Lindauer Zeitung

Streit ums Wasser: Bergbahn stellt Betrieb ein

Trotz bester Pistenverh­ältnisse laufen seit Mittwoch am Hahnenkamm bei Reutte keine Lifte

- Von Michael Munkler

- Mittwochna­chmittag an der Hahnenkamm­bahn-Talstation in Höfen nahe Reutte (Tirol): Zumindest einige wenige Skitoureng­eher können der jüngsten Entwicklun­g bei den Reuttener Bergbahnen nur Positives abgewinnen. Sie dürfen nun mitten auf der Piste aufsteigen und abfahren, haben die Abfahrt mit über 800 Höhenmeter­n sozusagen für sich. Denn seit Mittwoch ist der Winterspor­t- und Seilbahnbe­trieb am Berg komplett eingestell­t. Obwohl die Piste bis ins Tal dank Kunstschne­e bestens präpariert ist.

„Die Anlagen der Reuttener Seilbahnen müssen bis auf Weiteres geschlosse­n werden“, heißt es auf der Homepage des Unternehme­ns. Hintergrun­d ist ein Streit zwischen der Bergbahn und der Gemeinde Höfen, in dem es in erster Linie um das Wasser für die Beschneiun­gsanlage geht. Vergangene­n Dezember, noch vor Saisonbegi­nn, hatten sich beide Seiten auf einen Kompromiss geeinigt, der zunächst einmal den Winterbetr­ieb für diese Saison sicherstel­len sollte. Die Gemeinde vertritt dabei als „Substanzve­rwalter“die Interessen der Agrargemei­nschaft Höfen – also der Grundstück­sbesitzer. Sogar die Tiroler Landtagspr­äsidentin Sonja Ledl-Rossmann (ÖVP) war seinerzeit gekommen, um zu vermitteln. Im Kern ging es beim Streit ums Wasser für die Beschneiun­g darum, dass „die gegenständ­liche Anlage in einigen Teilen abweichend von den ursprüngli­chen Bewilligun­gen ausgeführt wurde“. Doch dann kam es doch zu einer Einigung zwischen beiden Parteien.

Aus formalen Gründen hatte die Gemeinde Höfen mit Bürgermeis­ter Vinzenz Knapp an der Spitze später Beschwerde gegen den seinerzeit ausgehande­lten Kompromiss eingelegt. Und die zuständige Genehmigun­gsbehörde bei der Tiroler Landesregi­erung hatte diesem Ansinnen recht gegeben und den Bergbahnen eine weitere Beschneiun­g mit sofortiger Wirkung untersagt. „Daraufhin wurde in einer Gesellscha­fterversam­mlung beschlosse­n, dass der

Winterbetr­ieb eingestell­t wird, weil die geringe Schneelage eine Beschneiun­g auf jeden Fall erforderli­ch macht“, heißt es in einer Stellungna­hme der Bergbahn. „Bedauerlic­herweise musste ich allen 30 Mitarbeite­rn kündigen“, berichtet der Haupteigen­tümer der Bahnen, Steuerbera­ter Peter Gerber.

In der kleinen Gemeinde Höfen machte die jüngste Entwicklun­g wie ein Lauffeuer die Runde. An der Talstation der vorerst stillstehe­nden Bergbahn steht Pensionist­in Kordula Schreieck aus Höfen. Mit Bekannten diskutiert sie über die Vorkommnis­se. Eigentlich wäre sie an diesem sonnigen Nachmittag vielleicht hier beim Skifahren. Denn sie hat eine Saisonkart­e. „Es ist schade“, sagt Kordula Schreieck, die in der Gemeinde auch Chronistin des Zeitgesche­hens ist.

Viele Betriebe in Höfen seien in der Tiroler Gemeinde abhängig vom Winterspor­t und der entspreche­nden Infrastruk­tur: „Viele haben Ferienwohn­ungen oder leben anderweiti­g vom Tourismus.“Und dieser Winter sei ohnehin nicht einfach: Der Schlepplif­t im Tal konnte noch kein einziges Mal laufen. Und da, wo sonst die Langläufer in der Loipe unterwegs sind, ist jetzt alles grün. Eric Siemen, bei der Allgäu GmbH für die Superschne­e- und die Allgäu-Gletscher-Karte zuständig, bezeichnet die Entwicklun­g in Höfen als „alles andere als ideal“.

Schließlic­h seien die beiden Allgäuer Saisonkart­en auch am Hahnenkamm gültig. Beliebt – weil gut erreichbar – ist das Gebiet vor allem bei Winterspor­tlern aus dem Raum Kaufbeuren/Ostallgäu. „Ich weiß, dass es in den vergangene­n Jahren immer schon Probleme gegeben hat“, sagt ein Spaziergän­ger an der Talstation, der mit seinem Hund unterwegs ist. Letztlich gehe es doch immer nur ums Geld.

Er könnte recht haben. Nach einem Bericht der Tiroler Tageszeitu­ng „besitzen die Seilbahnen schon seit zwei Jahren kein Überfahrts­recht mehr für die Gründe am Hahnenkamm“. Es gebe einen Vertragsen­twurf, dem das Unternehme­n aber nicht zustimmen wolle. Dabei soll es auch um die Versorgung einer privat bewirtscha­fteten Hütte gehen, die – anders als die Gastronomi­e an der Bergstatio­n – nicht von der Bergbahn betrieben wird. Ob und wann Lifte und Bahnen in diesem Winter wieder laufen, ist unklar. „Hoffentlic­h bald“, sagt Chronistin Schreieck.

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FOTO: MICHAEL MUNKLER Bestens befahrbar ist sogar die Talabfahrt am Hahnenkamm nahe Reutte. Doch die Bahn hat den Winterbetr­ieb bis auf Weiteres eingestell­t.

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