Heimat schafft Stabilität
Hass, Hetze und Häme – diesen unguten Dreiklang findet jeder, der sich in sozialen Netzwerken bewegt. Der damit in den Köpfen einiger Menschen zu Hause ist – und sich auch äußert in Beschimpfungen und Gewalt außerhalb des Internets. Es ist Teil der realen Welt und Ventil, Katalysator, aber nicht Ursache dieser Phänomene.
Die aktuelle Bertelsmann-Studie zum gesellschaftlichen Zusammenhalt zeigt: Das ist nur ein Ausschnitt der Realität, einer, der anderes oft in den Hintergrund rückt. Zu Hause, im Freundeskreis, im Verein, in ihrer Region fühlen sich die allermeisten Baden-Württemberger und Bayern anders. Sicher, gut mit anderen verbunden, mit Abstrichen medizinisch gut versorgt. Sie engagieren sich, spenden für andere, akzeptieren Migranten und Homosexuelle eher als früher. Das Vertrauen in staatliche Institutionen, etwa in die Polizei, ist seit 2017 gewachsen.
Mehr Sorgen als noch vor zwei Jahren bereitet den Menschen im Südwesten dagegen, was sich außerhalb des persönlichen Umfelds abspielt. Allgemein fürchten mehr Bürger, der gesellschaftliche Zusammenhalt sei gefährdet. Die großen Stimmungen, die Lage in Großstädten sowie der politische und mediale Fokus aufs Extreme tragen dazu ihren Teil bei.
In Großstädten und Flächenländern – besonders im Osten – sieht das Bild anders aus. Dort erleben Menschen weniger guten Zusammenhalt. Aber auch im Südwesten gibt es Unzufriedene. Alleinerziehende, chronisch Kranke, Arme oder Migranten fühlen sich weniger gut aufgehoben. Und: Die Mobilen, Hochgebildeten, denen die Verbindung zum Wohnort fehlt, fehlen der Gemeinschaft. Aus Zeitnot oder mangelnden Anknüpfungspunkten an die neue, vielleicht nur temporäre, Heimat engagieren sie sich weniger.
Genau darauf lohnt es sich aber zu schauen. Auf eine Heimat, die all jene einschließt, die sich engagieren wollen. Die damit der Gesellschaft Stabilität gewährleisten und Widerstandskraft schaffen gegen Gruppen, die nicht zusammen, sondern gegen andere arbeiten.