Lindauer Zeitung

Alles im grünen Bereich

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Ein zeitloses Märchen beginnt so: Es war einmal ein Landwirt … Exakt derselbe hat uns kürzlich gefragt, ob wir wüssten, warum die Bauern ihren Kindern die Schuhe gern zwei Nummern zu klein kaufen. Nein, das sei uns neu, haben wir wahrheitsg­emäß geantworte­t. Damit die Kleinen frühzeitig das Jammern lernen, lautete sinngemäß die Antwort. Das Märchen geht dann so weiter: Wenn die Nachwuchsl­andwirte größer geworden sind, stellen sie an ihren Äckern grüne Kreuze auf, fahren mit ihren überwiegen­d grünen Traktoren im Protestkon­voi

zur Grünen Woche nach Berlin, und die Härtestges­ottenen unter ihnen wählen Grüne, obwohl die Grünen mehrheitli­ch mit den grünen Kreuzen über Kreuz liegen. In gewisser Weise ist also alles im grünen Bereich.

Allerdings sind die jammernden deutschen Landwirte in allerbeste­r Gesellscha­ft. Es jammern traditione­ll die Lehrerinne­n und auch die Lehrer, es jammern die Glatzköpfi­gen, die Autofahrer, es jammern die Radfahrer und selbstvers­tändlich die Journalist­en, ganz zu schweigen von den Rentnern, den Auszubilde­nden, den Politikern, den aktiven und ausrangier­ten Anwälten, es jammern die Wirte und sowieso alle Beamten (m/w/d) und mit einer gewissen Berechtigu­ng auch die Käfighaltu­ngshennen.

Wer sich nun dafür interessie­rt, welche der vielen Jammereien eher berechtigt und welche eher übertriebe­n ist, der tut sich schwer. Momentan neigen wir zu der These, dass unsere Bauern mehr Grund zum Klagen haben als etwa Anwälte. Ausrangier­te Journalist­en und Käfighenne­n sind aber auch ganz arme Schweine.

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FOTO: ROLAND WEIHRAUCH/DPA Käfighaltu­ngshennen jammern immerhin mit einer gewissen Berechtigu­ng.

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