AfD: Mehr Gegendemonstranten als Kandidaten
Trotz Geheimhaltung spüren AfDGegner den Ort der Nominierungsversammlung auf
LINDAU Die Listen der AfD für die Stadtrats und Kreistagswahlen umfassen nur wenige Namen. Bei der Nominierungsversammlung standen trotz Geheimhaltung mehr Demonstranten als Bewerber auf den Listen stehen.
Die erste Runde ging an Rainer Rothfuß und seine AfDFreunde. Denn bis Donnerstagabend wussten die Gegner nicht, wo die Lindauer AfD sich treffen wollte, um die Bewerber für die Kommunalwahlen am 15. März aufzustellen. Doch die AfDGegner der Initiative gegen Rassismus im Westallgäu hatten sich an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet verteilt und bemerkten schnell, als AfDler in Rothfuß' Büro eintrafen, das sich in einem Wohnhaus in der Bayerstraße befindet.
Über WhatsApp und Facebook fanden sich vor 19 Uhr Demonstranten ein, die nach eigenen Angaben mit Rücksicht auf das Wohngebiet auf Sprechchöre und die sonst bei Demos übliche Musik verzichteten. Bis nach 21.30 Uhr hielten sie Mahnwache vor dem Wohnhaus. Im Laufe der Zeit wechselten sich die Demonstranten ab. Gleichzeitig waren wohl nie mehr als 25 vor Ort, wie viele es insgesamt waren, können die Organisatoren nicht sagen.
Auf jeden Fall waren es deutlich mehr als die AfD Kandidaten für die Listen aufgestellt hat. Lindaus AfDVorsitzender Rainer Rothfuß räumt ein, dass er bisher nur vier Bewerber für die Stadtratsliste hat. Auch wenn die Partei jeden Namen dreimal auf die Liste schreiben darf, bleiben 18 Plätze frei. Auf der Kreistagsliste stehen zehn Namen, sodass die Partei die Liste zumindest halb füllen kann. Rothfuß hofft, dass er sie noch weiter füllen kann. Deshalb kündigt er für den 9. Januar eine zweite Versammlung an. Wo die stattfinden soll, sagt er nicht.
Rothfuß selbst führt beide Listen an und hat sich zudem nach eigenen Angaben von zehn Mitgliedern des Ortsverbands einstimmig zum Kandidaten für das Landratsamt aufstellen lassen. Im Wahlkampf will er laut Pressemitteilung vor allem bei Landwirten und Senioren um Stimmen werben.
Nachbarn kamen nach Angaben der AfDGegner im Laufe des Abends immer wieder zu den Demonstranten. Sie hätten den Protesten zugestimmt und „ihren Unmut über die rechten Umtriebe in ihrem Wohngebiet zum Ausdruck“gebracht. Die Initiative gegen Rassismus berichtet: „Einige schlossen sich dem Protest zeitweise an, während andere an der Türe des angehenden Landratskandidaten klingelten, um seine angereisten Parteifreunde dazu zu bewegen, ihre Fahrzeuge wegzufahren, die an mehreren Stellen Anwohnern die Wegfahrt versperrten.“Die Nachbarn seien mit dem „Treffen der Rechtsaußenpartei in ihrem Wohngebiet alles andere als einverstanden“gewesen, heißt es in der Mitteilung der Initiative gegen Rassismus.
Die AfDGegner wiederholen den Vorwurf, Rothfuß und die Lindauer AfD sei in rechtsradikalen Kreisen verstrickt. So sei der Oberallgäuer Kreistagskandidat Ernst Jacob bei der Versammlung gewesen, der nach Recherchen der Journalistengruppe Allgäu Rechtsaußen zum Umfeld der identitären Bewegung in Kempten gehört.