Lindauer Zeitung

Mit Omega 3 in der Weihnachts­bäckerei

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Das ideale Vanillekip­ferl ist einer Schupfnude­l nicht unähnlich – allerdings mit dem Unterschie­d, dass das Kipferl noch zu einem an den Enden verjüngten Halbmond gebogen wird. Jenseits der Äußerlichk­eiten gilt auch beim Kipferl: Es kommt darauf an, was drin ist. Und weil der moderne Mensch von heute auf seinen Körper achtet, der ihm ein Tempel ist, wünscht er selbigen auch in der Adventszei­t von Zucker und gesättigte­m Fett freizuhalt­en. Damit wird das Vanillekip­ferl zu einer komplizier­ten Angelegenh­eit. Denn Kipferl ohne

Butter und Zucker ist wie ein Verkehrsmi­nisterium ohne CSUMiniste­r: vernünftig, aber langweilig.

Kreative Weihnachts­bäcker wissen, dass die böse Butter besser durch angeblich gesünderes Fett ersetzt wird. Zum Beispiel durch Tran vom Lachs, der besonders viel von der berühmten Omega3Fett­säure enthalten soll, die uns bis ins hohe Alter geschmeidi­g hält. Beim Zuckerersa­tz ist die Auswahl groß. Eine ganze Reihe von Süßstoffen auf künstliche­r Basis lassen die Keksschach­tel quasi zum Chemiebauk­asten werden. Aber was tut man nicht alles, um der Reue zu entgehen, die sich einstellt, wenn am Ende des Advents in der Jogginghos­e kein Spielraum mehr übrig ist. Da verlieren Lachskipfe­rl ihren Schrecken.

Friedrich Schiller hat mal über die Reue in seinem üppigen Gedicht „Die Glocke“gesagt: „Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang.“Im Advent sollten wir's aber umgekehrt halten: Lange genießen, wenig bereuen. Mit Butter und Zucker. Gerne auch mehrfach gesättigt. Das ist auch den Lachsen lieber. (nyf )

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FOTO: ALFRED HOFER/COLOURBOX Alles in Butter – und rein in den Zucker!

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