Aufstieg in die zweite Börsenliga
Die badenwürttembergischen Unternehmen Teamviewer und Varta bald im MDax
FRANKFURT Wer an der Börse künftig Fielmann im MDax sucht, dem wird die schönste Brille nichts nutzen. Denn die Optikerkette muss aus der zweiten Börsenliga in die dritte absteigen. Das gleiche gilt für den Mobilfunkdienstleister 1&1 Drillisch. Stattdessen wird mit dem Göppinger Unternehmen Teamviewer im MDax nun im Team gespielt – und mit dem Konzern Varta aus Ellwangen im Ostalbkreis bekommt der kleine Bruder des Dax einen Energieschub.
Sowohl beim Batteriehersteller Varta als auch beim Softwarekonzern Teamviewer lässt sich aus unterschiedlichen Gründen von einer ziemlich steilen Börsenkarriere sprechen. Varta ist vor ziemlich genau zwei Jahren an die Börse gegangen. Seither notiert der Kurs fast siebenmal so hoch – steiler bergauf geht es selten am Aktienmarkt. Und Teamviewer hat seinen Sprung auf das Börsenparkett sogar erst vor gut zwei Monaten absolviert. Beide werden nun mit dem Aufstieg in den zweitwichtigsten Börsenindex MDax geadelt. Varta dürfte den meisten Menschen ein Begriff sein als Batteriehersteller. Das Unternehmen mit Sitz in Ellwangen blickt auf eine Tradition von über 130 Jahren zurück. Gefragt sind die kompakten Energielieferanten nach wie vor – sogar in steigendem Maße. Grund dafür ist unter anderem die starke Nachfrage nach LithiumIonenBatterien für Hightechprodukte – beispielsweise für kabellose Kopfhörer. Beobachter handeln den Konzern mittlerweile als heißen Favoriten als Lieferanten für die kommende Generation kabelloser Apple Kopfhörer namens Airpod. Und möglicherweise auch für die künftigen und sprachgesteuerten Konkurrenten aus dem Hause Amazon, die Echo Buds. Zudem sieht Varta künftig auch Chancen, vom Boom der Elektromobilität zu profitieren.
Deswegen sorgt Varta seit Monaten für Hochstimmung unter Anlegern. Denn seit Ausgabe der Aktien zum Preis von 17,50 Euro vor zwei Jahren sind die Papiere inzwischen auf rund 120 Euro gestiegen. Auch aus diesem Grund haben Investoren am gestrigen Handelstag Kasse gemacht. Auslöser für die Verkäufe war zudem, dass ein Großaktionär am Abend zuvor rund 800 000 Anteilsscheine zu je 121 Euro auf den Markt geworfen hatte. „Da nutzen einige die Gelegenheit für Gewinnmitnahmen, da die Aktien einen extrem guten Lauf hatten“, sagte ein Börsenhändler in Frankfurt.
Teamviewer kann zwar noch nicht auf eine solch steile Kursentwicklung zurückblicken. Dafür ist das Unternehmen aus Göppingen aber auch erst seit gut zwei Monaten an der Börse. Der Konzern und seine rund 800 Mitarbeiter vernetzt Computer und Maschinen miteinander. So können Nutzer mittels der Software Videokonferenzen machen oder auch Computer, Laptops und andere Geräte aus der Ferne warten.
Der Aufstieg in die zweite Börsenliga nach den großen DaxKonzernen kann sich positiv für beide Unternehmen und deren Aktienkurs auswirken. Denn zum einen müssen Fonds, die die Indices abbilden, die entsprechenden Papiere in ihre Depots aufnehmen. Zum anderen hilft eine Platzierung in den großen Indices auch dem Bekanntheitsgrad, sodass potenziell wiederum mehr Anleger auf die Unternehmen aufmerksam werden.
Ausschlaggebend für den Aufstieg in die Indices sind unter anderem der Börsenwert der Unternehmen und die Anzahl frei an der Börse gehandelter Aktien. Diese Kriterien haben für einen Verbleib im MDax für die Optikerkette Fielmann und den Internet und Mobilfunkdienstleister 1&1 Drillisch nicht mehr gereicht. Beide Unternehmen müssen in die kleinere Börsenliga SDax absteigen. Wirksam werden die Änderungen in den Börsenindices kurz vor Weihnachten am 23. Dezember.