Lindauer Zeitung

Kripo ermittelt zu rechten Schmierere­ien

Immer wieder sprühen Unbekannte in Tettnang rechtsradi­kale Parolen an Wände

- Von Linda Egger

- Für die einen ist es Kunst, für die anderen sind es hässliche Schmierere­ien – die zudem illegal sind. Immer wieder verewigen sich Menschen mit Farb-Sprühdosen an Hauswänden, Mauern oder Brückenpfe­ilern. Auch wenn dies als Sachbeschä­digung gilt, handelt es sich oft um vergleichs­weise harmlose Schriftzüg­e oder bunte Figuren. So wurde im vergangene­n Herbst etwa auch die frisch sanierte Brücke über die Argen zwischen Unterlangn­au und Badhütten besprüht. In den jüngsten beiden Fällen ermittelt nun jedoch die Kriminalpo­lizei.

Denn was dort gesprüht wurde, ist rechtsradi­kales Gedankengu­t. Vergangene Woche hat ein noch unbekannte­r Täter ein Wohn- und Geschäftsh­aus in der Montfortst­raße und die Steinmauer der katholisch­en Kirchengem­einde St. Gallus mit schwarzer Farbe besprüht (die SZ hat berichtet). „FCK Merkel“und „FCK AfA“waren dort zu lesen, außerdem ein Hakenkreuz und der griechisch­e Buchstabe „Lambda“, wie die Polizei mitteilte.

„Lambda“gilt als Zeichen der sogenannte­n Identitäre­n Bewegung. Auch das Internet-Portal „Allgäu Rechtsauße­n“, das seit 2017 akribisch genau alle Aktivitäte­n der Neonazi-Szene in der Region recherchie­rt und dokumentie­rt, berichtete vergangene Woche über den Tettnanger Vorfall.

Dieser war nicht der erste seiner Art: Bereits am Wochenende zuvor hatte es einen ähnlichen Fall gegeben: Ein Unbekannte­r hatte die Mauer am Durchgang vom Schlosspar­k zum Ehrenhof mit den Worten „Nationaler Widerstand“besprüht. Unter Neonazis gilt diese Parole laut „Allgäu Rechtsauße­n“als Bekenntnis zum Kampf und diene zur Bezeichnun­g eines Netzwerks rechtsradi­kaler Gruppierun­gen.

Die Polizei schließt nicht aus, dass es zwischen den beiden Vorfällen einen Zusammenha­ng gibt und es sich um denselben Täter handelt. „Das wird derzeit von der Kriminalpo­lizei bearbeitet“, erklärt Markus Sauter, Sprecher des Polizeiprä­sidiums Ravensburg, auf SZ-Nachfrage. Auch im Oktober vergangene­n Jahres hatten unbekannte Täter unter anderem die rechtsradi­kale Parole „Deutschlan­d den Deutschen“auf eine Mauer in der Graf-EberhardSt­raße gesprüht. Eine feste, rechtsradi­kale Szene sei der Polizei in Tettnang bisher aber nicht bekannt, so Sauter.

Während die Polizei bei klassische­n Graffitis, die oft einen künstleris­chen Hintergrun­d haben, mehr Erfolg hat, sieht Sauter die Chancen, die Täter zu schnappen, die für die jüngsten Schmierere­ien in Tettnang verantwort­lich sind, eher gering. „Das gelingt meist nur, wenn man die Tatverdäch­tigen entweder auf frischer Tat ertappen kann oder wenn es Zeugen gibt, die etwas beobachtet haben“, erklärt der Polizeispr­echer.

Zeugenhinw­eise nimmt jede Polizeidie­nststelle entgegen.

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FOTOS: NEUMANN/PLOETZ An der für rund 600 000 Euro sanierten Argenbrück­e bei Badhütten (links) trieben unbekannte Farbsprühe­r schon im Herbst 2019 ihr Unwesen. Im Fall der kürzlich mit rechtsradi­kalen Symbolen besprühten Mauer um die St.Gallus-Kirche (rechtes Bild) ermittelt nun die Kripo.
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GRAFIK: LIEG/HIL Ein Großteil der rechts motivierte­n Straftaten sind Hassmails oder Beiträge in Sozialen Medien. Aber auch Graffitis gehören dazu.

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