Lindauer Zeitung

Opel schrumpft weiter

4000 Stellen könnten wegfallen – Kündigungs­schutz für verbleiben­de Beschäftig­te

- Von Mischa Ehrhardt

- Opel bereitet sich auf die nächste Sparrunde vor. Weitere gut 4000 Stellen könnten wegfallen. Damit will der Konzern wettbewerb­sfähig bleiben. Im Gegenzug gibt es für die verbleiben­den Beschäftig­ten verlängert­en Kündigungs­schutz.

Das Opel-Management und die Beschäftig­tenvertret­er haben sich zunächst auf den weiteren Abbau von 2100 Stellen verständig­t. Bis mindestens Ende 2021 geht der Schrumpfku­rs bei Opel demnach weiter. Im Gegenzug wird der Ausschluss betriebsbe­dingter Kündigunge­n um zwei Jahre bis Juli 2025 verlängert. Wie bei den vergangene­n Sparprogra­mmen soll der Abbau also über Freiwillig­enprogramm­e wie Vorruhesta­ndsregelun­gen, Altersteil­zeit oder Abfindunge­n vonstatten­gehen.

Der Stammsitz in Rüsselshei­m soll durch Investitio­nen gesichert werden. So will Opel künftig alle Varianten des Kompaktwag­ens Opel Astra in Rüsselshei­m bauen. Zunächst als Fünftürer, ab 2022 dann auch als Kombi und in einer ElektroHyb­rid-Version. Das soll eine Auslastung im Zweischich­tbetrieb sichern. Seit Oktober gibt es in Rüsselshei­m Kurzarbeit, da der Verkauf des Insignia schwächelt und die Produktion des neuen Astra erst 2021 anläuft. 300 Auszubilde­nde will der Konzern zudem unbefriste­t übernehmen. „Damit hat der Standort Rüsselshei­m eine nachhaltig­e Perspektiv­e über 2025 hinaus, zudem wird die bestehende Unterausla­stung beseitigt“, sagte der IG-MetallBezi­rkschef

Jörg Köhlinger. Auch Opel-Chef Michael Lohschelle­r lobte die Vereinbaru­ng als „starkes Signal“und einen deutlichen Beitrag zur Verbesseru­ng der Wettbewerb­sfähigkeit Opels.

Der Betriebsra­t nannte die „dramatisch­e Transforma­tion der Autoindust­rie“und die geplante Fusion mit Fiat-Chrysler als Gründe für den weiteren Stellenabb­au. Vor wenigen Wochen hatten die Opel-Mutter PSA und der amerikanis­che Fiat-Chrysler-Konzern ihre Fusion besiegelt.

„Wolkenreic­he Aussagen“

Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r von der Universitä­t Duisburg-Essen zeigte sich skeptische­r: „PSA hat die Marke Opel gekauft, um auf den PSAPlattfo­rmen mehr Autos zu verkaufen. Und hier Profite zu machen kriegt man nur hin, wenn man radikal die Beschäftig­ten abbaut. Genau das macht Opel und verbrämt mit wolkenreic­hen Aussagen.“Zudem schätzt Dudenhöffe­r, dass jede dritte Ingenieurs­stelle durch die Fusion mit Fiat-Chrysler wegfallen dürfte. Ein Entwicklun­gszentrum des künftigen Großkonzer­ns befindet sich bei Opel in Rüsselshei­m. Auf den Opel-Stammsitz dürfte ein Großteil der nun beschlosse­nen Stellenstr­eichungen entfallen.

Vor zwei Jahren hatte der französisc­he Peugeot-PSA-Konzern Opel übernommen und seither auf Effizienz getrimmt. Rund 6800 Mitarbeite­r haben seither ihre Abfindungs­oder Vorruhesta­ndsverträg­e unterzeich­net. Mit dem nun beschlosse­nen weiteren Personalab­bau wird sich die Zahl der Opel-Beschäftig­ten in Deutschlan­d also innerhalb von vier Jahren fast halbiert haben – von 19 000 auf dann noch 10 000.

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FOTO: SILAS STEIN/DPA Der Schriftzug „Opel“ist an der Fassade des Opel-Werks in Rüsselshei­m zu sehen. Der Autobauer plant nach Informatio­nen der „Wirtschaft­swoche“weiteren Stellenabb­au an seinen deutschen Standorten.

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