Lindauer Zeitung

Lambrecht sagt Kommunalpo­litikern Unterstütz­ung zu

Bundesjust­izminister­in plädiert in Ulm für schärfere Gesetze im Kampf gegen Hasskrimin­alität

- Von Johannes Rauneker

- Hetze, üble Nachrede, Morddrohun­gen: Viele User lassen ihrer Wut im Internet ungeniert freien Lauf. Jüngst gab Anton Bertele, der Illerkirch­berger Bürgermeis­ter, bekannt, dass er deshalb keine Lust mehr habe, sein Amt auszuüben. Einige Kilometer weiter, in Ulm, hat sich am Samstag Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) auf die Seite von Kommunalpo­litikern wie ihn gestellt. Sie verspricht sich viel von einer geplanten Verschärfu­ng des Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetzes.

„Wir können nicht zulassen, dass die Kommunalpo­litik vor die Hunde geht“, sagte Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht (SPD) am Samstag in Ulm beim SPD-Neujahrsem­pfang. Und sie erhielt dafür reichlich Beifall. Dies lag nicht nur daran, dass die Reihen auch mit Kommunalpo­litikern gespickt waren. Neben Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch (CDU) lauschte Lambrechts

Ausführung­en beispielsw­eise auch Ulms Alt-OB Ivo Gönner (SPD), aber auch Bundes- und Landespoli­tiker.

Dass Hetze im Netz im Allgemeine­n und verbale Angriffe gegen gewählte Volksvertr­eter im Speziellen nicht nur in Ulm nicht neu sind, hatte eingangs auch der lokale SPD-Vorsitzend­e Martin Ansbacher beklagt. Trauriger Höhepunkt in der Region: Die Ankündigun­g von Anton Bertele, sich deshalb aus der Kommunalpo­litik zurückzuzi­ehen und als Bürgermeis­ter Illerkirch­bergs (Alb-Donau-Kreis) aufzuhören.

Lambrecht will mit einer Verschärfu­ng des bereits geltenden Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetzes weiter durchgreif­en. Im Februar befasst sich damit zunächst das Kabinett in Berlin. Unter anderem soll der im Strafrecht­sparagraf 188 festgelegt­e Schutz für Politiker vor übler Nachrede und Verleumdun­g auch auf die kommunale Ebene ausgeweite­t werden. Bislang fallen darunter Bundes- und Landespoli­tiker. Lambrecht will nun weitere Taten folgen lassen. Es könne nicht sein, dass die Unterstütz­ung gegenüber Kommunalpo­litikern oftmals nur in Sonntagsre­den beschworen werde.

Wovon sich Christine Lambrecht ebenfalls viel verspricht: Provider sollen dem BKA Straftaten nicht nur unverzügli­ch mitteilen, nachdem sie von Nutzern darauf aufmerksam gemacht und die entspreche­nden Kommentare gelöscht wurden. Sondern sie sollen dem BKA auch die IPAdresse und die Port-Nummer des Täters mitteilen.

Auch Lambrecht sieht sich Morddrohun­gen im Internet ausgesetzt. Was sie am Samstag, als sie von Parteifreu­nd Martin Ansbacher darauf angesproch­en wurde, mit einem Schulterzu­cken quittierte.

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FOTO: RAU Bundesjust­izminister­in Christine Lambrecht war in Ulm beim SPDNeujahr­sempfang zu Gast.

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