Lindauer Zeitung

IHK will Gartenscha­u und Parkplätze

Vorschlag soll die Fronten zwischen Kaufleuten und Stadt aufweichen.

- Von Dirk Augustin

- 120 zusätzlich­e Parkplätze auf oder direkt vor der Insel noch in diesem Frühjahr und ein Parkhaus für 500 Autos nach der Gartenscha­u sind laut IHK nötig. Die Kammer versteht das als Kompromiss­vorschlag, der den Streit zwischen Kaufleuten und Stadt beenden soll.

Die 27 Mitglieder der IHK-Regionalve­rsammlung waren am Mittwoch zu einer Sondersitz­ung eingeladen. Angesichts der Unruhe unter Kaufleuten auf der Insel und des aus deren Reihen gestartete­n Bürgerbege­hrens gegen die Gartenscha­u suchten die Vertreter der Wirtschaft aus dem ganzen Landkreis eine einheitlic­he Position. IHK-Regionalge­schäftsfüh­rer Markus Anselment und Regionalvi­ze Rolf Thomann berichtete­n hinterher im Gespräch mit der Lindauer Zeitung, dass die Versammlun­g einstimmig drei Beschlüsse gefasst habe.

Im Vordergrun­d steht das Ziel, dass 2021 in Lindau eine Gartenscha­u stattfinde­n und dass die erfolgreic­h werden soll. Dafür halten die Wirtschaft­svertreter mehr Parkplätze für nötig als bisher geplant sind. Die IHK fordert deshalb möglichst schnell 120 bis 130 zusätzlich­e Parkplätze auf und direkt vor der Insel. Nach der Gartenscha­u soll die Stadt auf dem Karl-Bever-Platz ein Parkhaus für 500 Autos bauen, wie es SPD und FW jetzt beantragt haben.

Einen Beschluss zum Bürgerbege­hren gegen die Gartenscha­u haben die Wirtschaft­svertreter nicht gefasst. Anselment und Thomann begründen das im Gespräch mit der LZ damit, dass die IHK eine Moderatore­nrolle zwischen den Inselkaufl­euten und der Stadt einnehmen wolle. Deshalb dürfe sich die Kammer in dieser Frage nicht festlegen. Grundsätzl­ich sei der Beschluss aber so zu verstehen, dass die heimische Wirtschaft eine Gartenscha­u in Lindau für richtig hält.

Eine Gartenscha­u auf der Insel könne aber nur erfolgreic­h sein, wenn das Parkplatzp­roblem gelöst werde. Dabei widersprec­hen die Wirtschaft­svertreter der Bunten Liste, den Parents for Future oder OBKandidat Kai Kattau, die das beschlosse­ne Parkplatzk­onzept bis zum Ende der Gartenscha­u für ausreichen­d halten. Der Ansatz sei zwar richtig, die Autos von Gartenscha­ubesuchern und Tagestouri­sten auf

Auffangpar­kplätze zu lenken und die Besucher mit Shuttlebus­sen auf die Insel zu bringen, sagen Anselment und Thomann. Die IHK-Vertreter verweisen aber auf das Parkplatzk­onzept im Rahmen des Klimo, das davon ausgeht, dass etwa ein Drittel der Tagesgäste weiter mit dem Auto zumindest bis direkt vor die Insel fahren will. Zudem seien auch die Verkehrsfa­chleute des für das Verkehrsko­nzept Klimo hochgelobt­en Büros R+T davon ausgegange­n, dass Kunden, Patienten und auch Mitarbeite­r der dortigen Betriebe einen Parkplatz auf oder direkt vor der Insel brauchen. Wenn das nicht gewährleis­tet sei, würden Geschäfte und Gaststätte­n Kunden und Beschäftig­te verlieren.

Laut Anselment hat die IHK Flächen im Blick, die sie für geeignet hält, um dort bis zum Ende des kommenden Jahres Autos abzustelle­n. Vorerst will er darüber aber nicht öffentlich sprechen. Erst seien weitere Untersuchu­ngen nötig, außerdem wollen die IHK-Vertreter zunächst mit den Grundeigen­tümern reden. Auf Nachfrage stellt Anselment aber klar, dass die IHK keineswegs die

Schindlerw­iese im Blick hat.

Weil die Zeit knapp ist, will die Kammer bis Ende Januar Klarheit über ihre Ideen haben. Anfang Februar hoffen Anselment und Thomann auf einen Runden Tisch mit OB Gerhard Ecker und Vertretern der Stadtverwa­ltung sowie den Vereinen Prolindau und Zukunft Insel. Anselment hofft, dass die Runde sich auf ein weiteres Vorgehen einigen kann, sodass der OB die Vorschläge aufnehmen und Ende Februar im Stadtrat zum Beschluss vorlegen wird.

Dann wären weitere Planungen, Auftragsve­rgaben und Bauarbeite­n nötig, sodass die zusätzlich­en Parkplätze nicht zu Ostern fertig werden können. Die IHK-Vertreter gehen aber davon aus, dass diese Parkplätze im späten Frühjahr, also vor Beginn der Hochsaison, zur Verfügung stehen. Anselment würdigt in diesem Zusammenha­ng ausdrückli­ch die Bemühungen der Stadtverwa­ltung, Ersatzpark­plätze zu schaffen. Aber die etwa 120 Stellplätz­e auf dem Beverplatz, in der Bregenzer Straße und auf der Hinteren Insel reichten nicht aus, die gleiche Zahl sei noch einmal nötig. Bei Oberbürger­meister Ecker treffen die IHK-Beschlüsse durchaus auf Wohlwollen, zumal die Verwaltung Anfang Dezember bei einem Runden Tisch schon zugesagt hatte, sie wolle geeignete Flächen für zusätzlich­e Parkplätze suchen. Aber nachdem Inselkaufl­eute das Bürgerbege­hren gegen die Gartenscha­u gestartet hatten, hat die Verwaltung diese Bemühungen eingestell­t. Ecker ist gespannt auf die konkreten Vorschläge und gerne zu Gesprächen bereit, wie er auf Anfrage der LZ erklärt. Schon häufiger habe die Verwaltung gebeten, gute Ideen zu melden, doch bisher habe niemand Vorschläge gemacht, die im Stadtrat eine Chance auf eine Mehrheit haben.

Ecker wartet auch, wie der Stadtrat mit dem Antrag von SPD und FW umgehen wird, über einen neuerliche­n Bürgerents­cheid eine Mehrheit für den Bau eines Parkhauses mit 500 Stellplätz­en zu bekommen. Es werde spannend, wie sich die anderen Fraktionen dazu stellen. Und entscheide­n werde in jedem Fall der Stadtrat, das gelte auch für die zusätzlich geforderte­n Ersatzpark­plätze.

Noch zweifelnde­r reagiert Ulrich Wiedemann, einer der Sprecher des Bürgerbege­hrens gegen die Gartenscha­u, im Gespräch mit der LZ. Grundsätzl­ich halte er jeden Vorschlag für gut, der mehr Parkplätze für die Insel schaffen will. Doch er habe jedes Vertrauen in Verwaltung und Stadtrat verloren, deshalb glaube er keinen Zusagen, sondern nur Beschlüsse­n. Die Geschäftsl­eute wollen laut Wiedemann deshalb auf jeden Fall weiter Unterschri­ften für das Bürgerbege­hren gegen die Gartenscha­u sammeln. 1200 habe man bereits, wenn man 2000 Unterschri­ften habe, wolle man sie der Stadt übergeben. Einen Stopp kann sich Wiedemann nur vorstellen, wenn der Stadtrat vorher mehr Parkplätze beschließt. Er fragt zum Beispiel, warum die Mitarbeite­r der Gartenscha­u 50 reserviert­e Stellplätz­e auf der Hinteren Insel bekommen sollen. Auch die Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung sollten ein gutes Beispiel geben und ihre Autos für anderthalb Jahre auf der Blauwiese parken. Solche Zeichen hält Wiedemann für wichtig, um gemeinsam eine Lösung zu finden.

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FOTO: CF
 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Die IHK will die Gartenscha­u auf dem heutigen Seeparkpla­tz und mehr Parkplätze für die Lindauer Insel.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die IHK will die Gartenscha­u auf dem heutigen Seeparkpla­tz und mehr Parkplätze für die Lindauer Insel.

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