Keine Angst vor großen Namen
KurzbahnEuropameister Marius Kusch hat jetzt mehr Zeit für seinen Sport und ein klares Ziel: Tokio 2020
GLASGOW (SID) Seit vielen Jahren lebt und trainiert Marius Kusch in den USA, und so wundert es nicht, dass er mit einer typisch amerikanischen Lebenseinstellung den Schwimmsport betreibt. „Alles ist möglich“– nach diesem Motto will der 26Jährige von der SG Essen nach seinem ersten internationalen Titel bei der KurzbahnEM in Glasgow auch bei Olympia 2020 nach einer Medaille greifen.
„Ich sehe mich als Träumer, aber im positiven Sinn. Wer sich nicht die höchsten Ziele setzt, kann auch nichts erreichen. Diese Einstellung hat mir immer geholfen“, sagte Kusch einen Tag nach seinem EMTriumph über 100 Meter Schmetterling in deutscher Rekordzeit (49,06 Sekunden): „Der Titel gibt mir noch mehr Schwung und Selbstvertrauen.“
Klar: Es war „nur“ein Triumph auf der 25MeterBahn, und seine großen internationalen Konkurrenten wie USSuperstar Caeleb Dressel, Südafrikas Weltrekordler Chad le Clos oder Ungarns Shootingstar Kristof Milak waren nicht am Start. Die prominenten Namen schüchtern Marius Kusch aber nicht ein: „Sie sind auch nur Menschen – und schlagbar.“
Doch für den WMAchten geht es zunächst um die Olympiaqualifikation, die er schon im Januar in Angriff nehmen will. Nach dem Studienabschluss im Finanz und Verwaltungswesen in diesem Jahr kann sich
Kusch voll und ganz auf den Schwimmsport konzentrieren – und auch seinem Hobby verstärkt nachgehen: Als WahlKalifornier kann er nicht widerstehen, wenn die Wellen in San Diego zum Surfen einladen.
Doch mit den kleineren Wellen im Becken kommt Kusch noch besser zurecht. Seit Jahren ist er einer der deutschen Topschwimmer, aber immer auch im Schatten von Florian Wellbrock, Marco Koch oder Philip Heintz – bis jetzt. Mit EMGold sei für ihn „ein Kindheitstraum in Erfüllung“gegangen, verriet Kusch: „Früher habe ich immer Steffen Deibler zugeschaut – und jetzt habe ich es selbst geschafft.“Der 2016 nach Olympia in Rio zurückgetretene Biberacher Deibler war einer der ersten Gratulanten, auch wenn er seinen deutschen Rekord an Kusch verloren hatte. „Er hat mir geschrieben, dass er sich das Rennen angeschaut und sich sehr für mich gefreut hat“, verriet Kusch. Eine Siegerparty verkniff er sich, schließlich springt er in Glasgow noch einmal ins Becken. In dieser Hinsicht ist der gebürtige Dattelner dann doch eher deutsch.
Philip Heintz (Heidelberg) hat am Freitagabend in 1:52,55 Minuten EMBronze über 200 Meter Lagen gewonnen. Christian Diener (Potsdam) schwamm über 100 Meter Rücken in 49,49 Sekunden zur Silbermedaille – seiner bereits zweiten in Glasgow.