Lindauer Zeitung

Die spektakulä­re Welt des Elbtunnels

Danowski und sein ungewöhnli­ches Team ermitteln in einem neuen Krimiforma­t im ZDF

- Von Klaus Braeuer

BERLIN (dpa) Hamburg ist beliebt als Drehkuliss­e für Krimis. Nun steht ein Kriminalfa­ll an, der zu einer neuen TVReihe führen könnte: „Danowski – Blutapfel“ist am kommenden Montag im ZDF zu sehen. Er entstand nach dem Roman „Blutapfel“von Till Raether.

Mitten im viel befahrenen Elbtunnel steht ein Auto – der Fahrer sitzt tot hinter dem Lenkrad, er wurde ganz offensicht­lich erschossen. Das Opfer, der ITFachmann Oliver Wiebusch (Peter Schneider), galt als guter Geist einer Reihenhaus­siedlung in der Fischbeker Heide, vor den Toren der Hansestadt gelegen, in der vor allem die tiefroten, jedoch ungenießba­ren Blutäpfel in den ordentlich­en Vorgärten leuchten. Ansonsten sind die neuen, alle gleich aussehende­n Häuser umzingelt von Moor und Streuobstw­iesen. Die nachbarlic­he Harmonie zeichnet sich augenschei­nlich durch große Hilfsberei­tschaft aus – da werden schon mal die benachbart­en Obstbäume beschnitte­n oder ein paar Autofelgen verschenkt. Doch diese vorstädtis­che Idylle bröckelt beachtlich.

Kommissar Adam Danowski (Milan Peschel) schließt als Tatmotiv einen von seinem übereifrig­en Kollegen Behling (Felix Goeser) vermuteten Bandenkrie­g aus, obgleich die Grenze der Gangs im Elbtunnel verläuft. Während Kollege Andreas „Finzi“Finzel (Andreas Döhler) nach einer Entzugsthe­rapie vom Alkohol gerade wieder in den Dienst einsteigt, entdeckt Danowski mit seiner Kollegin Meta Jurkschat (Emily Cox) gewisse Verbindung­en von Wiebusch zur UrbanExplo­ringSzene. Dort erkunden Interessie­rte verlassene Industrieo­rte, düstere Geheimgäng­e und Kanalisati­onen – oder eben die Versorgung­sschächte des Elbtunnels.

Auf dem Kommissari­at taucht eine mysteriöse Lady namens Tracy Harris (Isabella Parkinson) auf, während Danowskis Gattin Leslie (Bettina Stucky) einen Umzug ihrer ganzen Familie (zu der auch zwei kleine Töchter gehören) aus der kleinen CityErdges­chosswohnu­ng in die besagte, eher triste Reihenhaus­siedlung plant.

Der Krimi in der Regie von Markus Imboden („Finn Zehender“) ist schön altmodisch inszeniert, durchweg verständli­ch und humorvoll zugleich. Jenseits jeglicher Routine, bietet er ungewöhnli­che Einblicke in die gleichsam unbekannte und spektakulä­re Welt des Elbtunnels samt Geheimtüre­n, engen Schächten und finsteren Kriechgäng­en.

Ein starker Hauptdarst­eller

All das ist absolut nichts für den klaustroph­obisch und hypersensi­bel veranlagte­n Danowski, der zudem mit zu vielen Informatio­nen auf einmal nicht klarkommt, sich also gerne so einiges in sein Notizbüchl­ein schreibt und eine schrumpeli­ge Rosine als recht wichtig erachtet.

Diese Wesenszüge machen den lakonisch und leicht vertrottel­t wirkenden Mann ziemlich sympathisc­h, weil er – à la „Columbo“– so völlig aus dem Raster der meist allzu glatten TVKommissa­re fällt. Und weil Milan Peschel (51, „Preis der Freiheit“) ihn schlichtwe­g großartig spielt. Auch die anderen Rollen sind hervorrage­nd besetzt, mit eben nicht den sattsam bekannten TVGesichte­rn.

Der unaufgereg­t und melancholi­sch angehaucht erzählte Fall entwickelt eine ungeahnte Brisanz, die Geheimdien­ste hängen mit drin, es gibt weitere Tote, und so kommt die Aufklärung ziemlich überrasche­nd. Da der Autor Till Raether bereits vier weitere „Danowski“Krimis geschriebe­n hat („Blutapfel“ist sein zweites Buch), darf sich der Zuschauer eventuell auf weitere Verfilmung­en seiner Fälle freuen. Sie wären eine echte Bereicheru­ng für das Fernsehen.

 ?? FOTO: GEORGES PAULY/DPA ?? Danowski (Milan Peschel) ist kein typischer TVKommissa­r. Hier wird der schrullige Ermittler von seiner Chefin (Oda Thormeyer) für einen Großeinsat­z gebrieft.
FOTO: GEORGES PAULY/DPA Danowski (Milan Peschel) ist kein typischer TVKommissa­r. Hier wird der schrullige Ermittler von seiner Chefin (Oda Thormeyer) für einen Großeinsat­z gebrieft.

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