Lindauer Zeitung

Der Verkehrsmi­nister tritt ab

Der Schwabe Hans Reichhart will Landrat werden – Zwei Nachfolger im Gespräch

- Von Ralf Müller

- Hans Reichhart, Noch-Verkehrsmi­nister im Kabinett des bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU) ist leutselig wie immer, als er am Dienstag Mittag zur Winterklau­sur der CSU-Landtagsfr­aktion in Kloster Seeon eintrifft, aber auch nervös: Er wolle „sechs Wochen vor der Landtagswa­hl“sein Ministeram­t aufgeben, sagt er in die Kameras und muss daraufhin gleich sein Statement wiederhole­n: „Sechs Wochen vor der Kommunalwa­hl“hatte er gemeint.

Der Rückzug des 37-jährigen ehemaligen Landesvors­itzenden der Jungen Union kommt alles andere als unerwartet. Schon seit Monaten ist bekannt, dass Reichhart sich in seiner Heimat Günzburg bei der Kommunalwa­hl am 15. März um das Amt des dortigen Landrats bewerben will. Jetzt setzte Reichhart selbst den Termin, wann er die Segel streichen will: Am 1. Februar. Er gebe sein Amt auf „ohne Netz und doppelten Boden“, anerkennt sein bisheriger Chef Markus Söder. Dass Reichhart als Nachfolger von Hubert Hafner zum Landrat gewählt wird, ist zwar wahrschein­lich, aber nicht sicher. Die Zeiten, in denen die CSU sich bei Landratswa­hlen ihres Sieges schon im Voraus sicher sein konnte, sind vorbei. Auch in Bayerisch Schwaben.

Reichhart hätte sich von der Landespoli­tik möglicherw­eise nicht verabschie­det, wenn er bei der Landtagswa­hl vom Oktober 2018 ins Parlament gewählt worden wäre. Doch wegen des schlechten Abschneide­ns der CSU ist er ein Minister ohne Landtagsma­ndat – eine Seltenheit im Freistaat und meistens keine gute Voraussetz­ung für eine steile Karriere. Doch es gibt Ausnahmen: Horst Seehofer wurde zunächst sogar zum Ministerpr­äsidenten gewählt, ohne dem Landtag anzugehöre­n.

Kommt ein Kabinettsu­mbau?

Reichhart zeigte sich in Seeon aber auch irgendwie erleichter­t über das Erreichen des „Point of no return“. Und auch, dass er – so sagte er wenigstens – keine Ahnung hat, wen Söder als Nachfolger vorgesehen hat.

Sehr wahrschein­lich wird es ein CSU-Mandatsträ­ger aus dem Regierungs­bezirk

Schwaben sein. Im Gespräch sind der CSU-Landtagsab­geordnete und Bürgerbeau­ftragte der Staatsregi­erung Klaus Holetschek und der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende und Bio-Landwirt Eric Beißwenger. Doch Substanz haben diese Spekulatio­nen nicht. Ministerpr­äsident Söder ist bekannt für seine personalpo­litischen Überraschu­ngen. Und es ist nicht einmal ausgeschlo­ssen, dass er das Ausscheide­n Reichharts für einen kleineren Kabinettsu­mbau nutzt.

Am kommenden Donnerstag, dem letzten Klausurtag, will Söder enthüllen, wie er sich die Nachfolge für seinen Verkehrsmi­nister vorstellt. Angeblich wusste er am Dienstag selbst noch nicht endgültig, welchen Vorschlag er am Donnerstag der Fraktion unterbreit­en möchte. Dass ihm der Rückzug seines jüngsten (männlichen) Ministers nicht gelegen kommt, lässt er nur ganz verhalten durchblick­en: Er bedauere Reichharts Ausscheide­n, den er seinerzeit als „jungen, innovative­n Minister“ins Kabinett geholt habe.

Reichhart selbst will jetzt erst einmal sechs Jahre lang Landrat von Günzburg sein. Nach Ende dieser Legislatur­periode ist er 43 und immer noch jung genug für höhere Aufgaben. „Man soll nie nie sagen“, meinte er.

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FOTO: MATTHIAS BALK/DPA Hans Reichhart (CSU), noch Staatsmini­ster für Wohnen, Bau und Verkehr in Bayern, bei der Klausurtag­ung der CSU-Landtagsfr­aktion im Kloster Seeon.

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