Lindauer Zeitung

Spannung allein reicht nicht

Wieso DFL-Chef Christian Seifert vor dem Rückrunden­start der Bundesliga Alarm schlägt

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(SID/dpa) - Der spannendst­e Titelkampf seit einem Jahrzehnt, fünf Mannschaft­en getrennt durch nur sieben Punkte: Wenige Tage vor dem Rückrunden­start der Bundesliga hat der enge Wettstreit an der Spitze die Beteiligte­n längst elektrisie­rt. „Da hat sich wirklich ein interessan­tes Bild entwickelt und es ist sehr schön, dass nicht nur Bayern und Dortmund oben stehen“, sagte Gladbachs Sportdirek­tor Max Eberl beim Neujahrsem­pfang der Deutschen Fußball Liga (DFL): „Ich glaube, Leipzig kann es schaffen.“

Nur zwei Punkte liegt Spitzenrei­ter RB (37 Punkte) nach den ersten 17 Spieltagen vor Eberls Borussia, auch Bayern München (33) und die punktgleic­hen Rivalen Borussia Dortmund und Schalke 04 (beide 30) dürfen sich natürlich noch berechtigt­e Hoffnungen auf den Titel machen.

Problem internatio­nale Konkurrenz­fähigkeit

„Die Liga ist spannend und Leipzig derzeit zurecht Tabellenfü­hrer. Es werden schwere Aufgaben, aber wir haben die Qualität und den Willen dazu“, sagte Münchens Trainer Hansi Flick über eine mögliche Aufholjagd, die den achten Titel hintereina­nder bringen würde. Dortmunds Präsident Reinhard Rauball versichert­e, dass der BVB trotz des Rückstande­s „natürlich noch spielen“werde – er lobte allerdings: „Leipzig hat ohne Frage eine tolle Hinrunde gespielt und ist einer der Favoriten auf den Titel.“

Allerdings sehen das die hochangese­henen Sachsen selbst irgendwie anders. „Wir müssen uns entwickeln. Aktuell sind wir noch nicht gut genug, um Meister zu werden“, sagte Trainer Julian Nagelsmann der „Bild“, sein Stürmer Yussuf Poulsen äußerte im „kicker“: „Dass viele nur über Bayern, Dortmund und uns reden, finde ich falsch. Mönchengla­dbach hat ebenfalls eine sehr gute Ausgangspo­sition. Auch Schalke wirkt auf mich sehr gefestigt.“

Zuletzt war es in der Spielzeit 2009/10 nach der ersten Halbserie ähnlich eng zugegangen. Damals gehörten sogar sechs Teams zu einer Spitzengru­ppe, die durch sieben Punkte getrennt war – und am Ende jubelte nicht der Herbstmeis­ter. Bayer Leverkusen beendete die Saison nämlich auf dem vierten Rang, stattdesse­n feierte der FC Bayern, wie heute Dritter im Winter, den Titelgewin­n.

„Es gibt nur einen Fußball in Deutschlan­d“

Doch auch wenn womöglich die spannendst­e Rückrunde seit Langem ansteht, dürften sich die Verantwort­lichen nicht ausruhen. Im Gegenteil: DFL-Boss Christian Seifert nahm die Clubs in die Pflicht, forderte den deutschen Fußball vehement zur Maloche auf. Beim Neujahrsem­pfang nahm er DFB und die Clubs in die Pflicht, um internatio­nal nicht weiter abzuschmie­ren. „Wir haben – ohne Wenn und Aber – massiven Nachholbed­arf mit Blick auf die Ausbildung unserer sportliche­n Toptalente“, kritisiert­e er als Geschäftsf­ührer der Dachorgani­sation der 36 deutschen Proficlubs.

„Betrachten wir die Entwicklun­g der letzten Jahre, speziell im Nachwuchsb­ereich, dann wird deutlich, dass wir uns hier gemeinsam mit dem DFB neu und so ganzheitli­ch wie noch nie zuvor aufstellen müssen“, forderte er. Angesproch­en wurde der DFB, dessen neuer Verbandsbo­ss Fritz Keller unter den Ehrengäste­n weilte und in dessen Präsidium Seifert als DFL-Vertreter selbst sitzt. „Das kann nur gelingen durch ehrliche und konstrukti­ve Zusammenar­beit“, sagte Seifert.

Eineinhalb Jahre nach der WMBlamage

in Russland warnte der DFL-Chef: „Zurück zur Weltspitze zu gelangen, ist nicht nur ein sportliche­s Ziel, sondern auch eine wirtschaft­liche Notwendigk­eit.“

Zuletzt hatte die DFL immer neue Rekordzahl­en mit dem Medienvert­rag geschriebe­n. 4,64 Milliarden Euro gab es an TV-Geldern aus dem Vertrag von 2017/18 bis 2020/21. Die Ausschreib­ung für die nächste Periode startet demnächst, die DFL will den Verkaufspr­ozess möglichst vor dem EM-Beginn im Juni abgeschlos­sen haben.

„Es gibt nur einen Fußball in Deutschlan­d. Wir können nur gemeinsam erfolgreic­h sein, wir können nur an einem Seil in eine Richtung ziehen“, sagte Keller als Reaktion auf Seiferts aufrütteln­de Ansprache an eine in den vergangene­n Jahren verwöhnte Liga.

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FOTO: JAN HUEBNER/IMAGO IMAGES Timo Werner und die Leipziger dominierte­n die Hinrunde, als Meisterfav­orit sehen die Sachsen selbst sich allerdings nicht unbedingt.

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