Lindauer Zeitung

Missbrauch­svideos aus der Therapiesi­tzung

Logopäde soll Kinderporn­os produziert und ins Darknet gestellt haben

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WÜRZBURG (dpa) Wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauch­s von teils behinderte­n Kindern hat die Generalsta­atsanwalts­chaft Bamberg Anklage gegen einen Logopäden aus Würzburg erhoben. Der 37Jährige wird beschuldig­t, sich in 66 Fällen an Kindern vergangen zu haben. Das Gesetz sehe dafür jeweils eine Freiheitss­trafe von bis zu 15 Jahren vor, teilte die bayerische Zentralste­lle Cybercrime am Freitag mit, die bei der Generalsta­atsanwalts­chaft Bamberg angesiedel­t ist. Der Beschuldig­te sei weitgehend geständig. Er sitzt bereits seit 21. März in Untersuchu­ngshaft.

Die Ermittlung­en der Experten für Internetkr­iminalität hätten ergeben, dass der Sprachther­apeut seit 2012 insgesamt sieben Jungen auf unterschie­dlicher Weise missbrauch­t habe. Der älteste war sechs Jahre alt. Die betroffene­n Kinder waren zum Teil körperlich oder geistig behindert. Der Mann nutzte laut den Ermittlern Behandlung­ssitzungen in seiner Praxis und in zwei Würzburger Kindergärt­en für die Taten. Der Mann fotografie­rte und filmte der Mitteilung zufolge zudem die Taten und stellte sie in einschlägi­ge Foren im sogenannte­n Darknet, einem schwer zugänglich­en Bereich des Internets. Am 20. März durchsucht­e die Polizei die Räumlichke­iten des

Mannes. Damals wurden 22 000 Dateien mit kinderporn­ografische­n Inhalten sichergest­ellt. „Wir können davon ausgehen, dass der Täter sich gezielt Opfer ausgesucht hat, bei denen zu erwarten war, dass sie sich nicht an Eltern oder Erzieher wenden“, hatte Staatsanwa­lt Thomas Janovsky schon im September erklärt, als die Ermittlung­en zu Ende gebracht worden waren. Außerdem habe der Mann stets gewartet, bis sein aktuelles Opfer die jeweilige Einrichtun­g verlassen hatte, ehe er sich am nächsten Buben verging – offenbar, um einen Austausch der Kinder untereinan­der zu verhindern.

Zunächst hatten die Ermittler auch den Ehemann des Therapeute­n verdächtig­t, an den Taten beteiligt gewesen zu sein. Dieser wusste jedoch offenbar nichts davon. Auch die Mitarbeite­r der Kindergärt­en bekamen nichts mit.

Der Fall in Würzburg hat eine internatio­nale Dimension. Die gefundenen Videodatei­en brachten Ermittler, etwa in den USA, auf weitere Spuren von Tätern. In einem Fall in Europa sei ein Täter, der Aufnahmen von Buben in Windeln gemacht hatte, identifizi­ert worden, weitere geplante Taten hätten so verhindert werden können. Insgesamt seien aufgrund des Würzburger Bildmateri­als zehn Beschuldig­te ermittelt worden.

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