Die spektakuläre Welt des Elbtunnels
Danowski und sein ungewöhnliches Team ermitteln in einem neuen Krimiformat im ZDF
BERLIN (dpa) Hamburg ist beliebt als Drehkulisse für Krimis. Nun steht ein Kriminalfall an, der zu einer neuen TVReihe führen könnte: „Danowski – Blutapfel“ist am kommenden Montag im ZDF zu sehen. Er entstand nach dem Roman „Blutapfel“von Till Raether.
Mitten im viel befahrenen Elbtunnel steht ein Auto – der Fahrer sitzt tot hinter dem Lenkrad, er wurde ganz offensichtlich erschossen. Das Opfer, der ITFachmann Oliver Wiebusch (Peter Schneider), galt als guter Geist einer Reihenhaussiedlung in der Fischbeker Heide, vor den Toren der Hansestadt gelegen, in der vor allem die tiefroten, jedoch ungenießbaren Blutäpfel in den ordentlichen Vorgärten leuchten. Ansonsten sind die neuen, alle gleich aussehenden Häuser umzingelt von Moor und Streuobstwiesen. Die nachbarliche Harmonie zeichnet sich augenscheinlich durch große Hilfsbereitschaft aus – da werden schon mal die benachbarten Obstbäume beschnitten oder ein paar Autofelgen verschenkt. Doch diese vorstädtische Idylle bröckelt beachtlich.
Kommissar Adam Danowski (Milan Peschel) schließt als Tatmotiv einen von seinem übereifrigen Kollegen Behling (Felix Goeser) vermuteten Bandenkrieg aus, obgleich die Grenze der Gangs im Elbtunnel verläuft. Während Kollege Andreas „Finzi“Finzel (Andreas Döhler) nach einer Entzugstherapie vom Alkohol gerade wieder in den Dienst einsteigt, entdeckt Danowski mit seiner Kollegin Meta Jurkschat (Emily Cox) gewisse Verbindungen von Wiebusch zur UrbanExploringSzene. Dort erkunden Interessierte verlassene Industrieorte, düstere Geheimgänge und Kanalisationen – oder eben die Versorgungsschächte des Elbtunnels.
Auf dem Kommissariat taucht eine mysteriöse Lady namens Tracy Harris (Isabella Parkinson) auf, während Danowskis Gattin Leslie (Bettina Stucky) einen Umzug ihrer ganzen Familie (zu der auch zwei kleine Töchter gehören) aus der kleinen CityErdgeschosswohnung in die besagte, eher triste Reihenhaussiedlung plant.
Der Krimi in der Regie von Markus Imboden („Finn Zehender“) ist schön altmodisch inszeniert, durchweg verständlich und humorvoll zugleich. Jenseits jeglicher Routine, bietet er ungewöhnliche Einblicke in die gleichsam unbekannte und spektakuläre Welt des Elbtunnels samt Geheimtüren, engen Schächten und finsteren Kriechgängen.
Ein starker Hauptdarsteller
All das ist absolut nichts für den klaustrophobisch und hypersensibel veranlagten Danowski, der zudem mit zu vielen Informationen auf einmal nicht klarkommt, sich also gerne so einiges in sein Notizbüchlein schreibt und eine schrumpelige Rosine als recht wichtig erachtet.
Diese Wesenszüge machen den lakonisch und leicht vertrottelt wirkenden Mann ziemlich sympathisch, weil er – à la „Columbo“– so völlig aus dem Raster der meist allzu glatten TVKommissare fällt. Und weil Milan Peschel (51, „Preis der Freiheit“) ihn schlichtweg großartig spielt. Auch die anderen Rollen sind hervorragend besetzt, mit eben nicht den sattsam bekannten TVGesichtern.
Der unaufgeregt und melancholisch angehaucht erzählte Fall entwickelt eine ungeahnte Brisanz, die Geheimdienste hängen mit drin, es gibt weitere Tote, und so kommt die Aufklärung ziemlich überraschend. Da der Autor Till Raether bereits vier weitere „Danowski“Krimis geschrieben hat („Blutapfel“ist sein zweites Buch), darf sich der Zuschauer eventuell auf weitere Verfilmungen seiner Fälle freuen. Sie wären eine echte Bereicherung für das Fernsehen.