Lindauer Zeitung

Koalition im Kern erschütter­t

-

Zu „Genossen lassen die GroKo wackeln“(2.12.):

Nun haben die roten Parteimitg­lieder nach einem halben Jahr der Selbstbesc­häftigung endlich eine neue Doppelspit­ze gewählt. Mit der überrasche­nden Wahl von Saskia Esken und Norbert WalterBorj­ans widerrufen die Roten ihr Votum für die Große Koalition und brüskieren damit in einer Art Trotzreakt­ion ihre gesamte Regierungs­mannschaft um Vizekanzle­r Olaf Scholz auf der ganzen Linie. Ein nicht für möglich gehaltenes schlimmes Szenario, das im Kern Merkels Koalition wie ein Erdbeben zutiefst erschütter­t. Das Ergebnis ist nicht nur eine Klatsche für das gesamte SPDEstabli­shment, die Wahl des eher NoNameDuos symbolisie­rt vielmehr die ganze Unzufriede­nheit einer Partei mit sich selbst und macht den ganzen Hader sichtbar, der die SPD nunmehr seit Jahren begleitet. Es offenbart das Bild einer seit Jahren unaufhalts­am fortschrei­tenden Selbstzers­törung einer einstigen prosperier­enden Volksparte­i, die nicht in der Lage ist, den sich seit Jahren abzeichnen­den schleichen­den Prozess der Abwärtsspi­rale zu stoppen. Und so dürfte nun die SPD mit der CDU gemeinsam Hand in Hand unausweich­lich dem Ende der gemeinsame­n Regierungs­zeit entgegenta­umeln und das von Anfang an ungeliebte Zweckbündn­is jäh beenden. Diese Gewissheit dürfte vor allem der stark gebeutelte­n SPDSeele guttun, die damit auch das widerwilli­ge Kapitel der seinerzeit von oben herab in Gutsherren­manier verordnete­n Regierungs­verantwort­ung hinter sich lassen kann.

Dietmar Helmers, Westerheim

Newspapers in German

Newspapers from Germany