Kripo ermittelt zu rechten Schmierereien
Immer wieder sprühen Unbekannte in Tettnang rechtsradikale Parolen an Wände
- Für die einen ist es Kunst, für die anderen sind es hässliche Schmierereien – die zudem illegal sind. Immer wieder verewigen sich Menschen mit Farb-Sprühdosen an Hauswänden, Mauern oder Brückenpfeilern. Auch wenn dies als Sachbeschädigung gilt, handelt es sich oft um vergleichsweise harmlose Schriftzüge oder bunte Figuren. So wurde im vergangenen Herbst etwa auch die frisch sanierte Brücke über die Argen zwischen Unterlangnau und Badhütten besprüht. In den jüngsten beiden Fällen ermittelt nun jedoch die Kriminalpolizei.
Denn was dort gesprüht wurde, ist rechtsradikales Gedankengut. Vergangene Woche hat ein noch unbekannter Täter ein Wohn- und Geschäftshaus in der Montfortstraße und die Steinmauer der katholischen Kirchengemeinde St. Gallus mit schwarzer Farbe besprüht (die SZ hat berichtet). „FCK Merkel“und „FCK AfA“waren dort zu lesen, außerdem ein Hakenkreuz und der griechische Buchstabe „Lambda“, wie die Polizei mitteilte.
„Lambda“gilt als Zeichen der sogenannten Identitären Bewegung. Auch das Internet-Portal „Allgäu Rechtsaußen“, das seit 2017 akribisch genau alle Aktivitäten der Neonazi-Szene in der Region recherchiert und dokumentiert, berichtete vergangene Woche über den Tettnanger Vorfall.
Dieser war nicht der erste seiner Art: Bereits am Wochenende zuvor hatte es einen ähnlichen Fall gegeben: Ein Unbekannter hatte die Mauer am Durchgang vom Schlosspark zum Ehrenhof mit den Worten „Nationaler Widerstand“besprüht. Unter Neonazis gilt diese Parole laut „Allgäu Rechtsaußen“als Bekenntnis zum Kampf und diene zur Bezeichnung eines Netzwerks rechtsradikaler Gruppierungen.
Die Polizei schließt nicht aus, dass es zwischen den beiden Vorfällen einen Zusammenhang gibt und es sich um denselben Täter handelt. „Das wird derzeit von der Kriminalpolizei bearbeitet“, erklärt Markus Sauter, Sprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg, auf SZ-Nachfrage. Auch im Oktober vergangenen Jahres hatten unbekannte Täter unter anderem die rechtsradikale Parole „Deutschland den Deutschen“auf eine Mauer in der Graf-EberhardStraße gesprüht. Eine feste, rechtsradikale Szene sei der Polizei in Tettnang bisher aber nicht bekannt, so Sauter.
Während die Polizei bei klassischen Graffitis, die oft einen künstlerischen Hintergrund haben, mehr Erfolg hat, sieht Sauter die Chancen, die Täter zu schnappen, die für die jüngsten Schmierereien in Tettnang verantwortlich sind, eher gering. „Das gelingt meist nur, wenn man die Tatverdächtigen entweder auf frischer Tat ertappen kann oder wenn es Zeugen gibt, die etwas beobachtet haben“, erklärt der Polizeisprecher.
Zeugenhinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.