„Wir haben noch nicht aufgegeben“
Weshalb der TSV Tettnang trotz durchwachsener Hinrunde noch immer an den Aufstieg in die Bezirksliga glaubt – und an Trainer Mico Susak festhält
Die Vorgabe war klar: „Unser Ziel ist es, um Platz eins zu spielen“, sagte Mico Susak, Trainer des TSV Tettnang vor dem Saisonauftakt in der FußballKreisliga A. Nachdem der TSV in der vergangenen Spielzeit kurz vor Ende der Saison patzte und den Relegationsplatz verspielte, sollte in diesem Jahr unbedingt der Aufstieg in die Bezirksliga her. Dafür haben die Tettnanger ordentlich investiert: Mit Ersin Sanli, Kai Mähr und Marco Geßler wurden gleich drei erfahrene Spieler verpflichtet, die in der Vorsaison noch in der Landesliga aktiv waren. Der erhoffte Erfolg blieb bislang aber aus.
Vier Monate und 14 Saisonspiele später klingt Trainer Susak deutlich weniger euphorisch: „Die Situation ist schwierig. Wir sind nicht wirklich zufrieden.“Mit 25 Punkten liegt der TSV Tettnang momentan auf Tabellenplatz vier, drei Punkte hinter dem VfB Friedrichshafen II auf dem Relegationsplatz und bereits acht Punkte hinter Spitzenreiter TSG Ailingen. „Wenn man sich Platz eins zum Ziel setzt, ist das natürlich zu wenig“, sagt Susak, der sich mit der Suche nach Erklärungen schwertut. „Alles, was ich sagen kann, klingt gleich nach einer Ausrede. Aber wir hatten einige Verletzungsprobleme, haben manchmal zu fahrlässig gespielt und hatten mehrfach auch Pech“, sagt der Trainer und meint konkret die drei Unentschieden in Folge gegen die SGM HENOBO (3:3), den FC Dostluk (3:3) und den SV Oberteuringen (1:1), als die Tettnanger jeweils kurz vor Schluss noch den Ausgleich hinnehmen mussten.
Auch der Sportliche Leiter Thomas Helm sieht in diesen drei Spielen den Hauptgrund für die derzeitigen Probleme beim TSV. „Wenn wir da sechs Punkte mehr holen, stehen wir gleich viel besser da.“Dennoch ist auch Helm mit dem gesamten Saisonverlauf nicht wirklich glücklich. Wie Susak kann er sich die schwankenden Leistungen der Mannschaft nicht recht erklären. „Es am Trainer allein festzumachen, wäre falsch. Es am Willen der Mannschaft festzumachen, wäre auch falsch. Es allein auf Glück und Pech zu schieben, wäre das Falscheste überhaupt.“
Gerüchteweise haben die Vereinsverantwortlichen bereits in dieser Phase Anfang Oktober Gespräche mit möglichen Trainerkandidaten – darunter Michael Steinmaßl und Stefan Krause – gesucht, die Susak ersetzen könnten. „Es ist doch klar, dass es Gerüchte gibt, wenn es nicht läuft. Ich werde aber keine Namen kommentieren“, sagt Thomas Helm. Der
Sportliche Leiter gibt aber zu, dass der Vorstand das Gespräch mit Susak gesucht hat, in dem es auch darum ging, ob er der schwierigen Situation gewachsen ist. „Das gehört dazu. Der Trainer ist immer der Verantwortliche und der Erste, der gehen muss, wenn es nicht läuft“, sagt Susak. Nach mehreren Einzelgesprächen mit Spielern, die laut Helm betont hätten, dass der Trainer eine gute Arbeit mache, und dem 4:2Sieg im Spitzenspiel gegen die SpVgg Lindau haben die Verantwortlichen beschlossen, an Susak festzuhalten und mit dem Trainer in die Rückrunde zu gehen. Auch Mico Susak sagt: „Bis jetzt bin ich immer noch Trainer des TSV Tettnang.“
Und als dieser traut er sich durchaus zu, doch noch den Sprung auf die Aufstiegsränge zu schaffen. „Natürlich, sonst hätte ich längst schon selber hingeschmissen“, sagt Susak und gibt sich kämpferisch. „Respekt für Ailingen, die eine super Saison spielen. Aber wenn sie mal Fehler machen, wollen wir da sein. Wir haben noch nicht aufgegeben.“Auch Thomas Helm hat den Aufstieg noch nicht abgehakt. „Die Meisterschaft wird sehr, sehr schwer. Um Ailingen zu sehen, brauchen wir schon ein Opernglas. Aber Platz zwei ist noch in Sichtweite. Der muss unser Ziel sein.“
Im Kampf um den Relegationsplatz hat der TSV im VfB Friedrichshafen II und der SpVgg Lindau aber starke Konkurrenten. Erschwerend kommt hinzu, dass Nils Maurer den Tettnangern in der Rückrunde fehlen wird. Der 23jährige Angreifer, der mit 16 Toren die Torjägerliste der Kreisliga A2 anführt, absolviert ein Auslandssemester in Südafrika. Susak: „Nils ist ein Mann, den niemand in dieser Liga eins zu eins ersetzen könnte – auch wir nicht.“
Dennoch will der TSV in der Winterpause nicht zwingend neue Spieler verpflichten. „Überlegungen gibt es schon, aber wir haben noch keine Gespräche geführt“, sagt der Trainer. Das bestätigt auch Helm: „Wenn ein Spieler unbedingt zu uns will, werden wir sicher nicht Nein sagen. Wir suchen aber nicht aktiv.“Der Sportliche Leiter sieht im Fehlen von Nils Maurer sogar eine Chance. „Bislang haben sich die anderen Spieler immer auf Nils verlassen und gedacht, er wird es schon richten. Jetzt müssen sie selbst Verantwortung übernehmen.“Sollte das nicht funktionieren, hat der TSV offiziell keinen Plan B – weder für einen neuen Stürmer noch für einen neuen Trainer. „Was wäre denn die Alternative. Ich werde es sicher nicht machen“, sagt Helm. Und Susak? Der will „bis zum Schluss kämpfen“– für den Aufstieg und seinen Posten.
„Um Ailingen zu sehen, brauchen wir schon ein Opernglas. Aber Platz zwei ist noch in Sichtweite.“
Thomas Helm, Sportlicher Leiter TSV Tettnang