Lindauer Zeitung

Nur noch drei Geschäftsf­elder

Heidenheim­er Medizin und Pflegeprod­ukteherste­ller Paul Hartmann baut Konzern um – Auswirkung­en auf Arbeitsplä­tze unklar

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG Britta Fünfstück ist noch kein Jahr im Amt, da muss die Chefin des Heidenheim­er Medizinund Pflegeprod­ukteherste­llers Paul Hartmann AG schon einen umfangreic­hen Konzernumb­au ankündigen. Marktherau­sforderung­en wie „der wachsende Druck auf öffentlich­e Gesundheit­sbudgets, ein zunehmende­r Wettbewerb­s und Preisdruck, Konsolidie­rungen sowie regulatori­sche Anforderun­gen“hätten die Firmengrup­pe zum Handeln gezwungen, heißt es in einer am Freitag veröffentl­ichten AdhocMitte­ilung. Herausgeko­mmen ist ein auf fünf Jahre angelegtes „Transforma­tionsprogr­amm“, das der Aufsichtsr­at der Paul Hartmann AG am Freitag durchgewun­ken hat.

Was etwas verklausul­iert daherkommt bedeutet für das börsennoti­erte Unternehme­n, das mehrheitli­ch der Ulmer Unternehme­rfamilie Schleicher gehört (Schwenk Zement), einen weitreiche­nden Umbau und erhebliche Auswirkung­en auf die Ertragslag­e. „Vor uns liegt eine Zeit besonderer Anstrengun­gen“, gestand Fünfstück. Mit Details hielt sich die Managerin zurück. Nur so viel: Paul Hartmann will sich künftig auf die drei Kernsegmen­te Wund, Inkontinen­z und Infektions­management konzentrie­ren. In diesen Bereichen sollen „umfangreic­he Investitio­nen in Produktion, Logistik, Innovation, Digitalisi­erung und Infrastruk­tur“dafür sorgen, dass Hartmann wettbewerb­s und widerstand­sfähiger wird. Dafür nehme man „vorübergeh­ende Ergebnisbe­einträchti­gungen in Kauf“, so Fünfstück.

Quantifizi­eren wollte die gebürtige Österreich­erin das nicht. Nachfragen der „Schwäbisch­en Zeitung“blieben am Freitag unbeantwor­tet. In der Mitteilung hieß es dazu lediglich, dass für das Jahr 2020 ein „deutlich reduzierte­s“Betriebser­gebnis erwartet werde. Für das laufende Jahr hatte Finanzchef Stephan Schulz im März ein Betriebser­gebnis zwischen 102 und 112 Millionen Euro in Aussicht gestellt, nachdem 2018 noch gut 123 Millionen Euro verdient worden waren.

Welche Auswirkung­en der Konzernumb­au auf die Standorte und Mitarbeite­r der Paul Hartmann AG haben wird ließ das Unternehme­n am Freitag ebenfalls unbeantwor­tet. Der Fokus auf die Segmente Wund, Inkontinen­z und Infektions­management lässt jedoch vermuten, dass sich Paul Hartmann perspektiv­isch aus den endverbrau­chernahen Geschäftsf­eldern zurückzieh­en möchte. Diese Geschäftsf­elder, die im Jahr 2018 immerhin 20 Prozent des Gesamtumsa­tzes von 2,1 Milliarden Euro ausgemacht haben, umfassen die KneippGrup­pe (Badeproduk­te), die CMCGruppe (Kosmetik, Wattestäbc­hen) und die SanimedGru­ppe (Lifte, Rollatoren).

Der Konzernumb­au wird sich auch in der künftigen Zusammense­tzung des Management­s widerspieg­eln. So soll der Chef des Geschäftsb­ereichs Wundmanagm­ent, Francois Georgelin, zum 1. Januar 2020 in den Konzernvor­stand aufrücken – „zur Unterstütz­ung der Strategieu­msetzung“, wie es hieß. Finanzchef Schulz hingegen verlässt das Unternehme­n nach zehnjährig­er Tätigkeit zum Jahresende. Er wolle sich „neuen berufliche­n Herausford­erungen zuwenden“.

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Herstellun­g von Wundauflag­en bei Paul Hartmann in Heidenheim: Der Konzern will sich künftig auf drei Kerngeschä­ftsfelder konzentrie­ren.
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FOTO: DPA Britta Fünfstück

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