Streit ums Wasser: Bergbahn stellt Betrieb ein
Trotz bester Pistenverhältnisse laufen seit Mittwoch am Hahnenkamm bei Reutte keine Lifte
- Mittwochnachmittag an der Hahnenkammbahn-Talstation in Höfen nahe Reutte (Tirol): Zumindest einige wenige Skitourengeher können der jüngsten Entwicklung bei den Reuttener Bergbahnen nur Positives abgewinnen. Sie dürfen nun mitten auf der Piste aufsteigen und abfahren, haben die Abfahrt mit über 800 Höhenmetern sozusagen für sich. Denn seit Mittwoch ist der Wintersport- und Seilbahnbetrieb am Berg komplett eingestellt. Obwohl die Piste bis ins Tal dank Kunstschnee bestens präpariert ist.
„Die Anlagen der Reuttener Seilbahnen müssen bis auf Weiteres geschlossen werden“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens. Hintergrund ist ein Streit zwischen der Bergbahn und der Gemeinde Höfen, in dem es in erster Linie um das Wasser für die Beschneiungsanlage geht. Vergangenen Dezember, noch vor Saisonbeginn, hatten sich beide Seiten auf einen Kompromiss geeinigt, der zunächst einmal den Winterbetrieb für diese Saison sicherstellen sollte. Die Gemeinde vertritt dabei als „Substanzverwalter“die Interessen der Agrargemeinschaft Höfen – also der Grundstücksbesitzer. Sogar die Tiroler Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann (ÖVP) war seinerzeit gekommen, um zu vermitteln. Im Kern ging es beim Streit ums Wasser für die Beschneiung darum, dass „die gegenständliche Anlage in einigen Teilen abweichend von den ursprünglichen Bewilligungen ausgeführt wurde“. Doch dann kam es doch zu einer Einigung zwischen beiden Parteien.
Aus formalen Gründen hatte die Gemeinde Höfen mit Bürgermeister Vinzenz Knapp an der Spitze später Beschwerde gegen den seinerzeit ausgehandelten Kompromiss eingelegt. Und die zuständige Genehmigungsbehörde bei der Tiroler Landesregierung hatte diesem Ansinnen recht gegeben und den Bergbahnen eine weitere Beschneiung mit sofortiger Wirkung untersagt. „Daraufhin wurde in einer Gesellschafterversammlung beschlossen, dass der
Winterbetrieb eingestellt wird, weil die geringe Schneelage eine Beschneiung auf jeden Fall erforderlich macht“, heißt es in einer Stellungnahme der Bergbahn. „Bedauerlicherweise musste ich allen 30 Mitarbeitern kündigen“, berichtet der Haupteigentümer der Bahnen, Steuerberater Peter Gerber.
In der kleinen Gemeinde Höfen machte die jüngste Entwicklung wie ein Lauffeuer die Runde. An der Talstation der vorerst stillstehenden Bergbahn steht Pensionistin Kordula Schreieck aus Höfen. Mit Bekannten diskutiert sie über die Vorkommnisse. Eigentlich wäre sie an diesem sonnigen Nachmittag vielleicht hier beim Skifahren. Denn sie hat eine Saisonkarte. „Es ist schade“, sagt Kordula Schreieck, die in der Gemeinde auch Chronistin des Zeitgeschehens ist.
Viele Betriebe in Höfen seien in der Tiroler Gemeinde abhängig vom Wintersport und der entsprechenden Infrastruktur: „Viele haben Ferienwohnungen oder leben anderweitig vom Tourismus.“Und dieser Winter sei ohnehin nicht einfach: Der Schlepplift im Tal konnte noch kein einziges Mal laufen. Und da, wo sonst die Langläufer in der Loipe unterwegs sind, ist jetzt alles grün. Eric Siemen, bei der Allgäu GmbH für die Superschnee- und die Allgäu-Gletscher-Karte zuständig, bezeichnet die Entwicklung in Höfen als „alles andere als ideal“.
Schließlich seien die beiden Allgäuer Saisonkarten auch am Hahnenkamm gültig. Beliebt – weil gut erreichbar – ist das Gebiet vor allem bei Wintersportlern aus dem Raum Kaufbeuren/Ostallgäu. „Ich weiß, dass es in den vergangenen Jahren immer schon Probleme gegeben hat“, sagt ein Spaziergänger an der Talstation, der mit seinem Hund unterwegs ist. Letztlich gehe es doch immer nur ums Geld.
Er könnte recht haben. Nach einem Bericht der Tiroler Tageszeitung „besitzen die Seilbahnen schon seit zwei Jahren kein Überfahrtsrecht mehr für die Gründe am Hahnenkamm“. Es gebe einen Vertragsentwurf, dem das Unternehmen aber nicht zustimmen wolle. Dabei soll es auch um die Versorgung einer privat bewirtschafteten Hütte gehen, die – anders als die Gastronomie an der Bergstation – nicht von der Bergbahn betrieben wird. Ob und wann Lifte und Bahnen in diesem Winter wieder laufen, ist unklar. „Hoffentlich bald“, sagt Chronistin Schreieck.