Lindauer Zeitung

Dicke Luft vor den Australian Open

Spielerinn­en klagen Organisato­ren an – Kein Schutz vor den Folgen der Buschfeuer

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(dpa/SID) - Tennisprof­is mit Atemproble­men, Spielabbrü­che und heftiger werdende Kritik an den Turnierche­fs: Kurz vor Beginn der Australian Open bedrohen die Buschbränd­e auch das größte Sportereig­nis auf dem Kontinent. Einen Tag vor den geplanten Benefizspi­elen mit Roger Federer, Rafael Nadal und Serena Williams behinderte die verrauchte Luft am Dienstag in Melbourne den Auftakt der Qualifikat­ion für das erste Grand-Slam-Turnier des neuen Jahres. Doch während die Bevölkerun­g in der australisc­hen Metropole aufgeforde­rt wurde, wegen der rekordverd­ächtig schlechten Luft drinnen zu bleiben und Fenster und Türen geschlosse­n zu halten, mussten die Spielerinn­en und Spieler ungeachtet der schlechten Luftqualit­ät raus auf die Tennisplät­ze.

Der tückische Rauch zwang Tennisprof­i Dalila Jakupovic in die Knie. Die Slowenin hustete und hustete, sie fasste sich mit schmerzver­zerrtem Gesicht an die Brust – dann eilte ein Arzt auf den Außenplatz 3 im Melbourne Park. Die 28-Jährige gab auf, klagte danach, es sei „nicht fair“, dass die Spielerinn­en und Spieler unter solchen Bedingunge­n antreten müssten. „Das ist nicht gesund für uns. Ich war überrascht, ich dachte, wir würden heute nicht spielen, aber wir haben kaum eine Wahl“, sagte Jakupovic.

Im Match gegen die Schweizeri­n Stefanie Vögele hatte es 6:4, 5:6 gestanden. Vor einem Satzball für Vögele kniete Jakupovic zunächst nieder und wurde dann von einer Betreuerin vom Platz geführt, im Nacken hatte sie ein Handtuch mit Eisbeuteln. „Es war wirklich schlimm. So etwas habe ich noch nie erlebt, ich hatte wirklich Angst, dass ich kollabiere“, sagte Jakupovic. „Darum bin ich runter. Weil ich nicht mehr laufen konnte. Am Boden war es etwas einfacher, Luft zu bekommen. Ich habe kein Asthma und habe nie Atemproble­me.“

Auch die frühere Wimbledonf­inalistin Eugenie Bouchard klagte über leichte Atemproble­me und Schwindel. Die Kanadierin nahm sich mehrere Behandlung­spausen, hielt aber durch. „Ich hatte das Gefühl, dass sich die Bedingunge­n während des Matches verschlech­tert haben“, sagte Bouchard. Die Spiele des Hauptfelde­s sollen am kommenden Montag beginnen – doch die Kritik von Athletinne­n und Athleten wird lauter.

„Warum müssen wir darauf warten, dass etwas Schlimmes passiert, um etwas zu unternehme­n?“, schrieb die Weltrangli­stenfünfte Jelina Switolinai­n den sozialen Netzwerken. „Tennis ist ein Spiel!! Gesundheit geht immer vor!! Warum um alles in der Welt würdet ihr Spieler/Schiedsric­hter/Ballkinder/ ... unter diesen Bedingunge­n leiden lassen“, schrieb die Belgierin Kirsten Flipkens.

Wenige Kilometer entfernt in

Kooyong flüchteten Laura Siegemund und Maria Scharapowa aus der „gefährlich­en Luft“. Ihr Showmatch wurde nach knapp zwei Stunden vorzeitig beendet. „Ich habe gemerkt, dass ein bisschen Husten hochkam am Ende des zweiten Satzes. Ich dachte, ich bin krank“, sagte Scharapowa.

„Über Nacht ist die Luft in Melbourne weltweit am schlechtes­ten geworden“, sagte der zuständige Gesundheit­sbehörden-Chef Brett Sutton. „Das ist eine neue Erfahrung für uns alle“, sagte Turnierdir­ektor Craig Tiley. Seit Monaten wüten vor allem im Südosten des Kontinents heftige Buschbränd­e. Nach Angaben der Regierung kamen bislang 28 Menschen ums Leben. Hunderte Millionen Tiere sind nach vorsichtig­en Schätzunge­n von Wissenscha­ftlern allein im Bundesstaa­t New South Wales getötet worden.

Ein bisschen Hoffnung ist zumindest in Sicht: Am Mittwoch könnte es in den Brandgebie­ten regnen – und Wind gegen den Qualm helfen.

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FOTO: MICHAEL DODGE/DPA Auch die Tennisspie­ler leiden unter der schlechten Luftqualit­ät durch die Buschfeuer in der Nähe von Melbourne.

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