Unter den Augen der Mutter
Eisschnelläuferin Victoria Stirnemann sammelt ihre ersten Olympiaerfahrungen
(SID) - Die Andenken an ihr erstes olympisches Abenteuer hütet Victoria Stirnemann wie einen Schatz. In einem Buch bewahrt die 17-Jährige kleine Pins auf, die sie bei den Jugend-Winterspielen in St. Moritz mit Begeisterung gesammelt hat. Vollständig ist das Sortiment nicht, auch eine Medaille als wertvolles Souvenir fehlt der Tochter der dreimaligen Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Gunda Niemann-Stirnemann noch.
Als Vierte über 1500 m war sie am Montag immerhin ganz dicht dran. „Schon schade“sei der knapp verpasste Podestplatz gewesen, sagte Stirnemann, „aber ein vierter Platz ist auch super.“Nur 0,43 Sekunden trennten sie nach 2:11,36 Minuten auf ihrer Spezialstrecke zu Bronze. Über 500 m (41,80 Sekunden) war sie am Sonntag trotz einer erst kurz zuvor auskurierten Zerrung Achte geworden. Zwei Rennen im Teamsprint und Massenstart hat sie vor sich.
Sie will sie genießen, so wie ihren bisherigen Aufenthalt bei den Olympischen Jugendspielen. „Ich freue mich riesig, hier sein zu dürfen. Es ist etwas ganz Besonderes“, sagte Stirnemann: „Ich gebe mein Bestes, will den Moment und die Atmosphäre genießen.“Stirnemann schwärmt, wenn sie über ihre Erfahrungen berichtet. Die „schöne“Natureisbahn vor dem Bergpanorama in St. Moritz hat es ihr angetan, das olympische Flair begeistert, und sogar das „traumhafte“Wetter spielt mit.
Die Mutter ist Bundestrainerin
Mit dabei, aber nicht ständig an ihrer Seite, ist Gunda Niemann-Stirnemann. Und zwar als Trainerin der deutschen Eisschnelllauf-Delegation, nicht als Mutter. Das zu betonen, ist der 53-Jährigen wichtig. In den 1990er-Jahren hatte sie die Langstrecken dominiert, sie holte drei Olympiasiege und 19 WM-Titel, prägte die goldene Ära des Eisschnelllaufens.
Wie sehr belastet dieses schwere Erbe die Entwicklung einer jungen Athletin? Niemann-Stirnemann scheut die Vergleiche, hält sie für unangebracht, auch weil sie einst erst mit 17 Jahren mit ihrem Sport begann. Ihre Tochter entschied sich dagegen schon in der fünften Klasse für das Eisschnelllaufen.
Victoria Stirnemann teilt die Meinung ihrer Mutter. Man könne noch gar keine Vergleiche ziehen, die Erfolge empfinde sie zudem als Ansporn, nicht als Druck. „Ich sehe es als Ziel, irgendwann vielleicht ähnlich erfolgreich zu sein wie sie“, sagte Victoria Stirnemann: „Ich kann nur davon träumen.“
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Pläne, wie dieser verlaufen soll, hat Stirnemann bereits. Die Olympischen Spiele 2022 in Peking kämen ein bisschen früh, sagte sie: „2026 ist eher das Ziel, das ich in Angriff nehme.“Auf die Schnitzeljagd nach Pins wäre sie vorbereitet.