IHK will Gartenschau und Parkplätze
Vorschlag soll die Fronten zwischen Kaufleuten und Stadt aufweichen.
- 120 zusätzliche Parkplätze auf oder direkt vor der Insel noch in diesem Frühjahr und ein Parkhaus für 500 Autos nach der Gartenschau sind laut IHK nötig. Die Kammer versteht das als Kompromissvorschlag, der den Streit zwischen Kaufleuten und Stadt beenden soll.
Die 27 Mitglieder der IHK-Regionalversammlung waren am Mittwoch zu einer Sondersitzung eingeladen. Angesichts der Unruhe unter Kaufleuten auf der Insel und des aus deren Reihen gestarteten Bürgerbegehrens gegen die Gartenschau suchten die Vertreter der Wirtschaft aus dem ganzen Landkreis eine einheitliche Position. IHK-Regionalgeschäftsführer Markus Anselment und Regionalvize Rolf Thomann berichteten hinterher im Gespräch mit der Lindauer Zeitung, dass die Versammlung einstimmig drei Beschlüsse gefasst habe.
Im Vordergrund steht das Ziel, dass 2021 in Lindau eine Gartenschau stattfinden und dass die erfolgreich werden soll. Dafür halten die Wirtschaftsvertreter mehr Parkplätze für nötig als bisher geplant sind. Die IHK fordert deshalb möglichst schnell 120 bis 130 zusätzliche Parkplätze auf und direkt vor der Insel. Nach der Gartenschau soll die Stadt auf dem Karl-Bever-Platz ein Parkhaus für 500 Autos bauen, wie es SPD und FW jetzt beantragt haben.
Einen Beschluss zum Bürgerbegehren gegen die Gartenschau haben die Wirtschaftsvertreter nicht gefasst. Anselment und Thomann begründen das im Gespräch mit der LZ damit, dass die IHK eine Moderatorenrolle zwischen den Inselkaufleuten und der Stadt einnehmen wolle. Deshalb dürfe sich die Kammer in dieser Frage nicht festlegen. Grundsätzlich sei der Beschluss aber so zu verstehen, dass die heimische Wirtschaft eine Gartenschau in Lindau für richtig hält.
Eine Gartenschau auf der Insel könne aber nur erfolgreich sein, wenn das Parkplatzproblem gelöst werde. Dabei widersprechen die Wirtschaftsvertreter der Bunten Liste, den Parents for Future oder OBKandidat Kai Kattau, die das beschlossene Parkplatzkonzept bis zum Ende der Gartenschau für ausreichend halten. Der Ansatz sei zwar richtig, die Autos von Gartenschaubesuchern und Tagestouristen auf
Auffangparkplätze zu lenken und die Besucher mit Shuttlebussen auf die Insel zu bringen, sagen Anselment und Thomann. Die IHK-Vertreter verweisen aber auf das Parkplatzkonzept im Rahmen des Klimo, das davon ausgeht, dass etwa ein Drittel der Tagesgäste weiter mit dem Auto zumindest bis direkt vor die Insel fahren will. Zudem seien auch die Verkehrsfachleute des für das Verkehrskonzept Klimo hochgelobten Büros R+T davon ausgegangen, dass Kunden, Patienten und auch Mitarbeiter der dortigen Betriebe einen Parkplatz auf oder direkt vor der Insel brauchen. Wenn das nicht gewährleistet sei, würden Geschäfte und Gaststätten Kunden und Beschäftigte verlieren.
Laut Anselment hat die IHK Flächen im Blick, die sie für geeignet hält, um dort bis zum Ende des kommenden Jahres Autos abzustellen. Vorerst will er darüber aber nicht öffentlich sprechen. Erst seien weitere Untersuchungen nötig, außerdem wollen die IHK-Vertreter zunächst mit den Grundeigentümern reden. Auf Nachfrage stellt Anselment aber klar, dass die IHK keineswegs die
Schindlerwiese im Blick hat.
Weil die Zeit knapp ist, will die Kammer bis Ende Januar Klarheit über ihre Ideen haben. Anfang Februar hoffen Anselment und Thomann auf einen Runden Tisch mit OB Gerhard Ecker und Vertretern der Stadtverwaltung sowie den Vereinen Prolindau und Zukunft Insel. Anselment hofft, dass die Runde sich auf ein weiteres Vorgehen einigen kann, sodass der OB die Vorschläge aufnehmen und Ende Februar im Stadtrat zum Beschluss vorlegen wird.
Dann wären weitere Planungen, Auftragsvergaben und Bauarbeiten nötig, sodass die zusätzlichen Parkplätze nicht zu Ostern fertig werden können. Die IHK-Vertreter gehen aber davon aus, dass diese Parkplätze im späten Frühjahr, also vor Beginn der Hochsaison, zur Verfügung stehen. Anselment würdigt in diesem Zusammenhang ausdrücklich die Bemühungen der Stadtverwaltung, Ersatzparkplätze zu schaffen. Aber die etwa 120 Stellplätze auf dem Beverplatz, in der Bregenzer Straße und auf der Hinteren Insel reichten nicht aus, die gleiche Zahl sei noch einmal nötig. Bei Oberbürgermeister Ecker treffen die IHK-Beschlüsse durchaus auf Wohlwollen, zumal die Verwaltung Anfang Dezember bei einem Runden Tisch schon zugesagt hatte, sie wolle geeignete Flächen für zusätzliche Parkplätze suchen. Aber nachdem Inselkaufleute das Bürgerbegehren gegen die Gartenschau gestartet hatten, hat die Verwaltung diese Bemühungen eingestellt. Ecker ist gespannt auf die konkreten Vorschläge und gerne zu Gesprächen bereit, wie er auf Anfrage der LZ erklärt. Schon häufiger habe die Verwaltung gebeten, gute Ideen zu melden, doch bisher habe niemand Vorschläge gemacht, die im Stadtrat eine Chance auf eine Mehrheit haben.
Ecker wartet auch, wie der Stadtrat mit dem Antrag von SPD und FW umgehen wird, über einen neuerlichen Bürgerentscheid eine Mehrheit für den Bau eines Parkhauses mit 500 Stellplätzen zu bekommen. Es werde spannend, wie sich die anderen Fraktionen dazu stellen. Und entscheiden werde in jedem Fall der Stadtrat, das gelte auch für die zusätzlich geforderten Ersatzparkplätze.
Noch zweifelnder reagiert Ulrich Wiedemann, einer der Sprecher des Bürgerbegehrens gegen die Gartenschau, im Gespräch mit der LZ. Grundsätzlich halte er jeden Vorschlag für gut, der mehr Parkplätze für die Insel schaffen will. Doch er habe jedes Vertrauen in Verwaltung und Stadtrat verloren, deshalb glaube er keinen Zusagen, sondern nur Beschlüssen. Die Geschäftsleute wollen laut Wiedemann deshalb auf jeden Fall weiter Unterschriften für das Bürgerbegehren gegen die Gartenschau sammeln. 1200 habe man bereits, wenn man 2000 Unterschriften habe, wolle man sie der Stadt übergeben. Einen Stopp kann sich Wiedemann nur vorstellen, wenn der Stadtrat vorher mehr Parkplätze beschließt. Er fragt zum Beispiel, warum die Mitarbeiter der Gartenschau 50 reservierte Stellplätze auf der Hinteren Insel bekommen sollen. Auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung sollten ein gutes Beispiel geben und ihre Autos für anderthalb Jahre auf der Blauwiese parken. Solche Zeichen hält Wiedemann für wichtig, um gemeinsam eine Lösung zu finden.