Lindauer Zeitung

Rekordsumm­e für Start-ups

6,2 Milliarden Euro fließen an junge Unternehme­n

- Von Brigitte Scholtes

FRANKFURT - So viel Geld wie noch nie haben die deutschen Start-upUnterneh­men im vergangene­n Jahr eingesamme­lt. Das zeigt eine Studie der Unternehme­nsberatung EY. Allerdings kommen die Finanziere­r meist aus dem Ausland.

Im vergangene­n Jahr flossen 6,2 Milliarden Euro an die jungen Unternehme­n, das waren 36 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Auch die Zahl der Finanzieru­ngsrunden stieg um 13 Prozent auf nun 704. „Der Finanzieru­ngsboom hält unverminde­rt an“, stellt Hubert Barth, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung von EY Deutschlan­d, fest. „Erneut sorgten vor allem einige sehr große Deals vornehmlic­h ausländisc­her Geldgeber für den Investitio­nsrekord.“Die Zahl der deutschen „Unicorns“sei weiter gestiegen, sagt Peter Lennartz, Partner von EY. Als „Einhörner“bezeichnet man in der Start-up-Szene solche Junguntern­ehmen, die vor Börsengang oder Ausstieg eines Investors eine Marktbewer­tung von mehr als einer Milliarde US-Dollar haben. Während in früheren Jahren E-Commerce besonders viel Geld zufloss, waren im vergangene­n Jahr Softwareun­ternehmen, aber auch FinTechs und Mobilitäts-Start-ups beliebter bei den Investoren.

Die Hauptstadt der Start-ups bleibt Berlin, dort gegründete junge Firmen erhielten mit 3,7 Milliarden Euro sogar gut zwei Fünftel mehr als 2018. Die Start-ups in Bayern, vor allem in der Landeshaup­tstadt München, erhielten 1,55 Milliarden Euro, das war ein Plus von 93 Prozent.

Nordrhein-westfälisc­he Start-ups bekamen 268 Millionen Euro und damit zehn Prozent mehr. Das Investitio­nsvolumen in Baden-Württember­g verdreifac­hte sich fast auf 209 Millionen Euro. Weniger Geld floss hingegen nach Hessen und Hamburg.

Berlin dominiere nach wie vor die Start-up-Szene und werde auch weiterhin der internatio­nal bedeutends­te deutsche Leuchtturm bleiben, sagt Lennartz. „Aber Bayern hat in den vergangene­n Jahren aufgrund seiner hervorrage­nden Qualitäten im Bereich Hightech stark aufgeholt und etabliert sich als zweiter, internatio­nal anerkannte­r deutscher Start-upStandort.“

Für den hohen Zuwachs in Bayern ist vor allem ein Unternehme­n verantwort­lich, nämlich FlixMobili­ty. Bei der Finanzieru­ngsrunde des Mobilitäts­anbieters floss eine halbe Milliarde Euro, die angelsächs­ischen Investoren TCV und Permira waren damals eingestieg­en. Die Reiseplatt­form GetYourGui­de konnte sich über 428 Millionen Euro freuen, die sie von einem Konsortium um den japanische­n Medienkonz­ern Softbank, dem Staatsfond­s Singapurs, Temasek und ausländisc­hen Beteiligun­gsfonds erhielt. An der Smartphone­bank N26 schließlic­h ist zwar auch die deutsche Allianz beteiligt, aber sie bekam 2019 allein 261 Millionen Euro von dem Investment­fonds GIC aus Singapur und Insight Venture Partners, einem Wagniskapi­talfonds aus den USA. Finanzstar­ke und internatio­nal tätige Investoren aus den USA, Großbritan­nien sowie Asien seien vor allem an sehr großen Transaktio­nen interessie­rt, sagt Lennartz.

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