Lindau sollte auch Götzger ehren
Zum Bericht „Lindau feiert seinen Ehrenbürger Karl Schober“; LZ vom 10. Januar:
Seit mehr als fünfzig Jahren bin ich gelegentlicher Besucher der schönen Stadt Lindau. Als solcher fällt mir ein Gespräch ein, das ich bei einem früheren Besuch mit einem älteren Einwohner Lindaus hatte, in dem dieser den „Retter des Diebsturms“erwähnte. Mein Interesse für die Ehrenbürger der Stadt war nun geweckt. Nachforschungen im Internet und vor Ort hatten folgendes Ergebnis: Der „Retter des Diebsturms“ist nicht in der Auflistung der Ehrenbürger auf der Seite der Stadt zu finden. Andererseits kann man auf der weiteren Seite der Stadt feststellen, wie stolz man auf die Erhaltung von Diebsturm und Peterskirche ist, was dem „Ravensburger Maurermeister Johann Jacob Götzger“zu verdanken sei, der unter Einsatz eigenen Geldes 1817 beide Bauwerke vor dem Abriss durch die Stadt Lindau bewahrte und sie später der Stadt zurückschenkte. Was allerdings nicht auf der genannten Seite steht: Die Stadt dankte ihm nicht etwa mit Verleihung der Ehrenbürgerwürde, sondern dadurch, dass sie ein ehedem am Diebsturm befindliches kleines Schildchen, das auf die rühmliche Tat des Götzgers hinwies, nach einem Anstrich des Turms vor schätzungsweise vierzig Jahren nicht wieder anbrachte, sodass nichts mehr auf diesen selbstlosen Bürger hinweist. Zu dem vorgenannten Interneteintrag der Stadt ist noch anzumerken, dass er in wesentlichen Teilen falsch ist. Johann Jakob Götzger wurde zwar in „Alt-Ravensburg“geboren, war aber Maurermeister in Lindau und ist dort auch bestattet, wie man auf dem Alten Friedhof in Aeschach auf der Grabplatte lesen kann, die leider hinsichtlich des exakten Geburtsdatums unleserlich ist. Wäre es nicht an der Zeit, diesem ehemaligen Bürger posthum die Ehrenbürgerwürde zuzusprechen? Soweit ich dem im Internet veröffentlichten Stadtrecht entnehmen kann, hat sich die Stadt zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde keine besonderen Regelungen gegeben, sodass es ihr freisteht, den verdienstvollen Bürger Johann Jakob Götzger jetzt noch gebührend zu ehren.
Helmut Peters, Hamburg