Lindauer Zeitung

Söders Kabinett wird weiblicher

Kerstin Schreyer wird Verkehrsmi­nisterin – Carolina Trautner steigt zur Sozialmini­sterin auf

- Von Ralf Müller

(lby) - Ministerpr­äsident Markus Söder nutzt den angekündig­ten Rücktritt von Bau- und Verkehrsmi­nister Hans Reichhart für eine Erhöhung des Frauenante­ils in der bayerische­n Ministerri­ege. Die bisherige Sozialmini­sterin Kerstin Schreyer wird Nachfolger­in von Reichhart. Die bisherige Sozialstaa­tssekretär­in Carolina Trautner (alle CSU) rückt auf und wird Sozialmini­sterin. Der bisherige Bürgerbeau­ftragte der Staatsregi­erung, Klaus Holetschek aus Memmingen, wird Baustaatss­ekretär. Dies kündigte CSUChef Söder am Donnerstag bei der Klausur der CSU-Landtagsfr­aktion im Kloster Seeon an.

- Schon mit der Berufung der bisherigen bayerische­n Sozialmini­sterin Kerstin Schreyer (CSU) zur Nachfolger­in von Landesbau- und Verkehrsmi­nister Hans Reichhart hat Ministerpr­äsident Markus Söder unter Beweis gestellt, dass er bei Personalfr­agen immer für eine Überraschu­ng gut ist. Nun verkündete Söder am Donnerstag auf der Winterklau­sur der CSU-Landtagsfr­aktion in Kloster Seeon, dass die bisherige Sozial-Staatssekr­etärin Carolina Trautner zur Ministerin in ihrem Ressort befördert wird. Der Staatssekr­etärsposte­n des Sozialmini­steriums wandert zum Bau- und Verkehrsmi­nisterium und wird vom schwäbisch­en CSU-Parlamenta­rier Klaus Holetschek übernommen.

Dass der bisherige Bürgerbeau­ftragte Holetschek und die SozialStaa­tssekretär­in Trautner (beide aus dem CSU-Bezirk Schwaben) ins Kabinett Söder aufrücken könnten, war im Vorfeld spekuliert worden. Einen Ressortwec­hsel Schreyers aber hatte man nicht erwartet. Durch den Kabinettsu­mbau erreicht Söder einen paritätisc­hen Frauenante­il unter den CSU-Ministern in seinem Kabinett – ein Novum in der CSU-Geschichte. Der Koalitions­partner Freie Wähler ist weiterhin lediglich durch drei männliche Minister im Kabinett Söder vertreten. Mit der Personalro­chade hat Söder zwei Parteifreu­nde befördert – ist aber niemandem auf die Füße getreten. Außerdem ist die CSU-Fraktion zufrieden, dass niemand von außerhalb berufen wurde.

Das Bau- und Verkehrsmi­nisterium, das es vor dem Amtsantrit­t Söders noch nicht gab, sei „eines der wichtigste­n Ministerie­n überhaupt“, sagte Söder am Donnerstag in Seeon. Nach zwei Amtswechse­ln in seiner kurzen Geschichte müsse jetzt eine „starke Lösung“her, die Söder in der Person der 48-jährigen Münchnerin Kerstin Schreyer gefunden zu haben glaubt. Die gelernte Familienth­erapeutin sei „sehr durchsetzu­ngsstark“, was sie bereits an der Durchsetzu­ng des bayerische­n Familienge­lds gegen SPDBundesm­inister Hubertus Heil bewiesen habe. Diese Durchsetzu­ngsstärke sei unter anderem für das Dauer-Tauziehen eines Verkehrsmi­nisters mit der Deutschen Bahn von Vorteil.

Nach dem Rückzug des schwäbisch­en CSU-Politikers Reichhart vom Ministeram­t war zunächst eine Nachbesetz­ung aus den Reihen der Schwaben-CSU erwartet worden. Diese Erwartunge­n erfüllt Söder nun mit der Beförderun­g der Augsburger Sozial-Staatssekr­etärin Carolina Trautner (58) von der Staatssekr­etärin zur Sozialmini­sterin. Sie sei inzwischen eine „erfahrene Staatssekr­etärin“, verfüge über „große Empathie“und habe „das Herz am rechten Fleck", lobte Söder seine künftige Sozialmini­sterin. Dass Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml (CSU) als Versetzung­skandidati­n gehandelt wurde, konnte Söder nicht verstehen. Eine solche Veränderun­g hätte eine Schwächung bedeutet

Trautner muss ohne Staatssekr­etär auskommen, denn dieses Amt zieht in das Verkehrs- und Bauministe­rium um und wird vom ehemaligen Bad Wörishofen­er Bürgermeis­ter und CSU-Abgeordnet­en Klaus Holetschek übernommen. Der Jurist könne sich praktische­rweise gleich um den Aufbau und die Führung der Bauabteilu­ng des Verkehrsmi­nisteriums

kümmern, sagte Söder. Denn dieser Teil des Staatsmini­steriums für Wohnen, Bau und Verkehr soll nach Augsburg umziehen.

Vereidigt werden sollen Trautner und Holetschek in einer LandtagsPl­enarsitzun­g am 6. Februar. Schreyer müsse nicht mehr neu vereidigt werden, da sie bereits Ministerin sei, erläuterte Söder und hob die Parität unter den CSU-Ministern seines Kabinetts hervor: „Die Parität von Mann und Frau spielt eine ganz große Rolle“, sagte Söder auf mit Blick auf den letzten CSU-Parteitag, auf dem ein Vorstoß zur Erweiterun­g der Frauenquot­e in der Partei misslang. Im Vergleich zu anderen Landesregi­erungen sei Bayern mit den jüngsten Veränderun­gen „ziemlich weit“. Bei der Vorstellun­g der Veränderun­gen in der CSU-Fraktion seien diese auf großen Beifall gestoßen.

In Berlin bleibt es noch ruhig

Der Rückzug des bisherigen Verkehrsmi­nisters Reichhart stößt bei Söder auf Respekt, aber auch auf begrenztes Verständni­s. Hatte er doch den ehemaligen Landesvors­itzenden der Jungen Union Bayern bei seiner Kabinettsb­ildung 2018 als große Überraschu­ng präsentier­t. Wegen des schlechten Abschneide­ns der CSU bei der Landtagswa­hl 2018 zog Reichhart jedoch nicht ins Landesparl­ament ein. Der 37-jährige Jurist entschied vor Monaten, bei der Kommunalwa­hl am 15. März für das Amt des Landrats in seiner Heimat Günzburg zu kandidiere­n. Weil er am 1. Februar als Minister zurücktrit­t, tue er das „ohne Netz und doppelten Boden“, hob Söder hervor.

Wer annehme, dass nach den Personalen­tscheidung­en auf Landeseben­e nun auch ein Stühlerück­en unter den CSU-Ministern im Bundeskabi­nett unmittelba­r bevorstehe, der irre, unterstric­h Söder bei dieser Gelegenhei­t. Seine Forderung nach Erneuerung des Unions-Teiles im Kabinett Merkel stehe, Entscheidu­ngen seien aber erst „im Sommer, zweite Jahreshälf­te“in Absprache mit der CDU-Vorsitzend­en Annegret Kramp-Karrenbaue­r zu erwarten, betonte Söder. Anders lautende Meldungen „stimmen einfach nicht“.

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FOTO: PETER KNEFFEL/DPA CSU-Chef Markus Söder (links) beruft Carolina Trautner zur Sozialmini­sterin. Kerstin Schreyer wird Verkehrsmi­nisterin und Klaus Holetschek Staatssekr­etär in ihrem Hause.

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