­örde stimmt dem Abriss nicht einfach zu. Deshalb hat die Stadt einen Antrag an den zuständige­n Ausschuss des Landtages gestellt. Ballersted­t stellt sich die Frage, ob der Kamin an sich ein Denkmal ist, „oder nicht eher das Gebäude und das, was drinnen ist“.

Stimmt der Landtagsau­sschuss zu, könnte der Stadtrat den Abbruch des Schornstei­ns beschließe­n, nimmt der Rathausche­f an. „Schauen wir mal, was herauskomm­t“, sagt der Bürgermeis­ter über die heutige Sitzung. Zwar hat der Stadtrat laut Ballersted­t noch nicht über einen Abriss entschiede­n, die Räte seien aber über den Inhalt der Petition informiert. Geschehen ist das in nichtöffen­tlicher Sitzung. Fraglich ist, ob die Landtagsab­geordneten heute über den Antrag beschließe­n werden. Möglich ist auch ein Ortstermin vor einer Entscheidu­ng. Er könnte noch heuer stattfinde­n.

 ?? ARCHIVFOTO: LINDA SENDLINGER ?? Deutsches HutmusDer Kamin am Kesselhaus der früheren Hutfabrik Reich ist schon ein Hingucker – und irgendwie auch Wahrzeiche­n des Deutschen Hutmuseums. Der Stadt Lindenberg aber bereitet das Bauwerk Sorgen.eum Lindenberg, Kulturfabr­ik, Kesselhaus, Hut, Hutstadt, Museum
ARCHIVFOTO: LINDA SENDLINGER Deutsches HutmusDer Kamin am Kesselhaus der früheren Hutfabrik Reich ist schon ein Hingucker – und irgendwie auch Wahrzeiche­n des Deutschen Hutmuseums. Der Stadt Lindenberg aber bereitet das Bauwerk Sorgen.eum Lindenberg, Kulturfabr­ik, Kesselhaus, Hut, Hutstadt, Museum

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