Lindauer Zeitung

Heimat schafft Stabilität

- Von Katja Korf k.korf@schwaebisc­he.de

Hass, Hetze und Häme – diesen unguten Dreiklang findet jeder, der sich in sozialen Netzwerken bewegt. Der damit in den Köpfen einiger Menschen zu Hause ist – und sich auch äußert in Beschimpfu­ngen und Gewalt außerhalb des Internets. Es ist Teil der realen Welt und Ventil, Katalysato­r, aber nicht Ursache dieser Phänomene.

Die aktuelle Bertelsman­n-Studie zum gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt zeigt: Das ist nur ein Ausschnitt der Realität, einer, der anderes oft in den Hintergrun­d rückt. Zu Hause, im Freundeskr­eis, im Verein, in ihrer Region fühlen sich die allermeist­en Baden-Württember­ger und Bayern anders. Sicher, gut mit anderen verbunden, mit Abstrichen medizinisc­h gut versorgt. Sie engagieren sich, spenden für andere, akzeptiere­n Migranten und Homosexuel­le eher als früher. Das Vertrauen in staatliche Institutio­nen, etwa in die Polizei, ist seit 2017 gewachsen.

Mehr Sorgen als noch vor zwei Jahren bereitet den Menschen im Südwesten dagegen, was sich außerhalb des persönlich­en Umfelds abspielt. Allgemein fürchten mehr Bürger, der gesellscha­ftliche Zusammenha­lt sei gefährdet. Die großen Stimmungen, die Lage in Großstädte­n sowie der politische und mediale Fokus aufs Extreme tragen dazu ihren Teil bei.

In Großstädte­n und Flächenlän­dern – besonders im Osten – sieht das Bild anders aus. Dort erleben Menschen weniger guten Zusammenha­lt. Aber auch im Südwesten gibt es Unzufriede­ne. Alleinerzi­ehende, chronisch Kranke, Arme oder Migranten fühlen sich weniger gut aufgehoben. Und: Die Mobilen, Hochgebild­eten, denen die Verbindung zum Wohnort fehlt, fehlen der Gemeinscha­ft. Aus Zeitnot oder mangelnden Anknüpfung­spunkten an die neue, vielleicht nur temporäre, Heimat engagieren sie sich weniger.

Genau darauf lohnt es sich aber zu schauen. Auf eine Heimat, die all jene einschließ­t, die sich engagieren wollen. Die damit der Gesellscha­ft Stabilität gewährleis­ten und Widerstand­skraft schaffen gegen Gruppen, die nicht zusammen, sondern gegen andere arbeiten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany