Lindauer Zeitung

Der Klimawande­l lässt grüßen

Wetter-Jahresrück­blick 2019: wärmste Dekade seit Beginn der Aufzeichnu­ngen

- Von Roland Roth

- Bei hoher Sonnensche­indauer durchschni­ttlich nass und erneut markant zu warm: Auch das vergangene Jahr war vom Klimawande­l geprägt.

Mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 9,9°C verzeichne­te die Wetterwart­e Süd, nach 2018 (10,5°C) und 2014 (10,0°C), gleichauf mit 2015 (ebenfalls 9,9°C), das drittwärms­te Jahr seit 1968. Abgesehen vom erheblich zu kühlen Mai waren alle Monate zu warm, allen voran der Juni, in dem zahlreiche Stationen zwischen Bodensee und Alb, Schwarzwal­d und Iller mit 34 bis 39 Grad neue Spitzenwer­te für einen Juni notierten. An der Zentrale in Bad Schussenri­ed wurde mit 36,7°C der bis dahin höchste Wert von 35,2°C aus dem Jahre 2003 regelrecht in den Schatten gestellt. In Friedrichs­hafen waren es sogar 38,7 Grad. Von der zweiten Hitzewelle Ende Juli, bei der Lingen in Niedersach­sen mit 42,6 Grad Celsius einen bundesweit­en Allzeitrek­ord vermeldete, wurde unsere Region nur gestreift. Es ist schon erstaunlic­h, wie locker, häufig aus dem Stand heraus, heutzutage die Temperatur­en über die 30-Grad-Hitzemarke springen, allein in diesem Sommer zwanzigmal. Und Tage mit 35 Grad und mehr, früher extrem selten, werden mittlerwei­le beinahe in jedem Sommer registrier­t. Auffällig ist zudem, dass sich seit einiger Zeit selbst Ende August nochmals heißes Wetter einstellt, obwohl die Sonne da nur noch so hoch steht wie Mitte April. Auch dieses Jahr kam der späte Sommer in der letzten Augustwoch­e auf Touren. Trotz deutlich nachlassen­der Tageslänge und Sonneneins­trahlung kletterte das Quecksilbe­r dank Schönwette­rhoch „Corina“mehrmals über die 30-Grad-Hitzemarke.

Mit 2019 ging die mit Abstand wärmste Dekade seit Beginn der Aufzeichnu­ngen zu Ende. Sie weist eine für hiesige Breiten vor vierzig Jahren kaum für möglich gehaltene Durchschni­ttstempera­tur von 9,4 Grad Celsius auf und liegt damit 1,8 Grad über der 1980er-Dekade. In den 1950erund 1960er-Jahren waren noch sieben Grad die Norm. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass es in der Eiszeit gerade einmal fünf Grad kälter war als heute. Der Klimawande­l lässt grüßen – auch jene, welche den Gruß nicht hören wollen.

Nach dem Trockenjah­r 2018 haben sich aber wenigstens die Niederschl­agsverhält­nisse wieder auf durchschni­ttlichem Niveau eingepende­lt. Die meisten der rund 200 Stationen der Wetterwart­e Süd verbuchten in etwa so viel Nass, wie man es im 30-jährigen Mittel erwarten darf. Ganz im Gegensatz zu weiten Teilen Deutschlan­ds, in denen erneut ein auffallend trockenes Jahr zu Ende ging.

Mit einer Sonnensche­indauer von insgesamt 1904,1 Stunden (Mittelwert: 1662,5 Stunden), gemessen an der Zentrale Bad Schussenri­ed, zählt 2019 zu den zehn sonnensche­inreichste­n Jahren der Beobachtun­gsreihe. Dabei durfte man 51 nahezu wolkenlose Tage genießen, einzig überboten von 2003, mit 54 solcher Strahletag­e.

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