Nur noch drei Geschäftsfelder
Heidenheimer Medizin und Pflegeproduktehersteller Paul Hartmann baut Konzern um – Auswirkungen auf Arbeitsplätze unklar
RAVENSBURG Britta Fünfstück ist noch kein Jahr im Amt, da muss die Chefin des Heidenheimer Medizinund Pflegeprodukteherstellers Paul Hartmann AG schon einen umfangreichen Konzernumbau ankündigen. Marktherausforderungen wie „der wachsende Druck auf öffentliche Gesundheitsbudgets, ein zunehmender Wettbewerbs und Preisdruck, Konsolidierungen sowie regulatorische Anforderungen“hätten die Firmengruppe zum Handeln gezwungen, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten AdhocMitteilung. Herausgekommen ist ein auf fünf Jahre angelegtes „Transformationsprogramm“, das der Aufsichtsrat der Paul Hartmann AG am Freitag durchgewunken hat.
Was etwas verklausuliert daherkommt bedeutet für das börsennotierte Unternehmen, das mehrheitlich der Ulmer Unternehmerfamilie Schleicher gehört (Schwenk Zement), einen weitreichenden Umbau und erhebliche Auswirkungen auf die Ertragslage. „Vor uns liegt eine Zeit besonderer Anstrengungen“, gestand Fünfstück. Mit Details hielt sich die Managerin zurück. Nur so viel: Paul Hartmann will sich künftig auf die drei Kernsegmente Wund, Inkontinenz und Infektionsmanagement konzentrieren. In diesen Bereichen sollen „umfangreiche Investitionen in Produktion, Logistik, Innovation, Digitalisierung und Infrastruktur“dafür sorgen, dass Hartmann wettbewerbs und widerstandsfähiger wird. Dafür nehme man „vorübergehende Ergebnisbeeinträchtigungen in Kauf“, so Fünfstück.
Quantifizieren wollte die gebürtige Österreicherin das nicht. Nachfragen der „Schwäbischen Zeitung“blieben am Freitag unbeantwortet. In der Mitteilung hieß es dazu lediglich, dass für das Jahr 2020 ein „deutlich reduziertes“Betriebsergebnis erwartet werde. Für das laufende Jahr hatte Finanzchef Stephan Schulz im März ein Betriebsergebnis zwischen 102 und 112 Millionen Euro in Aussicht gestellt, nachdem 2018 noch gut 123 Millionen Euro verdient worden waren.
Welche Auswirkungen der Konzernumbau auf die Standorte und Mitarbeiter der Paul Hartmann AG haben wird ließ das Unternehmen am Freitag ebenfalls unbeantwortet. Der Fokus auf die Segmente Wund, Inkontinenz und Infektionsmanagement lässt jedoch vermuten, dass sich Paul Hartmann perspektivisch aus den endverbrauchernahen Geschäftsfeldern zurückziehen möchte. Diese Geschäftsfelder, die im Jahr 2018 immerhin 20 Prozent des Gesamtumsatzes von 2,1 Milliarden Euro ausgemacht haben, umfassen die KneippGruppe (Badeprodukte), die CMCGruppe (Kosmetik, Wattestäbchen) und die SanimedGruppe (Lifte, Rollatoren).
Der Konzernumbau wird sich auch in der künftigen Zusammensetzung des Managements widerspiegeln. So soll der Chef des Geschäftsbereichs Wundmanagment, Francois Georgelin, zum 1. Januar 2020 in den Konzernvorstand aufrücken – „zur Unterstützung der Strategieumsetzung“, wie es hieß. Finanzchef Schulz hingegen verlässt das Unternehmen nach zehnjähriger Tätigkeit zum Jahresende. Er wolle sich „neuen beruflichen Herausforderungen zuwenden“.