Mit Omega 3 in der Weihnachtsbäckerei
Das ideale Vanillekipferl ist einer Schupfnudel nicht unähnlich – allerdings mit dem Unterschied, dass das Kipferl noch zu einem an den Enden verjüngten Halbmond gebogen wird. Jenseits der Äußerlichkeiten gilt auch beim Kipferl: Es kommt darauf an, was drin ist. Und weil der moderne Mensch von heute auf seinen Körper achtet, der ihm ein Tempel ist, wünscht er selbigen auch in der Adventszeit von Zucker und gesättigtem Fett freizuhalten. Damit wird das Vanillekipferl zu einer komplizierten Angelegenheit. Denn Kipferl ohne
Butter und Zucker ist wie ein Verkehrsministerium ohne CSUMinister: vernünftig, aber langweilig.
Kreative Weihnachtsbäcker wissen, dass die böse Butter besser durch angeblich gesünderes Fett ersetzt wird. Zum Beispiel durch Tran vom Lachs, der besonders viel von der berühmten Omega3Fettsäure enthalten soll, die uns bis ins hohe Alter geschmeidig hält. Beim Zuckerersatz ist die Auswahl groß. Eine ganze Reihe von Süßstoffen auf künstlicher Basis lassen die Keksschachtel quasi zum Chemiebaukasten werden. Aber was tut man nicht alles, um der Reue zu entgehen, die sich einstellt, wenn am Ende des Advents in der Jogginghose kein Spielraum mehr übrig ist. Da verlieren Lachskipferl ihren Schrecken.
Friedrich Schiller hat mal über die Reue in seinem üppigen Gedicht „Die Glocke“gesagt: „Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang.“Im Advent sollten wir's aber umgekehrt halten: Lange genießen, wenig bereuen. Mit Butter und Zucker. Gerne auch mehrfach gesättigt. Das ist auch den Lachsen lieber. (nyf )