Maria-Ward-Realschule startet Revolution
Alle Fünftklässler bekommen ein I-Pad und viel Freiraum zum Lernen.
- Das kommende Schuljahr beginnt für die Maria-Ward-Realschule mit einem echten Paukenschlag: Mit den Fünftklässlern starten die Lehrer ein komplett neues Unterrichtskonzept. Das soll besonders erfolgreich sein, weil es nach einem ganz bestimmten Rhythmus abläuft.
Diesem neuen Rhythmus dürfen künftig Buben wie Mädchen gleichermaßen folgen: Wie Anfang der Woche berichtet, wird sich die Mädchenrealschule ab dem kommenden Schuljahr für Jungs öffnen. Im Gegenzug wird die Realschule im Dreiländereck dann auch ab der fünften Klasse regulär Mädchen aufnehmen. „Aber eigentlich geht es um die pädagogische Umstrukturierung der Schule“, sagt Peter Kosak, Leiter des Schulwerks der Diözese Augsburg. „Wir verändern uns und wollen das auch Buben zur Verfügung stellen.“Um möglichst viele Buben auf die Insel zu locken, hat die Diözese sogar einen Imagefilm produzieren lassen, der als Kinowerbung in Lindau, Friedrichshafen, Wangen und Bregenz zu sehen sein wird.
Mehr Zeit und mehr Raum sollen Schüler zum Lernen künftig bekommen. Dafür wird die Maria-WardSchule mit den neuen Fünftklässlern ein flexibles Ganztagsmodell ausprobieren. Montags und mittwochs verbringen die Schüler den ganzen Tag in der Schule. Neben dem normalen Unterricht gibt es im Wechsel Freiarbeit, Intensivierungsstunden mit halber Klassenstärke und Stunden im Lernbüro, wo Schüler mit Lehrern und Lernbegleitern den Stoff nachbereiten und verinnerlichen sollen. Außerdem wird es künftig ein Fach mit dem Namen „Leben gestalten“geben. Dort lernen Schüler zum Beispiel den Umgang mit Geld, fairen Handel oder Medienkompetenz.
Vor allem letztere werden die Realschüler künftig auch dringend brauchen, denn jeder neue Fünftklässler bekommt ein eigenes iPad. „Da tastet man sich natürlich langsam ran, wir beginnen mit ein paar Stunden am Tag“, sagt Kosak. „Man muss schließlich erst lernen, wie man mit einem iPad umgeht.“In den höheren Klassen sei später dann aber durchaus gewünscht, dass die Schüler die Geräte auch mit nach Hause nehmen.
Zusätzlich zu den iPads hat die Diözese Augsburg eine eigene Cloud, über die sich die Schüler aller Schulen miteinander vernetzen und austauschen können. Auch Eltern können sich mit dem Passwort der Kinder anmelden, prüfen, was beim Sprössling gerade ansteht und sogar sehen, welche Notizen Lehrer und Lernbegleiter dazu gemacht haben.
Geteilte Klassen und intensive Lernbetreuung – das geht natürlich nur mit mehr Personal. Zwei Sozialpädagogen will die Maria-Ward-Realschule schon im Herbst einstellen und dafür eine Dreiviertel- bis ganze Stelle schaffen. Die Lehrer reichen laut Kosak im ersten Jahr noch aus, fürs Schuljahr 2021/2022 wird die Schule aber auch dort nachjustieren müssen.
„Wir sind in einer Konkurrenzsituation“, sagt Kosak, „und das beantworten wir mit einem pädagogischen Konzept.“In anderen Schulen der Diözese, zum Beispiel in Mindelheim, gebe es dieses Konzept bereits seit zwei Jahren. Laut Kosak wird es sehr gut angenommen.
Ob Mädchen oder Jungen: Schüler, die sich ab kommendem Schuljahr für die Maria-Ward-Realschule anmelden, müssen dafür tiefer in die Tasche greifen: 15 Euro hat die Schule Familien bislang pro Monat gekostet, nun wird es deutlich teurer. Zwar wird der Landkreis wie bisher weiterhin einen Zuschuss zum Schulgeld bezahlen, der Anteil der Schüler wird sich aber auf 60 bis 70 Euro erhöhen.
„Das ist für diese Ressourcen im Vergleich extrem günstig“, versichert Kosak, „wir lassen uns das als Kirche extrem viel kosten.“Und klar sei auch: „Wenn jemand das Schulgeld nicht bezahlen kann, dann übernehmen wir das.“
Zum Schulgeld kommen noch die Kosten fürs Schulessen, denn das gehört montags und mittwochs zum Stundenplan und ist verpflichtend. Dafür wird die Maria-Ward-Realschule ihre Mensa wieder in Betrieb nehmen. Wer möchte, kann sein Kind zusätzlich dienstags und donnerstags für eine freiwillige Hausaufgabenbetreuung anmelden. „Wir schieben die Verantwortung nachmittags nicht an die Eltern ab“, sagt Kosak.
Auch für die Lehrer ist das neue Konzept, das immerhin gleichzeitig mit den Jungs an die Schule kommt, eine Umstellung. „Wir haben viel gearbeitet, aber mit viel Spaß und Interesse“, sagt Schulleiterin Barbara Lamina. „Da ist vieles dabei, was wir uns schon lange gewünscht haben.“
Offenbar nicht nur die Lehrer. Ein bisschen neidisch sei sie schon, sagt Schülersprecherin Johanna Stark aus der zehnten Klasse. So manche Mitschülerin wäre jetzt gerne Fünftklässler. „Aber eigentlich freuen wir uns einfach für sie.“