Abriss? Kamin beschäftigt den Landtag
Die Stadt Lindenberg will einen denkmalgeschützten Schornstein abreißen lassen
LINDENBERG Die Lindenberger Kulturfabrik ist heute Thema im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst des Bayerischen Landtages. Die Stadt hat einen Antrag gestellt, den Kamin des Denkmals abreißen zu dürfen. Bürgermeister Eric Ballerstedt hofft auf eine Zustimmung. „Es wäre zwar schade um den Kamin, aber es ist ein Fass ohne Boden“, sagt er mit Blick auf befürchtete Sanierungskosten.
Der 28 Meter hohe Backsteinschlot hat den Stadtrat mehrfach beschäftigt. Im Jahr 1923 errichtet, blieb er erhalten, als die Stadt in Gebäuden der früheren Hutfabrik Reich das Deutsche Hutmuseum gebaut hat. Zuvor mussten einzelne Steine saniert oder ausgetauscht werden. Das hat rund 125 000 Euro gekostet. Allerdings waren die Arbeiten nicht von Dauer. 2018 fielen einzelne Teile der Klinkersteine nach unten. Eine Fachfirma musste schadhafte Teile abklopfen. Seitdem steht aus Sicherheitsgründen ein Bauzaun am Fuß des Kamins.
Warum die Schäden entstehen, weiß niemand so genau, obwohl die Stadt Fachleute und das Denkmalamt eingeschaltet hat. Vermutlich spielen Frost und Feuchtigkeit eine Rolle. Klar ist: Soll der Kamin stehen bleiben, muss er saniert werden. Dafür hatte die Stadt bereits 150 000 Euro, verteilt auf zwei Jahre in ihrem Haushalt eingeplant. Allerdings zweifeln viele Räte am Sinn einer neuerlichen Sanierung. Grund: Nach Auskunft von Fachleuten müsste die Stadt die Arbeiten wohl alle paar Jahre wiederholen – mit entsprechend hohen Kosten. „Der Aufwand lässt sich niemandem vermitteln“, sagt der Bürgermeister. Er verweist zudem auf das Risiko, das herunterfallende Teile für Fußgänger bilden können. „Dafür will niemand seinen Kopf hinhalten.“
Deshalb trägt sich die Stadt mit dem Gedanken, den Kamin abbrechen zu lassen. Allerdings steht er mit dem gesamten Gebäude unter Denkmalschutz. Und die Denkmalbehörde stimmt dem Abriss nicht einfach zu. Deshalb hat die Stadt einen Antrag an den zuständigen Ausschuss des Landtages gestellt. Ballerstedt stellt sich die Frage, ob der Kamin an sich ein Denkmal ist, „oder nicht eher das Gebäude und das, was drinnen ist“.
Stimmt der Landtagsausschuss zu, könnte der Stadtrat den Abbruch des Schornsteins beschließen, nimmt der Rathauschef an. „Schauen wir mal, was herauskommt“, sagt der Bürgermeister über die heutige Sitzung. Zwar hat der Stadtrat laut Ballerstedt noch nicht über einen Abriss entschieden, die Räte seien aber über den Inhalt der Petition informiert. Geschehen ist das in nichtöffentlicher Sitzung. Fraglich ist, ob die Landtagsabgeordneten heute über den Antrag beschließen werden. Möglich ist auch ein Ortstermin vor einer Entscheidung. Er könnte noch heuer stattfinden.